Plattling
Bernd Sibler im Interview: "Eine solche Ausnahmesituation war völlig unvorstellbar"

27.03.2020 | Stand 18.09.2023, 4:26 Uhr

Besondere Zeiten, besondere Bilder: Bernd Sibler spricht als Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst auf einer Pressekonferenz der bayerischen Universitätskliniken, das "eingepackte" Mikrofon erinnert an den Ernst der Corona-Lage. −Foto: Sven Hoppe/dpa

Die Corona-Pandemie stellt die Politik unseres Landes vor die größte Herausforderung seit dem 2. Weltkrieg – so auch Plattlings Minister Bernd Sibler. Im Interview mit der Heimatzeitung spricht Sibler über die Bewältigung dieser beispiellosen Krise.

Herr Sibler, hätten Sie sich vor ein paar Monaten, ein paar Wochen sogar vorstellen können, dass Deutschland, ja die Welt durch das Corona-Virus innerhalb einer so kurzen Zeit in eine solch existenzielle Krise gerät?
Bernd Sibler: Das ist eine rhetorische Frage – nein, natürlich nicht. Eine solche Ausnahmesituation war völlig unvorstellbar. Als die Pandemie im chinesischen Wuhan losging, habe ich das natürlich verfolgt, wie viele andere auch. Allerdings gab es ähnliche Szenarien, aus der Ferne beobachtet, auch schon in der Vergangenheit. Bislang hat man sie immer in den Griff bekommen. Dieses Mal ist die Situation anders. Diese Eskalation hat so keiner erwartet. Mit Italien und Tirol gibt es zwei Zentren in Europa, die nicht weit von Bayern entfernt sind und in denen viele beim Skifahren waren. Deshalb sind wir jetzt natürlich auch besonders aufmerksam und gefordert.

Donald Trump hat kürzlich gesagt, man müsse aufpassen, dass "die Kur nicht mehr Schaden anrichtet als das Problem". Hat er da, wenn man die massiven wirtschaftlichen Probleme, die schon jetzt auftreten, betrachtet, nicht sogar Recht?
Sibler: Ach, Donald Trump! (seufzt) Also absolute Priorität muss jetzt sein, dass wir die gesundheitliche Situation in den Griff bekommen. Es muss aber auch klar sein – und das spürt ja auch jeder – dass wir bei der Wirtschaft den ziemlich heftigen Folgen in vielen Bereichen so gut es geht entgegenwirken müssen. Natürlich gibt es viele Berufe, in denen man gut Home Office machen kann, das geht bei einem Handwerker aber nicht. Das sind Bereiche, wo wir versuchen müssen, möglichst viel aufrecht zu erhalten, um dann wieder schnell auf die Füße zu kommen.

Was sagen Sie denn den Menschen, die jetzt Angst um ihre Jobs, Angst um ihre Existenzgrundlage haben?
Sibler: Ich glaube schon, dass die allermeisten sehen, dass auf verschiedenen Ebenen unglaubliche Anstrengungen unternommen werden: Zusätzliche 156 Milliarden an Hilfsgeldern wurden gerade auf Bundesebene beschlossen. Wir haben letzte Woche im Landtag mit dem Nachtragshaushalt schnell noch einmal 10 Milliarden Sonderstaatsvermögen aufgenommen, also Schulden gemacht. Und jetzt auch noch einmal zusätzliche 10 Milliarden. Ich glaube schon, dass das den Menschen etwas Sicherheit geben kann. Aber wir wissen alle, dass die Zeit nach Corona eine unheimliche Herausforderung werden wird. Das ist vollkommen klar!
Das ausführliche Interview mit Minister Sibler lesen Sie am Samstag, 28. März, in Ihrer Plattlinger Zeitung.