Bis Mitte April tickt die Wechsel-Uhr: Wie entscheiden sich die Oberpfalz-Vereine?

22.02.2015 | Stand 22.02.2015, 15:26 Uhr

Der Oberpfälzer BFV-Chef Maximilian Karl (stehend) erklärte den Vereinen aus dem Altlandkreis Kötzting, welche Auswirkungen ein Bezirkswechsel für sie haben könnte. Bayerwald-Kreisspielleiter Harald Haase (im Hintergrund, v.l.), der niederbayerische BFV-Vorsitzende Christian Engl und Bezirksschiedsrichterobmann Franz Bachinger (Niederbayern) hören gespannt zu. − Foto: Pangerl

Es ist ein wahrer Termin-Marathon, den sich der niederbayerische BFV-Chef Christian Engl und seine Mitstreiter für die kommenden Wochen und Monate vorgenommen haben. Die Struktur-Reform, die den niederbayerischen Fußball für die nächsten Jahrzehnte wappnen soll, muss unter die Leute gebracht werden. Deshalb hat der Verband in ganz Niederbayern Vereinstreffen anberaumt. Der Startschuss zur Informationstour erfolgte am Donnerstagabend in Lam. 18 Vereine aus dem oberen Wald waren gekommen, um sich über die Eckpunkte der Reform aufklären zu lassen. Doch nicht nur das: Das beherrschende Thema war der mögliche Wechsel zahlreicher Vereine in die Oberpfalz.

"Wir beginnen bei Euch, weil die Zeit drängt", machte Engl bereits zu Beginn deutlich, warum der obere Bayerische Wald erste Station für die BFV-Funktionäre war. Mit dem 1. FC Bad Kötzting steht bereits der Weggang eines namhaften Oberpfalz-Vereins aus Niederbayern fest, doch auch die zehn weiteren Clubs, die politisch zur Oberpfalz gehören, aber in Fußball-Niederbayern kicken, sollen sich erklären. "Wir wollen wissen, wie es hier, im Bereich Kötzting, weitergeht", betonte Engl gegenüber den Vereinsverantwortlichen der zehn Wechselkandidaten.

Gerne würde Engl die Vereine in Niederbayern halten, machte ihnen einen Verbleib mit Argumenten schmackhaft (durch Kreisreform verkürzte Fahrtstrecken, Möglichkeit eines Reservespielbetriebs, gewachsene Freundschaften mit niederbayerischen Vereinen und die Besetzung aller Spiele bis zur D-Jugend mit Schiedsrichtern). Zudem strich der Straubinger heraus, dass ein Rückwechsel nach Niederbayern voraussichtlich nicht mehr möglich ist. "Wer wechselt, entscheidet sich für die nächsten 30, 40 Jahre."

Engls Oberpfälzer Pendant Maximilian Karl, der gemeinsam mit dem Chamer Kreisspielleiter Josef Wocheslander ebenfalls nach Lam gekommen war, hielt erwartungsgemäß dagegen, konnte Engls Pro-Argumenten nichts Positives abgewinnen. "Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich gerne alle Oberpfälzer Mannschaften bei mir im Bezirk haben möchte", sagte Karl: "Ich kann es ohnehin nicht begreifen, dass Mannschaften, die politisch zur Oberpfalz gehören, nicht in der Oberpfalz spielen wollen."

Karl zeigte anhand von Karten, was die Vereine aus dem Altlandkreis Kötzting jenseits der Fußball-Bezirksgrenze erwarten würde – hauptsächlich kürzere Fahrtstrecken. "Allerdings nur, wenn ihr alle auf einmal wechselt", stellte der Chamerauer heraus. In diesem Punkt ist er sich mit Christian Engl einig. Das "Rübertröpfeln" müsse ein Ende haben. Die vereinzelten Wechsel würden hüben wie drüben Probleme verursachen. "Ich wünsche mir, dass das endgültig vorbei ist und wir Planungssicherheit haben, dass ihr alle sagt ,wir wechseln’ oder ,wir wechseln nicht’", appellierte Karl.

Beim SV Grafenwiesen haben sich die Verantwortlichen bereits für einen Übertritt entschieden. "Natürlich ist das vor allem für die Alten im Verein hart, wir haben unser ganzes Leben in Niederbayern gespielt, aber finanziell kommen wir mittlerweile an unsere Grenzen", erläuterte Vorsitzender Johann Artmann die Beweggründe. Die Fahrtstrecken seien in den vergangenen Jahren immer länger geworden, neben den gestiegenen Kosten komme der zeitliche Faktor hinzu.

Ottenzells Vorsitzender Hermann Zapf schlug vor, dass sich die betroffenen Vereine schnellstmöglich an einen Tisch setzen und das weitere Vorgehen abstimmen. Herbert Wendl (SV Thenried) und Peter Meindl (SC Arrach-Haibühl) plädierten ebenfalls dafür. "Wir müssen uns abstimmen, sonst fahren wir irgendwann am Derby vorbei", sagte Meindl. Als voraussichtlicher Termin für das Treffen wurde der 5. März (19 Uhr, Sportheim Grafenwiesen) vereinbart.

Klar ist, dass ein Wechsel von insgesamt elf Vereinen gravierende Auswirkungen für beide Bezirke – und nicht zuletzt für die Vereine – haben würde. Aufstieg, Abstieg, Relegation: "Natürlich gibt es da Probleme, das ist fast eine ganze Liga", gab Bayerwald-Kreisspielleiter Harald Haase zu Bedenken. Im Kreis Cham würde wohl eine zusätzliche Kreisklasse eingeführt, während die niederbayerischen Randvereine sich wohl noch mehr in Richtung Regen/Zwiesel orientieren müssten. "Wir wollen ein Ergebnis, auch wenn wir heute keine Abstimmung durchführen", gab Christian Engl den Vereinen mit auf den Weg. Bis zum 15. April haben sie Zeit, einen Wechsel-Antrag zu stellen.

Ob der ganzen Wechseldebatte geriet die Frage, ob in Niederbayern zukünftig in zwei oder drei Kreisen gespielt werden soll, fast zur Nebensache. Christian Engl und Bezirksschiedsrichterobmann Franz Bachinger hatten gleich zu Beginn der Veranstaltung das Für und Wider beider Varianten erläutert. Einstimmig votierten die 18 Vereine – neben den zehn Kötztinger Clubs waren Vertreter aus Moosbach, Allersdorf, Prackenbach, Arnbruck, Geiersthal, Teisnach, Kollnburg und Viechtach anwesend – für das Zwei-Kreis-Modell. "Egal wie die Ligen dann aussehen werden: Die Fahrtstrecken werden kürzer werden, als bisher", versprach Christian Engl.