Die Löwen legen los: "Werden der Gejagte sein" – 1860 will zurück ins Grünwalder

12.06.2017 | Stand 19.09.2023, 0:00 Uhr

Vereinsmaskottchen "Sechzger" reckt vor der Westkurve des Grünwalder Stadions die Daumen hoch. Das Bild stammt vom 6. März 1994, die Löwen verloren das Spiel gegen die Stuttgarter Kickers am 22. Spieltag der 2. Bundesliga mit 1:3. Der TSV 1860 München hat offiziell angekündigt, in das von Fans abgöttisch geliebte Stadion zurückkehren zu wollen. − Foto: imago/Pressefoto Baumann

Der TSV 1860 München wird in der Regionalliga Bayern starten. Entsprechende Anträge will der Verein binnen zwei Wochen beim Bayerischen Fußball-Verband einreichen. Das bestätigten die Löwen auf der ersten Pressekonferenz der neuen Saison am Montagmittag in Person von Geschäftsführer Markus Fauser. Was die Fans freuen wird: Der Club will seine Heimspiele im Grünwalder Stadion austragen.

Der Kader

"Ich bin froh, dass es losgeht, jetzt können wir uns um das Sportliche kümmern", sagte der neue Trainer Daniel Bierofka (38). Der Kader der Löwen wird aus einem Gros der U21-Mannschaft bestehen, dem Vizemeister und Zwangsabsteiger aus der Regionalliga Bayern. Dazu kommen vier bisher nicht genannte Spieler aus der U19. Mit Ex-Löwe Timo Gebhardt (28), derzeit beim FC Hansa Rostock unter Vertrag, befindet sich der Verein in guten Gesprächen, Verteidiger Felix Uduokhai (19) besitzt einen gültigen Vertrag. Der Anspruch in der Regionalliga wird ein anderer sein, mahnte Bierofka: "Das ist immer noch eine U21-Mannschaft. Jetzt sind sie die erste Mannschaft des TSV 1860. Wir werden oft die Gejagten sein und nicht der Jäger – wir sind der TSV 1860."

Das Stadion

Die Löwen wollen raus aus der Allianz Arena und zurück in das von vielen Fans abgöttisch geliebte Grünwalder Stadion. Ein Stolperstein ist der noch bestehende Stadion-Mietvertrag mit dem FC Bayern. Darum werde sich bereits gekümmert, erklärte Markus Fauser: "Wir werden alles dafür tun, um im Grünwalder zu spielen. In den nächsten Tagen wird es Gespräche mit dem FC Bayern geben." Die Sechziger hatten das Stadion von 1911 bis 1972 genutzt, dann bis 1995 im Wechsel mit dem Olympiastadion sowie in der Saison 2004/05 (elf Spiele) vor dem Umzug in die Arena.

Der Trainer

Lizenzprobleme ade: Daniel Bierofka besitzt die Trainer A-Lizenz des Deutschen Fußball-Bundes, damit darf er die Mannschaft trainieren. Seine zwei Interims-Dienste in der 2. Bundesliga durfte Bierofka nur dank einer Sondergenehmigung leisten, nie länger als drei Spiele. Der Münchner, insgesamt neun Jahre Jang im Mittelfeld der Löwen unterwegs, ist hochmotiviert: "Ich denke, dass ich für den Verein jetzt der richtige Trainer bin. Ich tue mir das nicht an, sondern ich will das. Wenn ich mir was vornehme, will ich das schaffen. Ich will wieder eine gewisse Geschlossenheit, eine gewisse Loyalität."

Die zweite Mannschaft

Noch ist nicht klar, ob und in welcher Liga eine zweite Mannschaft der Löwen spielen wird. Die Bayernliga lehnt der Verein wohl ab, die Landesligen sind voll. Bierofka sagte: "Wir sind noch in Überlegungen. Das ist noch nicht ganz sicher."

Die neue Liga

Fußball-Feste vor über 30000 Zuschauern im Dresdner Stadion sind passé, die Gegner der Löwen heißen SV Wacker Burghausen oder SV Schalding-Heining. Als ehemaliger Trainer der U21 kennt der 38-Jährige die Fußballplätze wie den Reuthinger Weg in Schalding (bis zu 2500 Zuschauer) bereits – und das, was die kleinen Kessel ausmacht: "Es ist die Brisanz, wo wir hinkommen. Die Stadien sind sehr eng, die Fans nah dran. Es ist sehr reizvoll. Ich glaube, dass sich jeder Verein freut, wenn wir vorbeischauen. Wir müssen ihnen diese Freude schnell nehmen."

Die Philosophie

Mit Bierofka steht dem Verein ein Verantwortlicher vor, der sich von Kopf bis Fuß mit 1860 identifiziert. Das fordert er auch vom Team: "Fitness, Persönlichkeit und Disziplin. Es geht um Identifikation, diese Werte müssen wir wieder ausprägen. Ich werde sie auf dem Weg begleiten und bestmöglichst unterstützen. Ich will in jedem Spiel Herz und Leidenschaft sehen – in jedem Spiel!"

Die Finanzen

"Eine Menge Arbeit" hatten Markus Fauser und sein Team, sagte der Geschäftsführer. Es werde noch immer geprüft; geplant wird für zwei Jahre. "Wir werden auf Sponsorengelder und Drittmittel angewiesen sein", erklärte Fauser. Sechzig muss sparen, stellte er klar. Das Budget sei für die Verhältnisse in der Regionalliga aber "überdurchschnittlich". Aber: Hauptsponsor "die Bayerische" bleibt nur, wenn der Verein sich von Investor Ismaik trennt.

Der Investor

Dass der Verein eine Insolvenz anstrebe, um Ismaik aus dem Club zu kegeln, dementierte Insolvenzexperte Fauser mehrmals. "Keiner möchte hier eine Insolvenz haben, von niemandem wird das angestrebt", sagte Fauser, der wenig über den Jordanier sprach. Er verwies lediglich auf ein Gespräch in den nächsten Tagen. Einen Verkauf seiner Anteile an der KGaA schließt Ismaik kategorisch aus.