Verein will Lizenz für 2. Liga beantragen
Das Türkgücü-Rätsel: Von wegen Demut – Angriffsmodus ist angesagt

19.01.2021 | Stand 19.09.2023, 1:56 Uhr
Jonas Kraus

Plötzlich wieder Feuer und Flamme: Türkgücü-Präsident Hasan Kivran feiert den Sieg gegen Viktoria Köln – vor Weihnachten wollte er noch aussteigen. −Foto: imagoimages

Sportlich könnte es für den Drittligisten Türkgücü München kaum besser laufen. Der Aufstieg scheint möglich, die Mannschaft präsentiert sich vor den Derbys gegen Unterhaching (Dienstag) und Bayern 2 (Freitag) in Topform.

Auf dem Platz ist also nichts zu spüren von den Querelen um Präsident und Mäzen Hasan Kivran, der erst seinen Ausstieg angekündigt hatte und nur wenige Wochen später überraschend doch seinen Verbleib erklärte. Doch nicht nur die Mannschaft sorgt für Aufsehen. Auch Geschäftsführer Max Kothny (24) haut bereits wieder ordentlich auf den Putz, von der zwischenzeitlichen Demut ist beim Drittligsten nichts mehr zu spüren.

"Die Lizenz für die 2. Liga werden wir auf jeden Fall mal mitbeantragen", erklärte Kothny jüngst auf einer Pressekonferenz. Obwohl vieles noch unklar ist, rückt der Verein also von seinen ambitionierten Zielen nicht ab, die dritte Liga soll nur eine Zwischenstation sein. Ob Türkgücü im Falle eines sportlichen Aufstiegs überhaupt die Lizenz für Deutschlands zweithöchste Spielklasse erhalten würde, ist alles andere als klar. Als Zweitligist bräuchte der Verein ein eigenes Nachwuchsleistungszentrum (NLZ), ein solches kann Türkgücü aktuell nicht vorweisen. Zwar hätte der Verein im Falle eines Aufstiegs ein Jahr Zeit, ein NLZ zu errichten, aber auch diese Frist könnte kritisch werden, solange kein geeignetes Gelände gefunden ist.

Zuletzt gab es Medienberichte, wonach die Stadt München dem Verein bereits ein Gelände versprochen haben soll. Eine Darstellung, die Kothny massiv zurückweist. "Es hieß nie, dass wir die Zusage von der Stadt haben, dass wir ein NLZ kriegen." Aber man befinde sich jetzt in guten Gesprächen und das sei eine gute Nachricht, sagt der Geschäftsführer. Diese guten Gespräche seien auch der Hauptgrund, warum Hasan Kivran sein Engagement bei Türkgücü München nun doch fortführe, erklärt Kothny.

Gerüchte, wonach der angekündigte Ausstieg von Kivran kurz vor Weihnachten lediglich eine Nebelkerze gewesen sein soll, die dem Verein wieder mehr Aufmerksamkeit beschert und mögliche neue Geldgeber an Bord holt, weist Kothny ebenfalls zurück. So ganz einleuchtend kann er aber nicht erklären, woher der plötzliche Meinungsumschwung von Hasan Kivran gekommen ist. Konkrete Bedingungen, sagt Kothny auf Nachfrage, habe Kivran nicht gestellt. Nur so viel: "Bedingung ist natürlich immer der maximale sportliche Erfolg und die Zukunftsträchtigkeit des Projektes."

Kurzfristig scheint der Verein auch vom harten Sparkurs, den er sich zwischenzeitlich verordnet hatte, wieder abgerückt zu sein. Abgänge seien zwar weiterhin möglich sagt Kothny, aber auch Neuzugänge sind jetzt, nach dem Verbleib von Kivran, wieder ein Thema. Verschiedenen Online-Portalen zufolge steht Bundesliga-Spieler Yunus Malli (28) vom VfL Wolfsburg bei Türkgücü München auf dem Wunschzettel. Ein Spieler, der das Offensivspiel des Aufsteigers wohl nochmal auf ein neues Level heben würde – gleichzeitig wohl aber auch das Gehaltsgefüge sprengen dürfte.

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