"Da brach die Hölle los": Ein Tor in Natternberg, viel Wirbel und ein ehrlicher Schiri

14.11.2017 | Stand 18.09.2023, 22:33 Uhr

"Wir werden keinen Protest gegen das Tor einlegen", sagt Natternbergs Trainer Peter Gallmaier. − Foto: Helmut Müller

Es gibt nur weniges, das an diesem Treffer zum 2:2-Endstand im Spiel der Kreisliga Straubing zwischen dem TSV Natternberg und dem FC Gergweis nicht ungewöhnlich war: Da ist der Zeitpunkt, die 97. Spielminute; da ist der Name des Schiedsrichters, der nach Spielende vom einzig für die Öffentlichkeit einsehbaren offiziellen Spielberichtsbogen auf der Website des Bayerischen Fußball-Verbandes (bfv.de) im Online-Nirgendwo verschwand; und da ist die kuriose Entstehung eines Tores, das noch dazu erst einen Tag nach dem Spiel auf dem Spielberichtsbogen vermerkt wurde.

Alles begann am Sonntagnachmittag damit, dass der Heimverein aus Natternberg keinen Spielbericht verfasste und der einsehbare Spielverlauf auf der offiziellen Anlaufstelle bfv.de nicht zum Ergebnis passte: Drei Tore samt Schützen waren angegeben, das Spiel endete aber 2:2. Ergo: Eins fehlt.

Auf mehrere Versuche einer Nachfrage antwortete schließlich ein Vertreter aus dem Lager des FC Gergweis und beschrieb das Tor so: Flanke von der linken Seite auf Alexander Weber. Dem verspringt der Ball und rollt auf Christoph Göth zu, der in der Nähe des Fünfmeterraums im Abseits steht. Der Linienrichter zeigt die Abseitsstellung an, Göth bleibt stehen, die Natternberger stellen das Spielen ein. Weber erkennt die Situation, flitzt der Kugel nach, läuft am reglosen Torhüter vorbei und schiebt zum 2:2 ein. "Draußen bei den Fans brach die Hölle los", beschreibt TSV-Trainer Peter Gallmaier die Szenerie.

Protest einlegen werden die Natternberger dennoch nicht, "das ist eine Tatsachen-Entscheidung, da hast du keine Chance", sagte Gallmaier. Er ist davon überzeugt, dass Gergweis ein Abseitstor erzielt hat. "Der Gergweiser Christoph Göth hat einen Schritt auf den Ball zugemacht, er wurde also aktiv und blieb nicht passiv. Der Linienrichter hat gewunken und Abseits angezeigt, also sind unsere Spieler und auch Göth stehen geblieben. Alexander Weber ist dann weitergelaufen, am Tormann vorbei, und hat den Ball nur ins Tor schieben müssen", schildert Gallmaier die Natternberger Sicht der Dinge und spricht von "drei Minuten Hickhack", ehe das Tor letztendlich gegeben wird. Gallmaier nimmt’s aber auch sportlich, sagt: "Schuld sind wir ja selbst, wir hatten mehrere Chancen zum 3:0, dann wäre das Tor völlig egal gewesen. Es war schade, aber mei."

Vielmehr stört ihn die Art und Weise, wie Schiedsrichter Feldmeier gegen Ende agierte: "Der hat das Tor gegeben, sofort abgepfiffen, sich den Ball gepackt und ist gegangen: Hätte er normal erklärt, warum er das Tor gegeben hat, wäre alles in Ordnung gewesen", wirft Gallmaier dem Referee vor.

Die Heimatsport-Redaktion hat daher bei Claus Feldmeier nachgefragt. Anders als in den meisten Fällen stellt sich dieser Unparteiische der Kritik. Das gegebene Tor schildert Feldmeier, der für die Gruppe Regensburg pfeift, wie folgt: "Weil sich der Stürmer den Ball vorgelegt und nicht gepasst hat, und der andere Stürmer auch nicht eingegriffen hat, gab es für mich keinen Grund, auf Abseits zu entscheiden. Mein Linienrichter dachte aber, dass der Stürmer (Alexander Weber, Anm. d. Red.) den Ball gepasst hatte und hob deshalb die Fahne zum Abseits. Es gab mich aber keinen Grund abzupfeifen, also lief das Spiel weiter, der Stürmer hat den Torwart ausgespielt und den Ball ins Tor geschoben. Ich bin zu meinem Assistenten und habe ihn gefragt, ob es einen anderen Grund für das Abseits gab. Dem war aber nicht so, also habe ich das Tor gegeben."

Glücklich ist auch er nicht so recht damit, aber: Was soll man machen? "Das war einfach eine blöde Situation, auch für mich. Noch dazu in der letzten Minute." Das zeigt, was oft vergessen wird: Schiedsrichter sind auch nur Menschen.