Ex-Löwe Trares soll’s in Würzburg richten
Dritter Trainer nach sieben Spieltagen und provokative Aussagen: Magath im Verzweiflungs-Modus

09.11.2020 | Stand 09.11.2020, 20:36 Uhr

"Die zweite Trainerwahl – ja, die ging in die Hose", sagt Felix Magath, sportlicher Berater bei den Würzburger Kickers. −Foto: dpa

Dritter Trainer nach sieben Spieltagen: Aufsteiger Würzburger Kickers hat sich als Folge des verpatzten Saisonstarts in der 2. Fußball-Bundesliga von Trainer Marco Antwerpen getrennt.

Eigentlich wollte Felix Magath nicht schon wieder so schnell die Notbremse ziehen. Doch der ehemalige Nationalspieler und Meistertrainer, derzeit sportlicher Berater bei den Würzburger Kickers, sah wohl keinen anderen Ausweg. Nach nur fünf Spielen mit einem Punkt wurde Trainer Marco Antwerpen beim abgeschlagenen Tabellenletzten der 2. Fußball-Bundesliga entlassen.

Der Aufsteiger befindet sich im Verzweiflungs-Modus, am achten Spieltag wird in Nachfolger Bernhard Trares bereits der dritte Trainer an der Seitenlinie stehen. Am Freitag hatten die Mainfranken beim 1. FC Heidenheim mit dem 1:4 die vierte Niederlage in Serie kassiert.

"Die zweite Trainerwahl – ja, die ging in die Hose. Kleine Klubs wie Würzburg, die in der Corona-Krise noch einen unerwarteten Aufstieg managen müssen, haben es besonders schwer", erklärte Magath in der Bild-Zeitung und hoffte zugleich, dass sein Ex-Spieler Trares länger bleiben wird: "Ich gehe davon aus, dass er seinen Vertrag bis 2022 erfüllt."

Magath, der in Würzburg als "Global Sports Director" von Investor Flyeralarm für den sportlichen Bereich verantwortlich ist, hatte sich nach der Niederlage in Heidenheim noch in Geduld geübt und gesagt, Antwerpen könne in Ruhe weiterarbeiten. Am Rande des ersten Trares-Trainings darauf angesprochen, entgegnete Magath laut kicker zynisch: "Der Trainer kann weiter in Ruhe arbeiten – nur halt woanders. Wo ist das Problem?"

Wie der kicker außerdem berichtete, war allerdings nicht nur der sportliche Misserfolg ausschlaggebend, auch das Verhältnis zwischen Trainer und der Mannschaft sowie dem Umfeld sei zerrüttet gewesen. Für die Würzburger ist es bereits der zweite Trainerwechsel innerhalb kürzester Zeit, in der Liga sind es die bislang einzigen.

"Wenn ich viermal verloren und einmal Unentschieden gespielt hätte, hätte ich zu meinem Chef gesagt: Ich gehe lieber", sagte Magath auf die Frage, wie er als Trainer auf einen Rauswurf nach fünf Spielen reagiert hätte.

Bereits nach dem zweiten Spieltag wurde Aufstiegstrainer Michael Schiele bei den Rothosen vor die Tür gesetzt, die Verantwortlichen um Magath hatten sich einen "neuen Impuls" erhofft. Dieser blieb unter Antwerpen aus, nun soll es Trares richten.

"Würzburg ist eine total reizvolle Aufgabe, auch wenn wir tabellenmäßig nicht so besonders da stehen. Es sind noch 27 Spiele zu spielen", sagte Trares, der einen Vertrag bis zum 30. Juni 2022 bekommt. Der 55-Jährige trainierte zuletzt zweieinhalb Jahre den SV Waldhof Mannheim, mit dem er in die 3. Liga aufgestiegen war.

Als Profi absolvierte er 183 Bundesliga- und 275 Zweitliga-Spiele, unter anderem war er für den TSV 1860 München und Werder Bremen im Einsatz. Einst war Trares auch Spieler unter dem Trainer Felix Magath. "Es ist super, dass uns Felix in allen Bereichen unterstützt. Er hat mir mit geholfen, dass ich Pokalsieger werden durfte", erinnerte Trares an vergangene Fußballer-Tage. "Es geht nur zusammen. Ich brauche da sicher Felix’ Hilfe."

Die Kickers hoffen auf die Trendwende, die nach nur einem Punkt aus sieben Spielen dringend gelingen muss. Der Karlsruher SC, der 1. FC Nürnberg und der Vorletzte FC St. Pauli haben als direkte Tabellennachbarn bereits sieben Zähler auf dem Konto. "Es steht außer Frage, dass die Aufgabe sehr schwer ist, aber das war schon vor der Saison klar", sagte Trares und sprach bei dem Saisonziel für eine "Mörderaufgabe für so einen Club".

− red/sid/dpa