Osterhofen
Den Frühling erleben und die Natur schützen

08.04.2021 | Stand 18.09.2023, 5:23 Uhr

Die ersten Schritte eines Kiebitz-Kükens. −Fotos: LBV/J. Baumgartner

An warmen Frühlingstagen zieht es viele Menschen in die freie Natur. Dort lässt sich aktuell viel Spannendes beobachten: Singvögel geben täglich ein kostenloses Live-Konzert, einige legen bereits die ersten Eier, Blumen sprießen an allen Ecken und die Obstbäume machen sich bereit für die Blüte. Doch gerade jetzt ist von den Menschen auch besondere Rücksicht gefragt.

"Wir freuen uns, dass viele die Natur in Bayern genießen wollen. Das sollte aber immer mit dem nötigen Respekt geschehen. In der gerade startenden Brutsaison sind viele Vögel besonders empfindlich gegenüber Störungen", sagen Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), und Martin Sigl von der Kreisgruppe Deggendorf.

Damit der tierische Nachwuchs möglichst sicher durch die erste Zeit kommt, appelliert der LBV an Spaziergänger, Freizeitsportler und Halter von Hunden oder Katzen von April bis Ende Juni besonders viel Rücksicht auf Brutvögel und andere Wildtiere in den Gärten, am Haus und draußen in der Natur zu nehmen. "Bleiben Sie bitte auf den Wegen und lassen Sie Hunde aus Rücksicht gegenüber am Boden brütenden Vögeln an der Leine", führt Schäffer aus. "So ersparen sie Wildtieren viel Stress und schützen den Nachwuchs." Denn für viele Vögel beginnt bereits die Brutsaison. So sitzen Amseln, Stare und Rotkehlchen schon auf ihren Vogeleiern oder versorgen die ersten Jungvögel.

Besondere Vorsicht ist in Naturschutzgebieten geboten. Dort gelten strengere Schutzregeln für Tiere und ihre Brutstätten. Hier ist es in den meisten Fällen verboten, die Wege zu verlassen oder Hunde frei umherlaufen zu lassen. "Bitte halten Sie sich an diese Regeln", lautet der Appell des LBV-Vorsitzenden. "Gerade in der jetzigen Krisenzeit zeigt sich, wie wertvoll eine intakte Natur für uns Menschen ist. Nur wenn wir rücksichtsvoll damit umgehen, können wir diese besonderen Orte auch in Zukunft erleben." Zu einem respektvollen Umgang mit der Natur zählt auch, keinen Abfall zu hinterlassen und nicht zu zündeln. Rauchen, Grillen und offenes Feuer können sonst schnell zu einer großen Gefahr werden.

Auch im eigenen Garten können Naturfreunde beobachten, wie die Natur gerade in ihrer ganzen Vielfalt zum Leben erwacht. In den Nistkästen brüten die ersten Vögel, Bienen und Hummeln besuchen die Frühblüher und die ersten Igel erwachen langsam aus ihrem Winterschlaf. "Das Beste für die Tierwelt im eigenen Garten ist, einfach entspannt die Feiertage im Liegestuhl zu genießen und die Natur sich selbst zu überlassen", betont Norbert Schäffer. Denn wer Gehölzhaufen liegen lässt, ermöglicht Igeln ein entspanntes Aufwachen und bietet ganzjährig auch anderen Arten einen geschützten Platz.

Hecken und Bäume dürfen bereits seit März nicht mehr geschnitten werden. Besonders jetzt, wo die ersten Vögel brüten, ist es wichtig, sich an diese Regeln zu halten. "Für viele Menschen zeigt sich während der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen, wie wertvoll ein schöner Garten ist, in dem es viel zu entdecken gibt", meint Schäffer. "Wo Blumen blühen und Bienen summen, fühlen sich Mensch und Tier gleichermaßen wohl." Mehr Tipps zum naturnahen Garten gibt es im Internet unter www.lbv.de/garten.

Wer eine Freigängerkatze hat, kann Maßnahmen zum Schutz der Vogelbrut ergreifen und zum Beispiel die Katze von Mitte Mai bis Mitte Juli nur nachts herauslassen, wenn die Vögel schlafen, und in den Morgenstunden im Haus zu behalten, wenn die meisten Jungvögel unterwegs sind. Viele heimische Straucharten, wie Weißdorn, Schlehe und Wildrosen, schützen darüber hinaus mit ihren Dornen und Stacheln die Vogelbrut ganz natürlich.

− oz