Den DSC regiert nun ein Dreigestirn: Manfred Heidel neuer Vorsitzender

Der Deggendorfer Schlittschuh-Club wird in Zukunft von drei Vorsitzenden geführt, wovon zwei gleichberechtigt an der Spitze stehen. Das ist das Ergebnis der Jahreshauptversammlung, die am Donnerstag in der Gaststätte "Firehaus" im Deggendorfer Eisstadion über die Bühne ging. Die Doppelspitze des Vereins bilden - wie bereits im Vorfeld bekannt wurde - der bisherige Vorsitzende Florian Schäfer und der neu ins Amt gewählte Manfred Heidel. Das Amt des 3. Vorsitzenden, das im Zuge einer Satzungsänderung neu eingerichtet wurde, bekleidet nun Roman Schnarrer.

19.11.2010 | Stand 19.11.2010, 15:00 Uhr

Von Ben Weinberger

Es war ein etwas holpriger Start für den neuen DSC-Vorsitzenden Manfred Heidel. Erst die unglücklich formulierte Presseerklärung (wir berichteten), dann stellte sich der 44-jährige Kripo-Beamte den Mitgliedern des Vereins am Donnerstagabend im "Firehaus" auch noch als gebürtiger Straubinger vor. Obendrein titulierte er den Deggendorfer Schlittschuhclub im Eifer des Gefechts als "EHC", was angesichts der traditionell starken Rivalität zwischen den beiden niederbayerischen Eishockey-Vereinen ja eigentlich unverzeihlich ist. Die DSC-Mitglieder sahen es ihm nach, reagierten eher amüsiert denn verärgert, und wählten den Eishockey-unerfahrenen Heidel am Ende einer fast zweieinhalb Stunden dauernden Hauptversammlung in den Vorstand.

Mitglieder stimmen Vorstandspaket zuWobei die rund 70 anwesenden Mitglieder unter der Leitung von Stadtrat Paul Linsmaier gleich einem ganzen Vorstandspaket zustimmten, das Florian Schäfer und sein neuer, gleichberechtigter Vorstandskollege Manfred Heidel vorab geschnürt hatten. Es wurden also nicht wie bisher alle leitenden Funktionäre einzeln gewählt, sondern es stand lediglich eine offiziell von Schäfer vorgeschlagene Liste zur Wahl. Der neue Wahlmodus wurde zuvor im Rahmen einer umfangreichen Satzungsänderung mehrheitlich abgesegnet. Zudem wurde die Position eines 3. Vorsitzenden eingerichtet, die nun von Roman Schnarrer besetzt wird. Christian Helber, bislang 2. Vorsitzender, trat aus beruflichen Grunden nicht mehr zur Wahl an. Die Vorstandschaft besteht künftig aus den drei Vorsitzenden und fünf Abteilungsleitern. Für den Nachwuchs ist André Schmidt (für Tom Daubner) zuständig, für die Finanzen Anton Hartl (wie bisher), für die Gastronomie Claudia Eberhard, für die Abteilung Eiskunstlauf Hannelore Schmid (wie bisher) und für die 1b-Mannschaft Robert Jakob (für Klaus Bugla). Die Aufgaben des Öffentlichkeitsarbeitsbeauftragten und des Schriftführers werden flexibel unter den drei Vorsitzenden verteilt.

Vor den Wahlen gaben die einzelnen Spartenleiter ihre Berichte ab. Der scheidende 1b-Verantwortliche Klaus Bugla klagte dabei ebenso wie Eiskunstlauf-Chefin Hannelore Schmid über mangelnde oder ungünstig terminierte Trainingszeiten. Doch während die 1b-Abteilung in den vergangenen Monaten keine komplette Mannschaft für den Spielbetrieb aufs Eis brachte, konnte Schmid von erfreulich vielen neuen Nachwuchs-Eisprinzessinnen - und sogar von zwei Eisprinzen - berichten. In Abwesenheit des bereits zurückgetretenen Nachwuchsleiters Thomas Daubner verlas Florian Schäfer dessen Überblick über die Entwicklung der Nachwuchsabteilung. Der Bundesliga-Aufstieg der Schüler-Mannschaft wurde dabei ebenso hervorgehoben wie die Personalprobleme im Jugend- und Juniorenbereich. "Das sind unsere Baustellen", sagte Schäfer. Beim Bericht zur 1. Mannschaft stellte der sportliche Leiter Michael Winnerl neben der guten Rolle der Mannschaft in der Oberliga - man konnte immerhin bin kurz vor Saisonende um die Play-Offs mitspielen - den Erfolg des DSC als Karrieresprungbrett für junge Talente, insbesondere für Niklas Treutle, heraus. Der junge Torhüter konnte sich im Vorjahr im Deggendorfer Trikot beweisen und wurde für seine Leistungen mit einem DEL-Vertrag in Hamburg belohnt.

Vorsitzender Florian Schäfer ließ noch einmal Revue passieren, wie er den strukturell am Boden liegenden Verein im Jahr 2008 von seiner zurückgetretenen Vorgängerin Uschi Stern übernommen hat. "Die Situation war alles andere als überschaubar", berichtete Schäfer. "Unter anderem gab es da einen Schatzmeister, der auf die meisten Fragen keine Antwort wusste. So konnte es nicht weitergehen." Der Deggendorfer Rechtsanwalt musste also "aufräumen", um den Verein, der laut Schäfer in seiner Größenordnung vor allem auch als Wirtschaftsunternehmen zu betrachten sei, wieder auf Kurs zu bringen. Er installierte mit Anton Hartl einen kompetenten Schatzmeister und ließ sich in wirtschaftlichen Fragen von Hubert Ruderer, Geschäftsführer der Max Streicher GmbH, beraten. Schäfer dankte am Donnerstag ausdrücklich allen, die ihn in seinem Amt unterstützt und das neue sportliche Konzept mitentwickelt haben.

In dieses Konzept soll nun auch Manfred Heidel eingebunden werden. Vom ehemaligen Handballer, der in Mietraching CSU-Ortsvorsitzender ist, verspricht sich Schäfer in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht neue Impulse für den Verein. Als neuer Repräsentant des Vereins machte er schon mal eine gute Figur. In Anzug und Krawatte stellte sich der zweifache Familienvater den neugierigen Fragen der Mitglieder. Heidel bat um das Vertrauen in die Vorstandschaft. "Die Mannschaft, die dahinter steht, hat bislang einen super Job gemacht", so Heidel. Er selbst vertraue diesem Team voll und ganz, schließlich müsse er als Vereinsvorsitzender im Notfall mit seinem Privatvermögen haften. Heidel betonte auch, dass man an der Philosophie, vornehmlich auf junge (und bezahlbare) Eishockey-Talente zu setzen, auf jeden Fall festhalten müsse. Dass man hier schon jetzt auf einem guten Weg ist, zeigte der Kassenbericht von Anton Hartl auf. Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr (1. Mai 2009 bis 30. April 2010) standen Einnahmen in Höhe von 473 238,85 Euro Ausgaben von 494 787,28 Euro gegenüber, wobei nur 8060 Euro des Defizits von rund 21 000 Euro aus dem Spielbetrieb der Oberliga-Mannschaft stammen. Die Kassenprüfung durch Petra Collins und Maria Sterr ergab keine Beanstandungen, so dass sie der Hauptversammlung die Entlastung der Vorstandschaft empfehlen konnten.

Entlastung für Uschi SternDen Haushalt zu konsolidieren, wird auch in den kommenden Jahren eine der wichtigsten Aufgaben der Vorstandschaft sein. Im Zuge dessen soll laut Florian Schäfer ein Wirtschaftsbeirat eingerichtet werden. Wie Schäfer im Gespräch mit der PNP verriet, soll diesem Beirat neben Hubert Ruderer auch Manfred Heidels Bruder Oliver, Geschäftsführer der hiesigen DBV Baumaschinen & Baugerätevertriebs GmbH, angehören. Dass ein solcher Beirat in Zukunft auch entscheidungsbefugt sein wird, wurde im Zuge der Satzungsänderung am Donnerstag ebenfalls beschlossen.

Mit der turbulenten Vergangenheit wurde im Übrigen wieder ein Stück weit abgeschlossen: Neben der zuletzt verantwortlichen Vorstandschaft erhielt nun auch Uschi Stern die im Vorjahr noch verweigerte Entlastung, nachdem auch Hubert Ruderer der ehemaligen Vorsitzenden bescheinigt hatte, für die finanzielle Schieflage des Vereins aus der Saison 2008/2009 keine persönliche Schuld zu tragen. Eine Entlastung des ehemaligen Schatzmeisters Robert Wagner wurde mehrheitlich abgelehnt.