Bremen, Leipzig, Vilzing: Die ungewöhnliche Karriere von Bayernliga-Topscorer André Luge

20.11.2019 | Stand 19.09.2023, 1:22 Uhr

Blick nach oben: Auch dank der Tore von André Luge hat die DJK Vilzing die Tabellenführung in der Bayernliga Nord übernommen. In 18 Spielen traf der gebürtige Chemnitzer bisher 19 Mal. −Foto: Frank Bietau

Die Namen klingen verheißungsvoll: Werder Bremen, Carl Zeiss Jena, FSV Zwickau, RB Leipzig, Jahn Regensburg. Bei all diesen Vereinen stand André Luge (28) unter Vertrag. Und dann: DJK Vilzing, Bayernliga Nord, ein Provinzklub in der Oberpfalz, ein Dorf mit 500 Einwohnern im Bayerischen Wald. Manfred-Zollner-Stadion statt großer Fußball-Bühne. André Luge ist gerade einmal 26 Jahre alt, als er die Entscheidung für ein Engagement in Vilzing trifft. Und gegen die Profikarriere. Warum?

André Luge lächelt. Er hat diese Frage schließlich schon oft gehört. "Ich habe damals bei Jahn Regensburg keinen neuen Vertrag bekommen", erzählt er. Dann sei die Entscheidung gereift, sich ein neues Leben aufzubauen. Ohne Profifußball. Luge wollte nicht wieder weiterziehen, nicht wieder eine neue Gegend, nicht nochmal lauter fremde Leute. Seit er als Jugendlicher von seinem Heimatverein Chemnitzer FC zu Werder Bremen gewechselt ist, tingelt er schon durch die Republik. Nirgends bleibt er länger als zwei Jahre. Auch, weil der große Durchbruch nicht glückt. Jetzt will er endlich sesshaft werden, der kleine Sohn Mateo ist gerade geboren, die junge Familie sucht einen strukturierten Alltag. Und findet ihn in Vilzing.

Viel Ruhe – und eine Ausbildung im Büro

Eine "familiäre Entscheidung" sei es gewesen, sagt Luge, das Kapitel Profifußballer mit gerade einmal 26 Jahren zu beenden. "Ich hatte eine schöne Zeit, bin insgesamt fünfmal aufgestiegen und habe sehr viel mitgenommen. Für mich passt es, so wie es ist." In der Oberpfalz fühlt sich die Familie wohl und Vilzing, so sagt der Stürmer, sei eine sehr gute Adresse für ambitionierten Amateurfußball. Außerdem bekommt Luge bei der DJK die Chance für den Berufseinstieg. Roland Dachauer, der Sportliche Leiter, stellt Luge in seiner Firma für Sportmarketing und Events an, der Ex-Profi beginnt eine Ausbildung zur Fachkraft für Büromanagement.

Luge genießt sein neues Leben. Die Ruhe auf dem Dorf, die Nähe zur Familie machen ihn glücklich. Und sportlich? Läuft es ebenfalls bestens. In dieser Saison – es ist bereits seine dritte im gelb-schwarzen Trikot − spielt der Angreifer stärker denn je. Und schießt sich mit seinen Toren in den bayernweiten Fokus. In 18 Partien hat der beidfüßige Stürmer 19 Treffer erzielt, dazu kommen acht Vorlagen. Allein in den vergangenen acht Spielen hieß der Torschütze zehnmal Luge, sieben Siege in Serie stehen für Vilzing zu Buche.

Diese enorme Konstanz brachte der Mannschaft von Trainer Christian Stadler am Wochenende erstmals die Tabellenführung ein, die Regionalliga Bayern winkt. Mit Dorfklub Vilzing in der vierten Liga zu spielen, "das ist mein großes Ziel, mein großer Traum", sagt André Luge – und warnt zugleich: "Die Saison ist noch sehr jung, es kann viel passieren. Wir dürfen kein bisschen nachlassen."

Wieso André Luge trotz seiner herausragenden Leistungen eine Rückkehr in den Profifußball ausschließt und was seine Ziele mit der DJK Vilzing sind, lesen Sie am Mittwoch, 20. November, im Sportteil Ihrer Passauer Neuen Presse – oder nach kostenloser Anmeldung hier: Provinzverein statt Profiklub.