Schauplätze Berlin und Antwerpen
Hasstiraden, Schlägereien und ein Böllerwurf: Europapokal-Abend der Schande

01.10.2021 | Stand 01.10.2021, 14:08 Uhr

Maccabi-Haifa-Fans im Berliner Olympiastadion: Beschimpfungen, Drohungen und Bierbecherwürfe aus dem gegnerischen Block ausgesetzt. −Foto: dpa

Antisemitische Beleidigungen bei Union Berlin, der Versuch, eine Israel-Fahne zu verbrennen, und massive Ausschreitungen mit einem Böllerwurf gegen Kevin Trapp in Antwerpen: Hässliche Szenen überschatteten den aus deutscher Sicht sportlich so erfolgreichen Europacup-Abend. Die Vorfälle vom Donnerstag lösten heftige Reaktionen aus.

Die Botschaft des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Berlin war jedenfalls unmissverständlich. Man erwarte, "dass gegen Antisemitismus im Stadion konsequent vorgegangen wird", hieß es in einem Tweet, nachdem es beim Spiel des israelischen Meisters Maccabi Haifa im Olympiastadion offenbar zu antisemitischen Vorfällen gekommen war.

Erstmals seit den Nazi-Spielen Adolf Hitlers 1936 spielte beim Sieg von Union Berlin gegen Haifa (3:0) ein israelisches Team im Olympiastadion, wo die Köpenicker ihre Heimspiele in der Conference League austragen müssen. Im Vorfeld hatte Maccabi das Holocaust-Mahnmal in Berlin besucht.

Auf den Tribünen kam es aber offenbar zum Eklat. "Im gemischten Block wurden wir von Union-Fans bedroht, mit Bier beworfen" und unter anderem "als "scheiß Juden" beleidigt", heißt es in einem Tweet des Forums. Zudem habe ein Anhänger der Köpenicker versucht, "die Israel-Fahne einer unserer Zuschauerinnen anzuzünden", was durch Zivilpolizisten verhindert worden sei.

Es habe auch Fans gegeben, "die sich gegen dieses Verhalten ausgesprochen haben", hieß es, dennoch sei die Gruppe "sicherheitshalber in den Maccabi-Block gewechselt". Für "die Welle der Solidarität online" und bei den "Union-Fans, die sich im Stadion mit uns solidarisiert haben", bedankte sich das Forum.

Die Berliner Polizei konnte auf SID-Anfrage zunächst keine Auskunft geben, kündigte aber eine Stellungnahme an. Die Berliner, denen ein Disziplinarverfahren droht, baten via Twitter um Hilfe bei der Ermittlung der mutmaßlichen Täter. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) prüft diese Vorfälle – ebenso wie die aus Belgien.

Schon vor dem hitzigen Duell bei Royal Antwerpen (1:0) randalierten Fans von Eintracht Frankfurt, die bereits in der Vergangenheit mehrmals für negative Schlagzeilen gesorgt hatten. Sie griffen eine Bar an und lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei. Im Stadion fielen dann die belgischen Anhänger durch aggressives Verhalten auf. Erst wurde Trapp von einem Böller getroffen, der Nationaltorhüter konnte nach Behandlung aber weiterspielen. Dann sollen belgische Zuschauer nach dem Eintracht-Treffer Frankfurter Fans auf der Tribüne angegriffen haben. "Das sind Szenen, die wir nicht sehen wollen", sagte SGE-Profi Timothy Chandler bei TVNOW. Und auch Trainer Oliver Glasner verurteilte den Böllerwurf: "Wenn du das im Shopping-Center machst, wirst du wahrscheinlich abgeführt. Das hat in unserer Gesellschaft nichts verloren."

− sid