Fan-Wut, Shitstorm, Polizeischutz: Turbulenzen beim österreichischen Bundesligisten Ried

11.02.2017 | Stand 11.02.2017, 8:00 Uhr

Franz Schiemer (l.) löst beim SV Ried Stefan Reiter (r.) ab. − Foto: imago/SV Ried

Noch ist keine Minute in der Rückrunde gespielt und bei der SV Guntamatic Ried geht es bereits drunter und drüber: Die Fans des österreichischen Fußballbundesligisten laufen Sturm gegen eine Entscheidung des Vorstands, der den langjährigen Sportdirektor Stefan Reiter vor die Tür setzte und Franz Schiemer installierte, der auf diesem Feld noch weitestgehend unerfahren ist. Sogar von einem Vorstands-Mitglied, das Polizeischutz benötigte, ist die Rede.

Eigentlich wollte man im Innviertel zum Start der Rückrunde am Samstag in Wolfsberg nur über den sportlichen Überlebenskampf reden, dem sich die Rieder als Tabellenachter mit sechs Punkten Vorsprung auf den Abstiegsrang zweifelsohne stellen müssen. Doch dann ließ der Vorstand am Montag die Bombe platzen: In einem einstimmigen Beschluss wurde Sportdirektor Stefan Reiter beurlaubt. Nachdem eine "gewisse Routine eingekehrt" sei, wolle man nun "neue Wege gehen", so die Begründung von Organisationsvorstand Karl Wagner Mit nur vier Jahren Unterbrechung war der 56-Jährige mehr als 20 Jahre für die sportlichen Leistungen der Innviertler maßgeblich verantwortlich. Unter seiner Ägide stieg die SV Ried nie ab, sondern immer nur auf. Als der Club 2003 den Gang in die zweite Liga antreten musste, arbeitete Stefan Reiter erfolgreich in Pasching. Er genießt daher große Sympathien bei den Fans.

Viele sehen die "Demontage", wie der Umgang mit Reiter in Sozialen Medien bezeichnet wurde, mehr als kritisch. Nach Bekanntgabe der Trennung reagierten die Fans auf der Facebook-Seite der SV Ried mit einem "Shitstorm" gegen die Entscheidung des Präsidiums. Die Aussage Wagners, dass man sich in einem "freundschaftlichen Verhältnis" von Stefan Reiter trenne, dürfe demnach bezweifelt werden. Vor allem das Verhältnis zwischen Finanzvorstand Roland Daxl und Stefan Reiter soll seit langem angespannt gewesen sein, berichten die "Oberösterreichischen Nachrichten".

Am Mittwoch präsentierten die Verantwortlichen dann mit dem Ex-Nationalspieler Franz Schiemer einen Nachfolger. Die Verpflichtung des 30-Jährigen ist durchaus mit einem Risiko verbunden: Der ehemalige Rieder und Salzburger war zuletzt als Co-Trainer des FC Liefering in der Ersten Liga (zweithöchste Spielklasse) tätig und betritt als Funktionär ein völlig neues Terrain.

Die Fans liefen gegen die Entscheidung Sturm. Wohl weniger aus persönlichen Vorbehalten gegenüber Schiemer, sondern eher, weil sie den sportlichen Erfolg ihrer Rieder in Gefahr sehen. Hinzu kommt die Solidarität zu Reiter, der für viele zum Mr. Ried avancierte. Sie forderten den Rücktritt des gesamten Vorstands und die Rückkehr Reiters. Einem Bericht der "Kronen Zeitung" zufolge, benötigte Finanz-Vorstand Roland Daxl zuletzt sogar zwei Tage Polizeischutz.

Gespannt darf man daher auf die Reaktionen der Fans beim ersten Heimspiel gegen Salzburg am 19. Februar sein.

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