Verwirrspiel um Teamsport
Fußball-Training möglich, aber einige Städte und Gemeinden sperren weiter ihre Plätze

12.05.2020 | Stand 19.09.2023, 1:35 Uhr

Sie dürfen vielerorts noch nicht auf den Platz: Viele junge Fußballer sehnen sich danach, endlich wieder mit ihren Freunden im Verein kicken zu dürfen. Seit gestern gelten erste Lockerungen, ein richtiges Mannschaftstraining oder gar ein echtes Spiel sind aber auch für die Erwachsenen noch nicht in Sicht – außer für die Herren Neuer und Reus in der Bundesliga. −Foto: Andreas Lakota

Verwirrung und Verunsicherung herrscht in Bayern bei Sportvereinen und insbesondere Mannschaftssportlern. Seit Montag gelten neue Lockerungen in Bezug auf die Corona-Pandemie und eingeschränkter Trainingsbetrieb ist unter freiem Himmel wieder erlaubt. Allerdings befinden sich die Sportanlagen zumeist in der Hand der Städte und Gemeinden – einige dieser Kommunen wollen ihre Plätze vorerst nicht für Teams öffnen.

Training von Individualsportarten im Breiten- und Freizeitbereich kann in Bayern seit Montag unter Einhaltung gewisser Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt werden. Das ist relativ klar. Kompliziert wird es bei Teamsportarten: "Mannschaftsbezogene Sportarten, die einen Körperkontakt nicht ausschließen lassen, wie Fußball, Volleyball, Basketball, Football usw. können derzeit nicht ausgeführt werden." Genau diese Formulierung sorgt für die größte Verwirrung, denn daraus könnte abgeleitet werden, dass Teamtraining grundsätzlich untersagt ist. Dies ist allerdings nicht der Fall, wie das Innenministerium unserer Zeitung bereits vor dem Wochenende bestätigte und mittlerweile auch offiziell kommuniziert. Untersagt ist nur die ursprüngliche Variante der Mannschaftsportarten (z.B. Zweikämpfe, Spielformen). Möglich ist dagegen laut Ministerium ein kontaktloses Training in Form von z.B. Taktik-, Technik- oder Konditionstraining o.ä., wenn dies im Freien und mit insgesamt höchstens fünf Personen stattfindet. Auch mehrere Kleingruppen auf einem Platz sind erlaubt, solange die entsprechenden Abstandsregeln nicht nur unter den Spielern innerhalb der Kleingruppe, sondern auch zwischen den einzelnen Kleingruppen eingehalten werden. Insgesamt dürfen sich höchstens 20 Personen auf dem Platz aufhalten.

In den meisten Landkreisen und Städten gibt es grundsätzlich grünes Licht von den Behörden. "Wir können unseren Kommunen nur die Empfehlung an die Hand geben, dass nach derzeitiger Lage eine Öffnung der Sportplätze zum Trainingsbetrieb unter Einschränkungen möglich ist", erklärt Werner Windpassinger, der Pressesprecher des Landratsamts Passau. Entscheiden sollten die jeweiligen Gemeinden vor Ort im eigenen Ermessen. "Keine Kommune wird gezwungen, die Anlagen zu öffnen", ergänzt Christian Müller vom Bürgertelefon des Landkreises Deggendorf.

Stadt Passau: "Verantwortung bei Vereinsvorständen"

Gesperrt bleiben vorerst laut einer PNP-Umfrage die Fußballplätze im Stadtgebiet Pocking. In Vilshofen ist bislang keine Entscheidung gefallen. "Es liegen uns aber auch keine Anfragen seitens der Vereine vor", betont der Geschäftsleitende Beamte Manfred Huber. In Hauzenberg steht man eine Öffnung kritisch gegenüber: "Die Anlagen in Hauzenberg mit Stadion und Kunstrasen, in Oberdiendorf, Haag, Kropfmühl und Oberkümmering sind aktuell noch geschlossen. Die Gestaltung der Trainingseinheiten stellt die Übungsleiter vor große Herausforderungen", sagt Alexander Höllmüller, der Geschäftsleiter der Stadt Hauzenberg. "Wir bieten jedoch an, die Plätze zu öffnen, wenn die Vereine schlüssige Hygiene- und Trainingskonzepte vorlegen sowie jeweils einen festverantwortlichen Ansprechpartner hierfür nennen." Individuelles leichtathletisches Training sei im Stadion jedoch wieder möglich – unter Einhaltung der Vorgaben. Auch die Stadt Passau sei gerne bereit, Mannschaftstraining zuzulassen. "Klar muss aber sein, dass die Verantwortung bei den Vereinsvorständen liegt, dafür Sorge zu tragen, dass kein Kranker die Anlage betritt und die vorgeschriebenen Regelungen strikt eingehalten werden. Wir werden die Vereine schriftlich über die neuen Rahmenbedingungen informieren, diese können sich bei Interesse beim städtischen Sportamt melden", heißt es in der Pressemitteilung. Aber: Viele Rasenplätze sind nach PNP-Informationen derzeit in der vorgezogenen Sommerpflege-Phase und daher für den Trainingsbetrieb gesperrt.

TSV Regen will Bayerwaldstadion noch nicht öffnen

Das Bayerwaldstadion in Regen bleibt womöglich noch Wochen geschlossen, während in den Nachbarstädten Zwiesel und Viechtach eine Nutzung gestattet ist. "Wir haben uns innerhalb des Vereins besprochen und gemeinsam entschieden, die Anlage nicht zu öffnen", sagt TSV-Vorsitzende Diana Arz. Weil der Verein das Stadion gepachtet hat, darf der Verein auch über die Nutzung entscheiden. "Da spricht aus städtischer Sicht nichts dagegen", informiert Manfred Eichinger, der für die Liegenschaften der Kommune zuständig ist. Die Öffnung der Sportstätte ist für die TSV’ler im Moment allerdings noch keine Option. "Allein die Betreuung können wir personell nicht stemmen", sagt Diana Arz. "Sollte dann was passieren, wollen wir uns auf gar keinen Fall Vorwürfe gefallen lassen. Wir gehen daher den vorsichtigen Weg, schauen erst, wie andere Vereine mit diesem Thema umgehen."

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