Biathlon
Johannes Kühns 2. Rang überstrahlt alles: Größter Erfolg des Tüßlingers ist bestes deutsches Ergebnis in Pokljuka

10.12.2018 | Stand 18.09.2023, 20:26 Uhr
Oliver Wagenknecht

Nie zuvor ist Johannes Kühn so sehr im Fokus der Öffentlichkeit gewesen wie beim Auftakt des Biathlon-Winters in Pokljuka: Sogar in der Hauptausgabe der "Tagesschau" wurde der 2. Platz des Tüßlingers im Einzel über 20km vermeldet. Sein bisher größter Erfolg in einem Weltcup-Rennen überstrahlte alles – sowohl bei Kühn selbst als auch beim gesamten deutschen Team, dessen Start in Slowenien ansonsten recht holprig war.

Den Nikolaustag 2018, den dürfte er nie vergessen. Dass ausgerechnet Kühn zum Mann des Tages werden würde, ist überhaupt nicht absehbar gewesen. Das schießlastige Einzel zählt ja nicht zu seinen Lieblingsdisziplinen. Und auch die Strecke, die an diesem Morgen sehr weich ist, spricht gegen den 1,88Meter großen und 82 Kilo schweren Sportler.

Doch von wegen: Kühn zeigt sich beim Nachholtermin des tags zuvor wegen Nebels abgesagten Rennens von Beginn an hellwach. Mit der niedrigen Startnummer 7 früh in den Wettkampf gegangen, übernimmt er 47 Minuten und 13 Sekunden später in der Zwischenwertung die Führung. Bemerkenswert dabei: Bei allen vier Schießeinlagen – je zweimal im Wechsel liegend und stehend – gibt sich der 27-Jährige keine Blöße. Sämtliche 20 Schuss ins Schwarze!

Dann beginnt für Kühn das lange Warten. Als der Franzose Simon Fourcade startet, an 87. Stelle unter 109Teilnehmern, hat Kühn schon reihenweise Glückwünsche entgegengenommen. Der erste Treppchenplatz im Weltcup, wo er 2012 just in Pokljuka sein Debüt gab, scheint ihm sicher. Sollte Kühn sogar Rang 1 halten können? Nein: Fourcade trifft ebenfalls alle Scheiben, und im Kampf gegen die Uhr hat der siebenmalige Gesamtweltcup-Sieger das bessere Ende für sich – um die Winzigkeit von 4,2 Sekunden.

Gelegenheit zum Feiern hatte der Wahl-Ruhpoldinger zunächst nicht. Es gab ja noch die Dopingprobe und außerdem stand am Folgetag mit dem 10-km-Sprint bereits das nächste Rennen auf dem Plan. Kühn – in der überregionalen Berichterstattung wahlweise bezeichnet als "Passauer" (nach seinem Geburtsort) oder "Reit-im-Winkler" (wo er dem örtlichen Wintersportverein angehört) – stieß erst am Abend darauf mit den DSV-Kameraden an. Arnd Peiffer, frischgebackener Vater einer Tochter, hatte Bier ausgegeben.

In den beiden weiteren Rennen lief’s für Kühn nicht gut: Im Sprint nach drei Schießfehlern nur Position48 und schlechtester von sechs Deutschen, in der Verfolgung über 12,5 km mit sechs Fehlschüssen Rang 47. Aber sei’s drum! Mit seinem Einzel-Coup, zugleich einziger Podestplatz der deutschen Männer und Frauen in den Tagen von Pokljuka, hat er für sich Geschichte geschrieben.

Persönlich freuen konnte sich Johannes Kühn noch über 12000Euro Prämie und 54 Weltcup-Punkte. Und: Ganz nebenbei hat er auf Anhieb das Ticket für Östersund gelöst. Dort findet im März die WM statt – seine erste.

Mehr im Alt-Neuöttinger/Burghauser Anzeiger (Dienstagsausgabe)