Erste Frau pfeift Bundesliga: Premiere für Bibi Steinhaus bei Hertha gegen Bremen

07.09.2017 | Stand 07.09.2017, 17:22 Uhr

Klare Sprache: Bibiana Steinhaus hat sich als Schiedsrichterin im Männer-Fußball längst etabliert – an der Akzeptanz hapert es an der einen oder anderen Stelle immer noch. − Foto: Patrick Seeger/dpa

Es ist ein Novum in Deutschland und in den großen Profifußball-Ligen: Bibiana Steinhaus pfeift als erste Frau am Sonntag ein Bundesliga-Spiel. Die 38 Jahre alte Polizistin aus Hannover darf sich bei der Partie Hertha BSC gegen Werder Bremen (15.30/Sky) der Aufmerksamkeit der gesamten Branche sicher sein. Verrückt machen lassen will sie sich nicht.

"Meine Vorfreude auf die erste Partie in der Bundesliga ist natürlich sehr groß", sagte Steinhaus in einer DFB-Mitteilung vom Donnerstag mit der offiziellen und auch historischen Ansetzung. "Ich freue mich, dass diese tolle Herausforderung für mein Team und mich am Sonntag endlich losgeht. Wir sind auf jeden Fall sehr gut vorbereitet." Nach zehn Jahren in der 2. Liga war die Lebensgefährtin des früheren englischen Spitzen-Referees Howard Webb im Mai in den Kreis der 24 Erstliga-Spielleiter befördert worden. Ihre Souveränität und ihr Können auf dem Platz hat Steinhaus längst bewiesen: in 80 Zweitliga-Partien, bei den Frauen-Weltmeisterschaften 2011 und 2015 sowie bei Olympia 2012. Im deutschen Profifußball schrieb sie vor allem dann Schlagzeilen, wenn sie Pannen und Peinlichkeiten in der Männerwelt an sich abperlen ließ.

So zum Beispiel als Franck Ribéry kürzlich beim Pokalspiel des FC Bayern in Chemnitz der Schiedsrichterin die Schnürsenkel aufzupfte und ohne Verwarnung davon kam. Wie eine lästige Fliege wischte Steinhaus einst an der Seitenlinie die Hand von Pep Guardiola ab: Der Bayern-Startrainer hatte nach einem Streit mit der Assistentin den Arm versöhnlich um sie gelegt – nicht mit ihr! Auch nach einem Zweitliga-Spiel der Hertha 2010 stand Steinhaus im Mittelpunkt: Berlins Profi Peter Niemeyer hatte der Schiedsrichterin auf die Schulter klopfen wollen, erwischte sie aber ungewollt am Busen. Steinhaus nahm es gelassen: "Wir sind aneinander vorbeigelaufen und haben uns dabei berührt." Die Wüteriche von der Trainerbank ließen sich von Steinhaus oft leichter beruhigen als von anderen Referees. Auch auf dem Platz haben die Profis in der Regel keine Probleme mit der über 1,80 Meter großen Spielleiterin. "Ein neues Kapitel braucht immer jemand, der den Mut aufbringt, es zu schreiben", schrieb der Ex-Dortmunder Ilkay Gündogan von Manchester City nach Steinhaus’ Beförderung. "Frauen haben im Männerfußball nichts zu suchen" – das hatte Kerem Demirbay (damals Fortuna Düsseldorf) sinngemäß gesagt, als Steinhaus ihn vom Platz stellte. Aber damit blamierte er sich nur selbst. Die Folge: fünf Spiele Sperre für den heutigen Nationalspieler. Zudem musste er ein Mädchen-Spiel pfeifen.

− dpa