Osterhofen
Die Vils soll lebendiger werden

Osterhofen, Vilshofen und Aldersbach planen gemeinsames Naturschutzprojekt für "ihren" Fluss

01.10.2020 | Stand 18.09.2023, 4:54 Uhr

An der Vils – hier bei Kriestorf – leben im neuen Projektgebiet 65 gefährdete oder seltene Arten. −Fotos: oz

Die Vils verbindet alle drei, also tun sich Osterhofen, Aldersbach und Vilshofen jetzt für ihren Fluss zusammen.

Bei einer interkommunalen Sitzung im Vilshofener Atrium berieten die Bürgervertreter am Mittwochabend über ein gemeinsames fünfjähriges Naturschutzprojekt. Unter dem Namen "Lebendiges Vilstal" wollen die drei Kommunen neue Lebensräume für bedrohte Insekten- und Vogelarten schaffen, Biotope vernetzen und so Barrieren für die Ausbreitung der Arten abbauen.

Interkommunale Sitzung im Vilshofener Atrium "Gewässer prägen unsere Landschaft, da gibt es keine Gemeindegrenzen", warb Vilshofens Bürgermeister Florian Gams für das Vorhaben, das auf eine Anregung von Dr. Anton Huber und Altbürgermeister Hans Gschwendtner zurückgeht. Nach zweijähriger Sondierung und einem Workshop mit Vertretern von Kommunen, Behörden und Naturschutzverbänden steht das Projekt "Lebendiges Vilstal" jetzt auf festen Beinen, wenn alle drei Kommunen ihre Zustimmung geben. Die Idee: Vilshofen, Aldersbach und Osterhofen bilden eine Trägergemeinschaft zusammen mit dem Landschaftspflegeverband Passau, der sich federführend um die Umsetzung kümmert. Fördergelder decken über 75 Prozent der Kosten.

20 Flusskilometer und eine Fläche von 2622 HektarChristine Simlacher vom Münchner Planungsbüro für angewandten Naturschutz stellte den Bürgervertretern im Atrium das Projekt vor. Es umfasst rund 20 Flusskilometer und eine Fläche von 2622 Hektar. Von Gergweis bis ins Stadtgebiet von Vilshofen sollen Biotop-Verbünde entstehen. Möglich machen sollen das fünf bis zehn Meter breite Blühflächen entlang von Bächen, Wassergräben, Feld- und Wegrainen. Einige intensiv genutzte Agrarflächen sollen laut der Landschaftsarchitektin zu Extensiv-Grünland werden, das nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht wird. Weitere Maßnahmen sind das Anpflanzen von Gehölzen und die Renaturierung von Bächen und Gräben. Einen Großteil dieser Ideen wollen die Kommunen auf eigenen Flächen umsetzen. Sie wollen aber auch Landwirte und Grundstückseigentümer zu eigenen Beiträgen motivieren.

Flächen für 25 Jahre anpachten statt sie zu kaufenVilshofens Bürgermeister Florian Gams betonte die Freiwilligkeit: "Wir wollen niemanden enteignen". Franz Elender, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Passau, nannte als sinnvolle Alternative: "Flächen für 25 Jahre anpachten statt sie zu kaufen, ist ein gutes Instrument. So kommt man an Flächen, an die man normalerweise nicht rankommt." Elender zeigte sich zuversichtlich, dass man den Großteil der vielen Einzelmaßnahmen verwirklichen könne.

Wolfgang Lorenz von der höheren Naturschutzbehörde der Regierung von Niederbayern verwies auf das große Interesse am Volksbegehren "Rettet die Bienen" im vergangenen Jahr und zahlreiche neue Richtlinien und Gesetzesänderungen zugunsten des Naturschutzes. Das "Lebendige Vilstal" sei ein Beitrag zu deren Umsetzung.

Der Vilshofener Bürgermeister Florian Gams sieht das finanziell stark geförderte Projekt als "Chance, dass wir Maßnahmen mit Unterstützung umsetzen können". Seine Osterhofener Amtskollegin Liane Sedlmeier warb im Atrium für eine interkommunale Zusammenarbeit beim Naturschutz. "Das tun wir ja auch beim Tourismus und beim sozialen Wohnungsbau", sagte sie. "Unterstützt das", bat auch der Aldersbacher Bürgermeister Harald Mayrhofer seine Gemeinderäte. Beim naturnahen Hochwasserschutz sei an der Vils schon einiges geschehen, "jetzt haben wir die Möglichkeit zu weiteren Projekten an Bächen und Gräben".