Ismaik zahlt nicht! 1860 München stürzt in den Amateurbereich ab

02.06.2017 | Stand 02.06.2017, 21:40 Uhr

Zerreißprobe: Hasan Ismaik will 1860 München auch in Zukunft unterstützen – doch ob das auch der Verein will? −Fotomontage: Imago

Die Zeiten des Profifußballs bei 1860 München sind vorerst vorbei. Weil Geldgeber Ismaik eine Millionen-Überweisung verweigert, muss der Traditionsverein in eine Amateurklasse. 1860 sei in der Regionalliga als zusätzliches 19. Team willkommen, sagte BFV-Präsident Rainer Koch. Allerdings müsse dazu erst ein Antrag gestellt werden, der vom Geschäftsführer zu unterschreiben ist.

Keine Millionen aus Abu Dhabi, kein Profifußball mehr beim TSV 1860: Der Münchner Traditionsverein wird nach einer dramatischen Entscheidung von Investor Hasan Ismaik in die Amateurklassen durchgereicht. Wie der Geschäftsmann am Freitag bekanntgab, habe er die für eine Lizenz in der 3. Liga nötige Zahlung von rund 10 Millionen Euro verweigert. Allerdings erklärte der umstrittene Jordanier, dass er sein Engagement bei den "Löwen" trotzdem weiterführen werde. "Auch in der 4. oder 5. Liga", hieß es. Wahrscheinlich ist, dass 1860 künftig in der Regionalliga Bayern an den Start geht.

Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat dem TSV 1860 München zumindest eine Teilnahme an der Regionalliga in Aussicht gestellt. BFV-Präsident Rainer Koch knüpfte eine Eingliederung in die vierthöchste Klasse aber an Bedingungen. Ein Regionalligist müsse "rechtlich unabhängig" sein, betonte Koch am Freitagabend. Er spielte damit auf offensichtliche Bestrebungen Ismaiks an, sich noch mehr Einfluss im Club zu sichern und die 50+1-Regel aufzuweichen. Jene Regelung, nach der Stammvereine gegenüber Investoren stets die Entscheidungshoheit behalten müssen, sei auch im Amateurbereich in Bayern in Kraft. "Wir werden auf keinen Fall dulden, wenn eine Situation entsteht, dass der TSV 1860 München unter Druck gesetzt oder in eine Situation versetzt wird, dass führende Funktionäre von außen rechtlich beherrscht werden", betonte Koch, der im Deutschen Fußball-Bund (DFB) als Vizepräsident für Amateure zuständig ist.

1860 dagegen steht vor dem Nichts. Neben der sportlichen ist auch die organisatorische Zukunft an der Grünwalder Straße völlig offen. In dieser Woche waren Geschäftsführer Ian Ayre und Vereinspräsident Peter Cassalette zurückgetreten. Abstiegs-Trainer Vitor Pereira hatte schon nach dem Relegations-K.o. gegen Jahn Regensburg (1:1/0:2) vom Scheitern seiner Mission gesprochen und einen Weggang angedeutet.

Nur Ismaik scheint fest entschlossen, die Sechziger nicht zu verlassen. "Seine emotionalen Bindungen zu 1860 und sein Loyalität gegenüber den Fans bleibt stark", hieß es in einer Mitteilung. Der Jordanier ist der Hauptanteilseigner bei den "Löwen".

Als Grund für seine Entscheidung gab der unberechenbare Milliardär an, dass seine jüngsten Forderungen vom Stammverein nicht umgesetzt worden seien. Der e.V. hatte schon am Donnerstag kundgetan, seine Statuten nicht zu Ismaiks Zufriedenheit ändern zu können. "Dass ich dazu gezwungen werde, eine solche Entscheidung zu treffen, macht mich traurig", schrieb Ismaik und gab an, dass der Verein Steuerprobleme habe, die nicht angegangen würden. Seine "begründeten Forderungen" seien "seit Monaten auf taube Ohren gestoßen".

"Das Engagement von Hasan Ismaiks für den TSV 1860 war über die letzten Jahre hinweg unerschütterlich. Leider ist es Herr Ismaik derzeit jedoch nicht möglich, den erheblichen Betrag, der für die 3. Liga benötigt wird, bereitzustellen, da die e.V. sich weigert, notwendige Änderungen vorzunehmen, um die vielen Themen, mit denen der Verein konfrontiert ist, zu lösen", heißt es in einer Mitteilung seines Unternehmens HAM.

Und weiter: "Diese Entscheidung berührt in keinem Fall das Engagement von Hasan Ismaik für 1860. Herr Ismaik wird dem Club auch in der 4. oder 5. Liga unterstützen und notwendige Veränderungen vorantreiben. Seine emotionalen Bindungen zu 1860 und seine Loyalität gegenüber den Fans bleibt stark. Auch das finanzielle Engagement für die gemeinnützigen Arbeiten der TSV 1860 e.V. ist von der oben genannten Geschäftsentscheidung nicht betroffen."

Eine Reaktion des DFB oder des Bayerischen Fußball-Verbands auf die Entscheidung "mit dramatischen Konsequenzen" (Ismaik) gab es zunächst nicht. Unklar ist auch, in welchem Stadion die Sechziger künftig spielen. Viele Fans träumen von einem Auszug als Mieter der verhassten Allianz Arena des Stadtrivalen FC Bayern und einer Rückkehr in das Grünwalder Stadion. Bürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte 1860 München seine Hilfe bei der Stadionsuche angeboten.

Den ganzen Tag hatten Fans und Fußballinteressierte auf die Ereignisse bei 1860 München geblickt. Hier die wichtigsten Meldungen über die Löwen vom Freitag, u.a. haben einige Fans ein Vereinsausschluss-Verfahren für Ismaik beantragt.