Endlich wieder ein Niederbayer in der Bundesliga: Mühl und Nürnberg vor historischem Aufstieg

24.04.2018 | Stand 19.09.2023, 0:25 Uhr

Sie lassen sich zurecht feiern: Der 1. FC Nürnberg hat nach dem 3:1-Sieg im Spitzenspiel bei Holstein Kiel den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga praktisch in der Tasche. − Foto: imago

Zum Abschied gratulierte Holstein Kiels Trainer Markus Anfang seinem Nürnberger Kollegen Michael Köllner schon einmal vorab zum Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. "Viel Spaß in der 1. Liga", sagte Anfang am Montagabend, als er das eindrucksvolle 3:1 des 1. FC Nürnberg im Top-Duell der 2. Bundesliga neidlos anerkennen musste. Durch den Sieg sind die Franken so gut wie sicher zurück im Oberhaus − und damit gibt es endlich auch wieder einen niederbayerischen Erstligaprofi. Lukas Mühl (21) aus Regen.

Der 189 cm große Innenverteidiger stand am Montagabend 90 Minuten auf dem Platz und machte zusammen mit Georg Margreitter den Laden dicht. Der 21-Jährige, der zu Beginn der Saison wegen eines Syndesmosebandanriss verletzungsbedingt passen musste, bringt es bisher auf stolze 15 Saisoneinsätze und hat beim Club noch Vertrag bis 2019. Im neuen Jahr wird Mühl also Bundesliga spielen. Höchstwahrscheinlich.

Die letzten niederbayerischen Bundesligaprofis waren Robert Zillner (aktuell Sturm Hauzenberg, Landesliga) in der Saison 2012/13 bei Greuther Fürth und Stephan Hain (aktuell Unterhaching, 3. Liga), der Augsburg 2011 zum Aufstieg schoss und dann noch zwei Jahre in Liga 1 kickte, ehe er zum damaligen Zweitligisten 1860 München wechselte. In Sachen niederbayerische Trainer ist derzeit Manuel Baum (Augsburg) in der deutschen Eliteklasse tätig, zuvor war es Markus Weinzierl (Augsburg und Schalke). Club-Coach Köllner war lange Jahre als Stützpunktleiter in Südostbayern aktiv. Nun führt er den Club zurück ins Oberhaus.

Dass drei Spieltage vor dem Saisonende bei fünf Punkten Vorsprung auf den Tabellendritten aus dem Norden noch irgendwas schief gehen könnte, glaubt selbst Köllner nicht mehr. Die Kieler sieht er nicht mehr als direkte Konkurrenz. "Vielleicht geht in der Relegation noch was", sagte der Coach selbstsicher an die Gastgeber gerichtet.

Nicht nur die Franken konnten an der Förde jubeln und sind ganz nah dran am achten Bundesliga-Aufsteig und dem alleinigen Rekord! Auch bei Tabellenführer Fortuna Düsseldorf wurde das Resultat erfreut zur Kenntnis genommen. "Das ist natürlich genau das Ergebnis, das wir uns gewünscht haben", sagte Trainer Friedhelm Funkel bei bild.de. Er kann mit seinem Team am Samstag die Bundesliga-Rückkehr perfekt machen.

Für Club-Trainer Köllner ist der Aufstieg indes nicht genug, jetzt soll auch die Zweitliga-Meisterschaft her. "Wir haben zwei Punkte Rückstand auf Düsseldorf. Das ist unser Ziel, Düsseldorf zu jagen, statt uns damit zu beschäftigen, was auf den Plätzen drei und vier los ist", sagte der 48-Jährige im TV-Sender Sky. "Wir wollen am Ende ein Finale im letzten Spiel, wenn Düsseldorf bei uns zu Gast ist."

Die Aufstiegsfrage ist dann wohl längst geklärt. Durch die Kieler Niederlage reicht Düsseldorf am Samstag ein Sieg in Dresden zum Happy End. Sollten die Nürnberger am Montag gegen Eintracht Braunschweig siegen und die Kieler einen Tag zuvor nur ein Remis in Ingolstadt erreichen, wäre auch der zweite Traditionsclub rechnerisch durch.

Dass sie reif für die Rückkehr in die Bundesliga sind, bewiesen die Nürnberger in Kiel. Holstein war immerhin seit sechs Spielen ungeschlagen. Doch die Gäste bremsten trotz zahlreicher Umstellungen die offensivstärkste Mannschaft geschickt aus und hatten in Kapitän Hanno Behrens auch noch den überragenden Spieler auf dem Platz.

Vor seiner Familie glänzte der in Elmshorn – 80 Kilometer von Kiel entfernt – geborene Mittelfeldspieler als zweifacher Torschütze (25./51. Minute). "Wenn die Familie kommt, muss ich natürlich etwas leisten", sagte der 28-Jährige. Georg Margreitter hatte zur Führung geköpft (9.), Kingsley Schindler glich per Foulelfmeter aus (12.).

Kiel kämpft nach der Pleite im ersten Spiel nach Bekanntwerden des Abschieds von Coach Anfang mit aufkommenden Selbstzweifeln. Und um die Relegationschance. Denn: Nur zwei Punkte dahinter lauert der Jahn aus Regensburg, der nur zu gerne den historischen Durchmarsch von der Regional- in die Bundesliga perfekt machen würde.