"Jeder weiß es, keiner macht was": Schiedsrichter Wührer erneut scharf in der Kritik

17.11.2017 | Stand 25.10.2023, 11:01 Uhr

"Der Schiedsrichter hat stets die Würde seines Ehrenamtes zu wahren und alles zu vermeiden, was dem Ansehen der Schiedsrichter abträglich ist", heißt es in §10 Absatz 2 der Schiedsrichterordnung. − Foto: Arne Dedert/dpa

Im vergangenen Jahr sorgte Schiedsrichter Franz Wührer (63) mit seinem Verhalten bei einem Mädchenspiel für Empörung und negative Schlagzeilen. Die Schiri-Chefs kündigten intensive Aufarbeitung an. Doch passiert ist wohl nichts. Nach neuerlichen Vorfällen reicht es vielen Vereinen.

Fairplay wird beim Bayerischen Fußball-Verband groß geschrieben. Mit vielen Aktionen wirbt die Dachorganisation der Fußballvereine im Freistaat tagein, tagaus, landauf, landab für einen respektvollen Umgang aller Beteiligten auf und neben den Sportplätzen. Einen besonderen Stellenwert hat dabei der Schiedsrichter – und das völlig zurecht, denn Wochenende für Wochenende macht der Großteil der Unparteiischen einen guten Job. Aber: Berichte über teils gewalttätige Übergriffe auf Unparteiische häufen sich in jüngerer Vergangenheit und mahnen dazu, Fairplay immer wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Das macht der BFV. Doch wie sieht es in umgekehrter Richtung aus – wenn Schiedsrichter sich respektlos benehmen? Der Fall eines Referees aus dem Landkreis Passau wirft kein gutes Licht auf die pfeifende Zunft und ihr Krisenmanagement.

Rückblende: Im vergangenen Herbst sorgte Schiedsrichter Franz Wührer für einen Eklat bei einem Mädchen-Spiel im Landkreis Rottal-Inn. Beide Mannschaften berichteten von einem eigentlich problemlosen, fairen Spiel, das der für den SV Haarbach (Lkr. Passau) pfeifende Unparteiische unnötig aufgebauscht habe, so dass es schließlich zum Verweis eines Trainers vom Sportgelände kam und mit völlig konsternierten Beteiligten endete. "So etwas haben wir in unserer langjährigen Fußball-Laufbahn noch nie erlebt", betonten die Vereins-Verantwortlichen mit Blick auf das Auftreten des Schiris unisono.

Die Heimatsport-Redaktion berichtete über den Vorfall und bekam eine Vielzahl von fassungslosen Reaktionen, die allesamt von ähnlich (schlechten) Erfahrungen mit Schiri Wührer kündeten. Passaus Kreisschiedsrichter-Obmann Michael Emmer kündigte Aufklärung an, passiert ist seither aber wohl eher nichts. Im Gegenteil: Grade in jüngerer Vergangenheit haben sich die Probleme mit dem Haarbacher wieder gehäuft.

"In unserer Gegend wird es wohl keinen Verein geben, der nicht schon einmal negative Erfahrungen mit Herrn Wührer gemacht hat", erzählt ein Vereinsverantwortlicher aus dem südlichen Landkreis Passau. "Wenn er pfeift, ist es ein Wunder, wenn es keine Schwierigkeiten gibt", sagt ein anderer. Es sind immer wieder die selben Verhaltensweisen, die die Vereins-Mitarbeiter, darunter einige Schiedsrichter, den Kopf schütteln lassen. "Er tritt aggressiv auf, wertet Menschen persönlich ab, beschimpft diese mit derben Ausdrücken und tickt häufig regelrecht aus", stellen die Verantwortlichen heraus. Wührer suche gezielt nach Streit, sei es vor, während und nach den Spielen. "Er provoziert bei absolut problemlosen Spielen oft völlig grundlos Spieler, Trainer oder Zuschauer. Sagt dann einer etwas, zeigt er Karten oder droht mit Anzeige. Er sucht den Stress, ergötzt sich daran, wenn das Spiel aus dem Ruder läuft."

Was den Vereinen besonders sauer aufstößt, ist der Einsatz von Wührer im Juniorenbereich. "Eigentlich sollte er eine Vorbildfunktion haben. Das Gegenteil ist aber der Fall. Er behandelt die Kinder aggressiv und respektlos und bei den Kleineren legt er sich mit den Eltern am Spielfeldrand an. So jemanden sollte man nicht auf Kinder loslassen", berichtet ein Vereinsvertreter.

Von mehr als 20 Vereinen ist die Rede, die Schiedsrichter Wührer für ihre Spiele mittlerweile ablehnen und das teils auch offiziell in Schreiben an Verantwortliche deutlich gemacht haben.

Der in der Kritik stehende Unparteiische wollte sich nicht zu den Vorwürfen äußern. Im Gegenteil: Statt über die einzelnen Fußballspiele zu sprechen, teilte Franz Wührer mit, dass er einen Autor dieses Berichts und einen weiteren Redakteur der Heimatsport-Redaktion anzeigen werde.

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