Hoffnung hamstern geht jetzt gerade nicht mehr. Zumindest nicht so, wie sich das die evangelische Pfarrerin Karolin Gerleigner vorgestellt hat. In der Plattlinger Kirche hat sie in den Taufstein vor dem Altar bunte Kärtchen mit Sätzen aus der Bibel gelegt: "Gott spricht: Ich will den Durstigen geben, von der Quelle des lebendigen Wassers, umsonst" aus der Offenbarung des Johannes. Oder aus Psalm 37 "Vertraue Gott Deine Wege an und hoffe, dass er es gut macht". Wer in die Kirche kam, merkte, wie wichtig es der evangelischen Pfarrerin ist, da zu sein für ihre Gemeinde. Die Menschen sollten merken: "Wir vergessen Euch nicht". Seit Samstag bleibt die Kirchentüre zu.
Es sei eine ungewohnte Situation für sie, nicht zu den Menschen gehen zu können, sagt Gerleigner am Telefon. Auch sie darf das Haus kaum verlassen. Die Ausnahmen: Sterbende begleiten, Beerdigungen, die nötigsten Besorgungen und Spaziergänge alleine mit ihrer kleinen Tochter Felicitas und vielleicht ihrem Mann, wenn der nicht gerade arbeiten muss. Den Sonntagvormittag hat Gerleigner zu Hause im Gebet verbracht, bei einem Gottesdienst im Fernsehen. Da habe sie sich mit den anderen verbunden gefühlt. "Es entsteht eine Gemeinschaft, die über das hinaus geht, was wir wahrnehmen können". Die Verbundenheit sei ein starkes Gefühl, sie gebe Kraft und Hoffnung. In seinem 2. Brief an Timotheus hat Paulus geschrieben: "Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht."
Trotz all der Einschränkungen ist die Pfarrerin für ihre Gemeinde da. Mit ihrer Tochter Felicitas auf dem Schoß telefoniert sie mit den Menschen, die sonst immer in die Kirche kommen. Jetzt wird es zum Vorteil, dass die aktive evangelische Gemeinde überschaubar ist. Gerleigner kennt die Menschen und weiß, was sie bedrückt. Wer mit ihr sprechen möchte, erreicht sie über die Telefonnummer des Pfarramtes (✆ 09931/2818).
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Tröstende Worte aus Psalm 121 hat Karolin Gerleigner mit Kreide auf das Pflaster vor den Eingang der evangelischen Kirche geschrieben. Seit Samstag muss die Kirchentüre geschlossen bleiben. −F.: Summer
