Beim BVB auf dem Abstellgleis
Götzes Abschied durch die Hintertür: Der traurige Abgang des einstigen WM-Helden – auch ein Urgestein geht

26.06.2020 | Stand 26.06.2020, 16:00 Uhr

Weltmeister Mario Götze, der zuletzt bei Borussia Dortmund nicht mehr gefragt war, darf auch am letzten Spieltag der Bundesliga nicht spielen. −Fotos: Thissen, dpa/Jaspersen, dpa

Kein letzter Auftritt im BVB-Trikot, nur eine kleine Verabschiedung vor leeren Rängen: Mario Götze steht bei Borussia Dortmund vor einem Abgang durch die Hintertür. In Coronazeiten wird seine Geschichte in Schwarz-Gelb ein stilles Ende nehmen – und das steht irgendwie sinnbildlich für das verkorkste Comeback des einst gefeierten Helden beim BVB. Aus der früher so innigen Liebesbeziehung wurde im zweiten Anlauf nicht mehr als ein teures Missverständnis.

Und Götze wird das letzte Spiel vor dem Auslaufen seines Vertrages nur als Zuschauer verfolgen können. Der 28-Jährige konnte sich wegen zahlreicher Krankenhausbesuche rund um die zu frühe Geburt seines Sohnes Rome am 6. Juni nicht an die Hygieneauflagen der DFL halten, deshalb darf er zum Saisonabschluss am Samstag gegen die TSG Hoffenheim nicht im Kader stehen.

Damit wird ausgerechnet der Auftritt gegen seinen alten Arbeitgeber Bayern München am 26. Mai (0:1) sein letzter für die Schwarz-Gelben bleiben. Seit seiner Rückkehr aus der bayerischen Landeshauptstadt im Jahr 2016 wurde der 28-Jährige aufgrund von Verletzungen, schwacher Leistungen und des nicht zu ihm passenden Spielsystems von Lucien Favre sportlich nie wieder richtig glücklich. Wie es mit dem Siegtorschützen der WM 2014, die ihm einst die Plattform für eine Weltkarriere bereitet hatte, weitergeht, ist noch völlig offen. Gerüchten zufolge zeigen Klubs aus Italien und Spanien Interesse.

Auch Kultreporter Karlheinz Kas legt Götze im "Kas der Woche" einen Wechsel ins Ausland nahe:



Neben Götze müssen wegen der Coronakrise auch zahlreiche weitere Spieler auf große Szenen zum Abschied verzichten. So lief Timo Werners letzter Auftritt im Heimstadion von RB Leipzig in der vergangenen Woche eher emotionslos ab. Sportdirektor Markus Krösche und Geschäftsführer Oliver Mintzlaff überreichten vor dem Anpfiff ein kleines Geschenk und posierten in der leeren Arena mit dem Nationalspieler auf Abstand für ein Abschiedsfoto – das war’s, Werner wird zum FC Chelsea wechseln.

Ähnlich dürfte es in Bremen zugehen, wenn eine Bundesliga-Ikone letztmals auf der großen Fußball-Bühne in Erscheinung tritt. Fanliebling Claudio Pizarro droht dabei neben dem Abschied ohne Zuschauer zum Karriereende allerdings auch noch der Abstieg. Sicher würde der Peruaner seine erfolgreiche Laufbahn für die noch mögliche Relegation gerne um zwei Partien ausdehnen.

Der Spaßvogel und Menschenfänger, wie ihn sein Ex-Trainer Thomas Schaaf einst bezeichnete, hat nach 489 Bundesliga-Einsätzen die ganz große Magie aber verloren. Als mehrfacher Bundesliga-Rekordhalter, beispielsweise ältester Torschütze, spielte er in dieser Saison bei Werder keine Rolle mehr und kam bei 17 Einsätzen nur noch auf 212 Spielminuten. Dabei erzielte der 41-Jährige, den Bremens damaliger Geschäftsführer Jürgen Born 1999 für 1,6 Millionen Mark an die Weser holte, keinen Treffer mehr. Die Höchststrafe zum Karriereende wäre für den Triple-Sieger von 2013 mit Bayern München, der längst seinen Lebensmittelpunkt in der bayerischen Landeshauptstadt hat, jedoch ein Abstieg mit Werder Bremen – und das will die peruanische Frohnatur auf keinen Fall erleben.

Nicht ganz so traurig dürfte indes Schalke-Torhüter Alexander Nübel angesichts der Stille in den Stadien sein. Denn dem U21-Vizeeuropameister bleiben vor seinem Wechsel zu Bayern München wohl zahlreiche Pfiffe des eigenen, über den Transfer verärgerten Anhangs erspart. Auch in Zeiten der ruhigen Abschiede gibt es zumindest kleine Gewinner.

− sid/dpa