2023 startet St. Louis in der US-Profiliga
Der lange Weg zum Spieltags-Kribbeln: Wie Lutz Pfannenstiel in den USA einen MLS-Klub aufbaut

29.12.2020 | Stand 19.09.2023, 1:55 Uhr

Längst eingelebt in St. Louis hat sich der Zwiesler Lutz Pfannenstiel. Bis 2023 soll er dort einen MLS-fähigen Klub aufbauen. −Foto: privat

Seit August ist Lutz Pfannenstiel Sportdirektor beim St. Louis City SC. 2023 startet der Klub in der Major League Soccer. Doch bis dahin liegt noch viel Arbeit vor dem Zwiesler.

Ein bisschen vermisst er sein altes Leben dann doch: "Mir geht es schon ab, jedes Wochenende ein Spiel zu haben. Dieses Kribbeln fehlt." Lutz Pfannenstiels Arbeit hat mit sportlichem Wettkampf gerade wenig zu tun. Die Perspektive ist sein tägliches Brot als neuer starker Mann beim St. Louis City SC, der ab 2023 in der MLS starten wird. In den nächsten zweieinhalb Jahren soll Pfannenstiel, der Bayerwäldler aus Zwiesel, einen Klub aufgebaut haben, der in der ersten Fußball-Liga der USA um Titel mitspielen kann.

Er steht immer noch am Anfang seines Projekt, das er als Sportdirektor im Bundesstaat Missouri seit August von Null aufbaut – "from the scratch", wie er sagt. Er blickt auf ein Stadion für 25000 Zuschauer im Stadtzentrum, das gerade einmal zu 20 Prozent fertig ist. Kürzlich wurde direkt gegenüber mit dem Bau des Trainingsgeländes und des Nachwuchsleistungszentrums begonnen. "Es geht gut voran", sagt Pfannenstiel, bis Mai Sportvorstand bei Fortuna Düsseldorf. Die Anlagen werden, wenn alles wie geplant läuft, die modernsten in den Vereinigten Staaten sein. Die ersten Meilensteine auf einem langen Weg.

Talente sollen erst ab der U14 zum Verein wechseln

Das nächste Etappenziel ist der Sommer 2021. Dann muss der Klub seine ersten Teams in den Spielbetrieb schicken: eine U16 und eine U17, die gleich in den höchsten nationalen Ligen, den MLS Academy Leagues, einsteigen werden. "Gerade haben wir die Highschool-Scoutings abgeschlossen, im Januar geht es ins Auswahlverfahren", erzählt Pfannenstiel. Auch ein paar offene Sichtungen seien noch geplant.

Pfannenstiels Scouting-Bereich beschränkt sich derzeit auf rund 150 Kilometer rund um den Stadtbereich von St. Louis. "Wir wollen unser Sichtungs-System schrittweise erweitern", sagt er. Der Kern der Jugend-Mannschaften soll aber aus regionalen Spielern bestehen.

Dafür setzt Pfannenstiel auf ein weitreichendes Scouting bis in die jüngsten Jahrgänge – ohne diese aber zu stark unter Druck zu setzen: "Wir wollen Talente bis zur U14 in ihren Heimatvereinen lassen, um sie nicht zu früh aus ihrer Umgebung zu reißen." Das sei wichtig für ihre Entwicklung. Um sie langsam einzugliedern, sollen sei einmal pro Woche auf dem Gelände des St. Louis City SC trainieren.

Mit Herren-Fußball wird es dann 2022 losgehen, mit einer Development Squad, einer Reserve-Mannschaft sozusagen. Sie soll aber nicht nur Test-Objekt für die MLS-Premiere ein Jahr später sein, sondern auch schon potenzielle Erstliga-Spieler beheimaten. "Es wäre fahrlässig, Ende 2022 erst mit der Kaderplanung zu beginnen und dann im Frühjahr 2023 eine komplette Mannschaft aus dem Boden stampfen zu müssen", sagt Pfannenstiel. Die amerikanischen Ligen spielen mit dem Kalenderjahr. Wenn es losgeht mit Profifußball, soll das Gerüst drumherum längst stehen. Die Fußball-Euphorie in der Stadt ist riesig. Für die ersten beiden MLS-Spielzeiten gibt es schon jetzt keine Dauerkarten mehr.

Fußball soll in der Sportstadt St. Louis zum dauerhaften Zuschauermagneten werden. Daran arbeitet Pfannenstiel – unter erschwerten Corona-Bedingungen.

Wie Lutz Pfannenstiel den Umgang mit Corona in den USA erlebt und wieso er zuletzt einige Tage in Deutschland unterwegs war, lesen Sie am Dienstag, 29. Dezember, im Sportteil Ihrer Heimatzeitung oder kostenlos nach kurzer Anmeldung bei PNP Plus.