Bobenstetter und die Blasmusik: Warum Buchbach die Schaldinger nach der Pause "überrollte"

15.10.2018 | Stand 19.09.2023, 0:42 Uhr

Party mit den Fans: Buchbachs Maximilian Drum feiert mit den vielen mitgereisten Buchbacher Zuschauern. −Foto: Lakota

Anton Bobenstetter schwant Böses, als er zur Halbzeit in der Kabine sitzt. "Ich habe gedacht", erzählt der Trainer des TSV Buchbach später, "es läuft so wie immer. Wir liegen 1:2 zurück und dann werden wir ausgekontert. So habe ich die letzten acht Jahre hier in Schalding verloren." Doch dieses Mal kommt alles anders. Am Ende sind es Bobenstetter und seine Buchbacher, die am Reuthinger Weg ein Fest feiern. Mit 4:3 ringt der TSV den SVS im Duell der Dorfclubs nieder, während Schalding nach der Pause einen unerklärlichen Schwächeanfall erleidet, gelingt Buchbach eine wundersame Auferstehung. Was also ist passiert, dass die auswärts ungeschlagenen Schaldinger am Ende einer spektakulären Partie ihre bereits fünfte Heimpleite kassieren?

Die Trainer haben unterschiedliche Erklärungen. Bobenstetter berichtet, wie er seiner Truppe zur Halbzeit ins Gewissen redet. "Es sitzen da fast 500 Fans von uns auf der Tribüne, die Blasmusik spielt − da können wir doch nicht so eine Leistung zeigen und das Spiel verlieren." Die Ansprache wirkt, die Mannschaft fühlt sich "bei der Ehre gepackt", meint Bobenstetter, der sich ausdrücklich bei den Zuschauern bedankt, die per Sonderzug nach Passau gereist sind und ihre Mannschaft lautstark anfeuern.

Während der Buchbacher Trainer die emotionale Ebene bemüht, geht sein Gegenüber die Sache analytischer an. "Wir hatten keinen Zugriff mehr, sind nicht mehr so eng gestanden und haben das Fußball spielen eingestellt. Dazu haben wir in der letzten Reihe Fehler gemacht, die wir in den vergangenen Wochen nicht gemacht haben", sagt Stefan Köck. Der Plan für die zweiten 45 Minuten sei ein komplett anderer gewesen, aber "irgendwie hat bei uns gar nichts mehr gepasst. Wir haben den Gegner stark gemacht".

Tatsächlich zeigt der SVS am Samstag zwei Gesichter. Nach einer starken ersten Halbzeit gibt Schalding die Partie aus der Hand. Buchbach stellt zur Pause das System um, agiert jetzt mutiger, aggressiver. Und Schalding? Weicht zurück, wie das Kaninchen vor der Schlange stehen die Spieler nun in der eigenen Hälfte, Buchbach kommt dem SVS-Tor näher und näher − und dreht schließlich das Spiel. "Verdient", wie Coach Köck einräumt, "wir haben einfach nachgelassen und nicht mehr das gezeigt, was wir können. Da sieht man wieder, wie viel der Kopf ausmacht."

Das freilich weiß auch Bobenstetter, der – so gesteht er – mit einem Punkt ziemlich zufrieden gewesen wäre. "Aber nach dem Ausgleich hat sich eine gewisse Dynamik entwickelt. Danach haben wir Schalding überrollt, sind gelaufen, gelaufen und immer weiter gelaufen. Die Blasmusik hat von der ersten Minute an gespielt, das war eine Stimmung wie beim Fußball in Holland. Wir haben diesen Sieg erzwungen", so Bobenstetter. Und das, obwohl der TSV in der Schlussphase de facto nur noch mit zehn Mann auf dem Rasen steht, weil nach Breu und Moser auch der angeschlagen Markus Grübl raus muss und Thomas Leberfinger wegen einer Zerrung nur noch über den Platz humpeln kann. "Das war schon beeindruckend, wie wir das am Ende gemacht haben", meint Bobenstetter. Und was ist mit seiner bösen Vorahnung? Wo waren die gefürchteten Schaldinger Konter? "Das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht", sagt Bobenstetter − und freut sich, dass er nicht Recht behalten hat.