Gewohntes Gegeneinander: Wie die Löwen sich – wieder einmal – das Leben schwer machen

22.03.2019 | Stand 19.09.2023, 0:56 Uhr

Vor dem Absprung? Efkan Bekiroglu (l, gegen Hachings Stephan Hain) soll Angebote von höherklassigen Vereinen haben. −F.: Leifer

Es ist wie so oft: Gibt es einmal sportlich keinen Grund zur Sorge, eröffnet der TSV 1860 München mit großer Verlässlichkeit einen Nebenschauplatz. Das war zu Zweitliga-Zeiten so. Das ist auch jetzt, in der 3. Liga, so. In der Tabelle stehen Löwen vor dem Heimspiel am Samstag gegen den SV Meppen (14 Uhr/Magenta Sport) mit 40 Punkten komfortabel im Mittelfeld, könnten also – wie vor der Saison gewünscht – frühzeitig für die kommende Spielzeit planen. Und da beginnt’s: Wie viel dürfen Sportchef Günther Gorenzel und Trainer Daniel Bierofka investieren? Oder besser: Dürfen sie überhaupt investieren?

Stand jetzt: eher nicht. Auf höchstens 3,5 Millionen Euro soll der Etat zusammengestrichen werden. Heißt: Es müssen erst Spieler gehen, damit neue geholt werden können. Investor Hasan Ismaik ist erstmal außen vor. Während die einen den Weg der Konsolidierung als den einzig sinnvollen sehen, bezeichnet der Jordanier die Vereinsseite als "undankbar". Auslöser dafür war ein offener Brief von Präsident Robert Reisinger. Darin legte er dar, dass Ismaiks bisherige Investitionen keineswegs Geschenke gewesen seien, sondern den Schuldenstand des Vereins immer weiter in die Höhe getrieben hätten. Auch an der Umwandlung von Darlehen in Genussscheine sei "nichts ehrenrührig.", heißt es. Doch was ist die Alternative für 1860? Mit einem Etat von knapp über 3 Millionen Euro liegt man selbst in Liga 3 im unteren Mittelfeld. Dabei heißt das Ziel: Schnellstmöglich zurück in die 2. Bundesliga.

"Wir halten mittelfristig eine Diversifikation der Kapitalgeber (...) für wichtig", schreiben Reisinger und seine Präsidiumskollegen. Dadurch würden Risiken abgebaut: "Die Lasten im Profifußball müssen auf mehrere Schultern verteilt werden." Es gebe seriöse Interessenten für einen Einstieg als dritter Gesellschafter (neben Ismaik und dem Verein). Dafür bräuchte es wiederum die Zustimmung der Investorenseite, Anteile an der Kapitalgesellschaft abzugeben. Doch dem Vorschlag sei in der jüngsten Aufsichtsratssitzung "eine spontane Absage erteilt" worden, heißt es. Die Vereinsseite habe dort auch vier Zukunfts-Modelle vorgelegt – die alle von der Investorenseite abgelehnt wurden. Ismaik und seine Mitstreiter wehrten sich: Man sei "ständig darum bemüht, gemeinsam einen wirtschaftlich darstellbaren Weg zur Erreichung der sportlichen Ziele zu ermöglichen", teilten sie mit.

Bierofka: "Lasse mich nicht zum vereinspolitischen Spielobjekt machen"

Bei all dem Hick-Hack ist eines klar: Einigen sich die Parteien nicht, wird sich das Gesicht des der Mannschaft von Daniel Bierofka im Sommer verändern – mehr als diesem lieb sein wird. Derzeitige Leistungsträger wie Torwart Marco Hiller sowie die Mittelfeldspieler Efkan Bekiroglu und Daniel Wein sollen von höherklassigen Klubs umworben werden. Der Vertrag von Aufstiegsheld Aaron Berzel kann – Stand jetzt – wohl nicht verlängert werden.

Und Bierofka selbst? Der denkt nicht an Abschied, äußerte sich zur Behauptung der Investorenseite, der Streit würde den Trainer langsam entnerven: "Ich lasse mich nicht zum politischen Spielobjekt machen." Er konzentriere sich auf sportliche Aufgaben – die nächste heißt Meppen.