"Froh, Schritt gewagt zu haben"
Chefscout und Kontaktmanager: Wie der Passauer Bastian Huber den Hoffenheimer Weg begleitet

27.08.2020 | Stand 19.09.2023, 1:44 Uhr

Gesicht des Passauer Fußballs: Bastian Huber. Der ehemalige 1.FC-Spieler setzt nun voll auf die Karte Profifußball. −Foto: Lakota

Seit einem Jahr arbeitet der Passauer Bastian Huber (40) als Chefscout beim Bundesligisten Hoffenheim. Wir haben den 40-Jährigen getroffen – und über Talente, Transfers und den besonderen Weg der TSG gesprochen.

Eigentlich hätte Bastian Huber jetzt Sommerferien. Sechs Wochen lang. Doch die Zeit als Lehrer ist vorbei. Er hat seinen Job gekündigt. Das Beamtenverhältnis gibt er auf für einen Traum, den er schon so lange geträumt hat. Profifußball, Big Business Bundesliga. Der Passauer ist jetzt mittendrin, bei der TSG Hoffenheim arbeitet er als Chefscout. Heute, ein Jahr nach seiner Entscheidung, sagt er: "Ich bin froh, den Schritt gewagt zu haben. Ich habe gemerkt, dass es Leidenschaft pur ist und genau das, was ich machen will."

Viel freie Zeit bleibt dem früheren Fußballer des 1.FC Passau jetzt nicht mehr. Die Tage am Trainingszentrum in Zuzenhausen sind lang. Nicht zuletzt, weil sich Bastian Huber fast täglich die Übungseinheiten verschiedenster Altersklassen ansieht. "Um die richtigen Spieler für den Verein zu finden, musst du erst einmal wissen, was bei dir zu Hause los ist", sagt er. Wie ist der Kader besetzt? Welches Talent entwickelt sich wie? Wer hat das Zeug, einen der begehrten Trainingsplätze im Profi-Kader zu ergattern? Internes Scouting nennt man diesen Prozess, an dessen Ende Huber und sein Team die entscheidenden Empfehlungen abgeben, welcher junge Spieler am besten für den Schritt nach oben geeignet ist.

Externes Scouting, also die Suche nach Neuzugängen, ist die zweite große Säule. Während die vielen Späher der TSG ständig unterwegs sind, Talente beobachten, bewerten und Berichte schreiben, liegt bei Hubers Arbeit der Schwerpunkt woanders. Als Chefscout stehen oft Meetings an, Besprechungen, in denen er sich eng mit Sportdirektor Rosen oder den Trainern abstimmt. Zudem gilt es, die Arbeit in der eigenen Abteilung zu koordinieren. Er selbst geht eigentlich erst dann raus ins Stadion, um einen Spieler zu beobachten, "wenn die Sache richtig heiß" wird.

"Es ist unglaublich, wie viel ich am Handy bin"

Viel mehr Zeit verbringt Bastian Huber dagegen mit Kontaktmanagement, wie er es nennt. "Es ist unglaublich, wie viel ich am Handy bin, telefoniere oder WhatsApp schreibe." Vor allem mit Spielerberatern ist der Austausch intensiv, das Netzwerk des 40-Jährigen umfasst mittlerweile viele hundert Namen. Gute Beziehungen zu Beratern sind entscheidend für Huber und seinen Suchtrupp. Erst recht, weil Hoffenheim beim knallharten Kampf um die Talente nicht wie viele andere auf die mächtige Waffe Geld setzt.

"Wir haben unseren eigenen Weg, den TSG-Weg − und dieser wird ganz konsequent gegangen", sagt Huber. Festgelegte Standards werden nicht angetastet. So scheiterte Medienberichten zufolge einst auch der Wechsel des jungen Erling Haaland ins Kraichgau, weil Hoffenheim nicht bereit ist, auf die finanziellen Forderungen des damals 16-Jährigen einzugehen. "Es wird immer wieder Spieler und Berater geben, die eine andere Philosophie verfolgen als wir", meint Huber. "Aber oft können wir auch mit unseren Argumenten überzeugen."

Der Artikel ist erschienen am Samstag, 22. August, im Sportteil der PNP (Online-Kiosk) – hier lesen Sie die Erfahrungen Hubers in Hoffenheim als registrierter Abonnent bei PNP Plus.