Erster Sieg gegen direkten Rivalen
Blaupause für den Abstiegskampf: Hat Schalding jetzt den Schlüssel gefunden?

28.09.2021 | Stand 19.09.2023, 2:18 Uhr

Er gibt im Mittelfeld die Richtung vor: Philipp Knochner. −Foto: Lakota

Wie groß der Druck gewesen sei? Stefan Köck überlegt kurz, er lächelt und sagt: "Der Druck ist doch immer da." Dann nimmt der Trainer des SV Schalding seinen kleinen Sohn auf die Schultern, spaziert mit ihm zu seiner Mannschaft, die schon im Kreis zusammensteht und auf ihren Coach wartet, um den Sieg gegen Aschaffenburg zu feiern.

Auch wenn es niemand direkt ausspricht: Die Erleichterung im Lager der Schaldinger ist riesig an diesem herrlichen Sonnen-Samstag im September, als um 15.51 Uhr ein 2:0 auf der elektronischen Anzeigetafel leuchtet. Nach nur einem Punkt aus drei Spielen sind die Grün-Weißen gefährlich weit in den Tabellenkeller gerutscht, daheim gegen Aschaffenburg musste also dringend die Wende her. "Wichtig waren heute die drei Punkte − egal wie", sagt ein gelöster Stefan Köck, der allerdings auch mit der Leistung seiner Jungs sehr zufrieden sein konnte.

Mehr noch: Der Auftritt gegen Aschaffenburg, geprägt von großer Disziplin, Laufbereitschaft und Einsatzfreude, könnte als Blaupause für die restlichen zehn Partien bis zur Winterpause dienen. Vor allem, weil man endlich den Schlüssel gefunden zu haben scheint, wie es auch gegen Teams auf Augenhöhe mit dem Siegen klappt. Erstmals seit dem vierten Spieltag blieb Schalding auch ohne Gegentor. "Es geht jetzt darum", befindet Köck, "genau diese Leistung in den kommenden Spielen abzurufen. Wir müssen endlich Konstanz reinbekommen." Ähnlich sieht es Markus Clemens. Genau so müsse man spielen, um erneut in der Regionalliga bestehen zu können, urteilt der Sportchef. "Wir haben die Grundtugenden auf den Platz gebracht, unsere Stärken ausgespielt. Wenn es uns gelingt, diese Vorstellung in den kommenden Wochen zu bestätigen, werden wir zwar auch nicht jedes Spiel gewinnen. Aber die Chance auf weitere Punkte ist dann groß."

Anders als bei der 0:6-Abfuhr vor einer Woche in Schweinfurt schafft es Schalding gegen Aschaffenburg, vor allem in der Defensivarbeit wenig falsch zu machen. Freilich, die Unterfranken können spielerisch keinesfalls mit der Klasse der Schweinfurter mithalten. Aber allein die enorme körperliche Präsenz – kaum ein Spieler der Gäste misst weniger als 185 cm – macht den Gegner gefährlich. "Wir haben die vielen hohen Bälle aber gut verteidigt", analysiert Köck und freut sich besonders, dass sich sein Team nach schwerem Beginn gut ins Spiel kämpft. "Die Mannschaft hat das durch gute Kommunikation heute selbst geregelt. Jeder wusste, was zu tun ist, ich habe mich daher an der Linie bewusst zurückgehalten", berichtet Köck, der die wohl spielentscheidende Szene in Minute 20 sieht. Völlig übermotiviert und unnötig gehen die Aschaffenburger im Strafraum gegen Fabian Schnabel zu Werke, den fälligen Strafstoß versenkt Kapitän Markus Gallmaier gewohnt cool zum 1:0. "Das war sicher der Dosenöffner", sagt Köck. In der Folge agiert sein Team selbstbewusster, stellt geschickt die Räume zu und spielt schnörkellos über die schnellen Außen nach vorne.

Nach dem Wechsel bringt dann der schönste Angriff des Tages das zweite Tor. Patrick Rott behauptet den Ball, spielt herrlich Gallmaier frei, der wiederum Schnabel in die Gasse schickt – ein Schlenzer in den Winkel und es steht 2:0 (52.). Alle drei Schaldinger Stürmer zeigen an diesem Tag eine starke Leistung, sind ständig unterwegs, behaupten die Bälle. Überhaupt scheint es den Schaldingern gut zu tun, dass die zahlreichen englischen Wochen endlich vorbei sind und ein geregelter Trainingsbetrieb stattfinden kann – die Mannschaft wirkt wieder wesentlich frischer.

Mit dem Sieg, der nur noch in wenigen Situationen gefährdet ist, kann sich Schalding etwas Luft verschaffen im Abstiegskampf. "Es zahlt sich eben immer aus, wenn man die Ruhe bewahrt. Und das tun wir im Verein", sagt hinterher der 1. Vorstand Wolfgang Wagner. Ob es denn überhaupt keinen Druck gegeben habe vor diesem wichtigen Spiel? "Mei", sagt Wagner, "wir wissen doch, dass es für uns immer sehr hart ist in dieser Liga." Dann lächelt Wagner und blickt zur Mannschaft, die eng umschlungen im Kreis zusammensteht. Abstiegskampf − dem SV Schalding jagt das schon lange keine Angst mehr ein ...