Christof Wandratsch bleibt auch in Murmansk cool – Wackerianer schwimmt bei 9. Ice-Mile Streckenrekord

27.06.2014 | Stand 27.06.2014, 6:30 Uhr

Der Jubel im Ziel: Christof Wandratsch schwamm im sechs Grad kalten Wasser über 1609 m Streckenrekord. − Foto: Wandratsch

Dass ihm selbst Wassertemperaturen nahe des Gefrierpunkts nichts ausmachen, hat Christof Wandratsch erst im März bei der Winter-WM im finnischen Rovaniemi am Polarkreis bewiesen, wo er die Konkurrenz mit zwei Titeln überraschte. Nun blieb der Extremschwimmer aus Haiming auch bei der 9. Ice-Mile in Murmansk (Sibirien) cool und legte die 1609m in neuem Streckenrekord von 15:56,25 Minuten zurück – und das in nur sechs Grad kaltem Wasser und ohne schützenden Neoprenanzug.

"Wenn man das Schlimmste erwartet, dann kann einen nichts erschrecken", sagt der 47-Jährige über seine erste Wettkampfreise nach Russland. In der Tat begrüßte ihn die gut 300000 Einwohner zählende Metropole nördlich des Polarkreises, die eine Hochburg des Winterschwimmens ist, mit Tageshöchsttemperaturen von lediglich vier Grad und Schneeregen. Da wurden bereits die Trainingsrunden in einem See zum eiskalten Vergnügen.

Aber "Wandi" präsentierte sich bestens vorbereitet – nicht zuletzt dank seiner regelmäßigen Übungseinheiten im Förchensee bei Ruhpolding, der fast das ganze Jahr über eine Temperatur von acht Grad aufweist, sowie in der Salzach. Ähnliche Verhältnisse herrschten auch beim Wettkampf im Fluss Sapadnaja Liza. Da hier vorher nicht trainiert werden durfte, stellte sich Wandratsch auf eine Brücke und warf einige Stöckchen ins Wasser, um die Strömung zu beobachten.

Doch bevor es in die kalten Fluten ging, musste sich der Starter des SV Wacker Burghausen noch einer Herausforderung stellen. Das Rennen der rund 100 Schwimmer, die in mehreren Gruppen loslegten, begann mit einem Startsprung. "Das ist fast, wie wenn man mit dem Kopf aufs Pflaster aufschlägt", beschreibt Wandratsch das Gefühl des schnellen Eintauchens ins Eiswasser, ohne das man von vorneherein chancenlos ist. Doch der Routinier akklimatisierte sich schnell, hielt sich aus keiner Rangelei raus und setzte sich nach der Hälfte der Distanz schließlich vom Führungspulk ab. "Es hat mir geholfen, genau nach der Strömung zu schauen. Ich bin die direkte Linie geschwommen. Das war hart, aber der immense Kraftaufwand hat sich schließlich ausgezahlt", freut er sich, dass sein riskanter Plan aufgegangen ist, und grinst: "Die 30 Jahre Erfahrung im Freiwasser waren wohl doch nicht ganz umsonst."

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