Bundesliga-Pause bis 2. April fix
DFL-Chef Seifert: Geisterspiele "in naher Zukunft die einzige Überlebenschance"

16.03.2020 | Stand 16.03.2020, 17:12 Uhr

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert. −Foto: Boris Roessler/dpa

Die beiden höchsten deutschen Fußball-Ligen haben auch den nächsten Spieltag offiziell abgesagt und wollen in der Woche ab dem 30. März neu beraten. DFL-Geschäftsführer Christian Seifert (50) geht von einer längeren Pause aus und wirbt um Verständnis für mögliche Geisterspiele.

Die Bundesliga und die 2. Liga unterbrechen ihren Spielbetrieb aufgrund der Coronavirus-Krise bis mindestens zum 2. April. Das wurde während der Mitgliederversammlung der 36 in der Deutschen Fußball Liga organisierten Profi-Clubs am Montag in Frankfurt/Main beschlossen. "Ich möchte ausdrücklich betonen, dass wir nicht davon ausgehen, ab dem 3. April wieder zu spielen", sagte Seifert. In der Woche ab dem 30. März wollen sich die Vereine erneut abstimmen.

Unabhängig vom Zeitpunkt der Wiederaufnahme des Spielbetriebs in den Bundesligen sind Spiele mit Fans in dieser Saison höchst unwahrscheinlich. "Geisterspiele werden die einzige Überlebenschance sein", sagte Seifert. "Es steht mehr auf dem Spiel als nur ein paar Fußballspiele." "Alle Klubs haben den Anspruch, in irgendeiner Art und Weise - solange rechtlich möglich und gesundheitlich vertretbar - die Saison regulär zu Ende kommen zu lassen", betonte der DFL-Chef. Geisterspiele seien dafür ein Mittel zum Zweck: "Wenn jemand sagt, Geisterspiele kommen nicht infrage, der muss sich keine Gedanken mehr machen, ob wir mit 18 oder 20 Profi-Clubs spielen", sagte der 50 Jahre alte DFL-Geschäftsführer. "Denn dann wird es keine 20 Profi-Clubs mehr geben."

Am vergangenen Freitag hatte die DFL nach massiver Kritik und langem Hin und Her den eigentlich für das Wochenende geplanten 26. Spieltag abgesagt. Die Branchengrößen hatten das zögerliche Krisenmanagement im Anschluss auch mit finanziellen Zwängen begründet. Hintergrund sind Zahlungen aus dem milliardenschweren TV-Vertrag, die nur fällig werden, wenn auch tatsächlich gespielt wird.

"Der Kern ist das Spiel. Dahinter steht aber mehr"

"Mir ist bewusst, dass der Profifußball von außen oft als reines Milliardengeschäft gesehen wird", sagte Seifert. "Ein Sachverhalt findet nicht immer Beachtung: Der Kern ist natürlich das Spiel. Dahinter steht aber inzwischen deutlich mehr. In den letzten Jahren sind 56 000 Vollzeit- und Teilzeitarbeitsplätze entstanden, dazu kommen 10 000 weitere Jobs in angrenzenden Bereichen." Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hatte unlängst von der "größten Krise des deutschen Profi-Fußballs" gesprochen. Sollte die Saison wegen der Krise nicht beendet werden können, drohen Einnahmeverluste in Höhe von rund einer dreiviertel Milliarde Euro. Auch deshalb war längst über Solidarfonds innerhalb der Ligen diskutiert worden.

Über einen Komplett-Abbruch der Saison wurde gesprochen, konkrete Szenarien dafür gibt es aber laut Seifert noch nicht. "Alle Clubs haben den Anspruch, in irgendeiner Art und Weise - solange rechtlich möglich und gesundheitlich vertretbar - die Saison regulär zu Ende kommen zu lassen", sagte Seifert und verwies auch auf eine entscheidende Konferenz der Europäischen Fußball-Union am Dienstag. Dann berät die UEFA über die Verlegung der Fußball-EM 2020 in den kommenden Winter oder den Sommer 2021. Sollte das Turnier aufgrund der Verbreitung von Sars-CoV-2 wie erwartet nicht wie ursprünglich geplant vom 12. Juni bis zum 12. Juli stattfinden, hätten die nationalen Ligen bis zum 30. Juni Zeit, ihre Saison abzuschließen. "Ich gehe davon aus, dass die nationalen Ligen mit dem morgigen Tag mehr Flexibilität haben", sagte Seifert am Montag.

− dpa