Sportschießen
Auf der Zielgeraden gen Rio: Altöttinger Josef Neumaier steht kurz vor sechstem Paralympics-Start

23.08.2016 | Stand 18.09.2023, 20:14 Uhr

Unterstützt von seinem Heimtrainer Theo Gschwandtner (rechts) aus Reischach, der auch Tochter Selina für Olympia fit gemacht hat, feilt Behinderten-Sportschütze Josef Neumaier auf der Kleinkaliber-Anlage des SV Wacker Burghausen noch an Feinheiten im Hinblick auf seine sechsten Paralympischen Spiele. − Foto: S. Gruber

Der Countdown läuft: Noch zwei Wochen, dann rollt Josef "Sepp" Neumaier wieder einmal in den Schießstand bei Olympischen Spielen für Sportler mit körperlicher Einschränkung ein. Zum sechsten Mal – was allein schon Rekordleistung ist – hat er sich im deutschen Team für die Paralympics qualifiziert, die vom 7. bis 18.September in Rio de Janeiro stattfinden. Dort startet der Behinderten-Schütze aus Altötting im Luftgewehr-Wettbewerb und in der Kleinkaliber-Dreistellung.

Nach der offiziellen Nominierung durch den Deutschen Behindertensportverband (DBS) stand für den Schießsportler Ende Juli ein zehntägiger Lehrgang samt Wettkampf im thüringischen Suhl an. Akteure aus zehn Nationen nahmen teil. "Dort ist das Programm von Rio durchgespielt worden", umschreibt Neumaier den Ablauf. Seine dabei erzielten Resultate nennt er bescheiden "nicht schlecht", um dann zu präzisieren: "Es schaut gut aus, ich bin recht zufrieden." Immerhin stand in dem international besetzten Feld am Ende der 3.Platz mit dem Luftgewehr und Rang 2 mit dem Kleinkaliber zu Buche.

Mit Trainingseinheiten auf den Schießstätten seiner Heimatvereine Huberwirtschützen Oberholzhausen und SV Wacker Burghausen (auf der Kleinkaliber-Anlage) hat für Neumaier die Endphase der Vorbereitung begonnen. Nun feilt er noch an Kleinigkeiten. Darüber hinaus gilt es, die nötige Spannung für die Einsätze in Brasilien aufzubauen. Intensiv unterstützt wird er dabei von seinem Heimtrainer Theo Gschwandtner, dessen Tochter Selina in Rio den 13.Platz im olympischen Luftgewehr-Wettkampf der Frauen belegte (Neumaier: "Ein ausgezeichnetes Ergebnis bei ihrem Olympiadebüt, das mich sehr freut."). Vor allem an Feinheiten am Material und am Anschlag wird akribisch gebastelt. Der Reischacher sieht den Wettbewerben seines Schützlings in Brasilien positiv entgegen: "Dort ist für den Sepp alles möglich." Und Theo Gschwandtner muss es wissen. Schon seit fünf Jahren trainiert er den Wallfahrtsstädter und er hatte ihn auch auf die Paralympics 2012 in London vorbereitet. Neumaier war damals mit einer Bronzemedaille heimgekehrt.

Vorletztes Wochenende, als er bei der Olympia-Einkleidung in Hannover war, hatte Neumaier die übrige Zeit genutzt, um auf der Schießanlage in der niedersächsischen Landeshauptstadt zu trainieren. Ein letzter Test sind für ihn die bevorstehenden deutschen Titelkämpfe in Garching-Hochbrück, wo er am Freitag auf KK- und am Montag auf LG-Scheiben zielt. Zwei Tage später fliegt er mit der Deutschen Equipe nach Rio.

Nur vom Hörensagen durch Selina Gschwandtner kenne er die dortigen Anlagen, so der auf den Rollstuhl angewiesene Sportler. "Im Fernsehen und via Internet habe ich sie mir angeschaut und keinen schlechten Eindruck gehabt." Weniger Gutes hat er dagegen vom Olympischen Dorf gehört. Dass wirklich "die Aufzüge in den Hochhäusern immer funktionieren", ist seine größte Sorge. "Egal" sei ihm dagegen, "wenn das Zimmer – wie man hört – nur spartanisch eingerichtet ist". Die Fahrt zwischen dem Dorf und der Sportstätte in Deodoro, knapp 30 Kilometer entfernt, hält er in dem dichten Verkehr der Sechs-Millionen-Metropole am Zuckerhut für "eine Herausforderung".

Wie bereits seine Sportkollegin Selina Gschwandtner bei den am Sonntag zu Ende gegangenen Spielen wird auch Neumaier die Eröffnungsfeier am 7. September im Maracana-Stadion verpassen. Der Grund: Wie bei Olympia stehen bei den Paralympics die Schützenbewerbe am Anfang. "Mein erster Wettkampf ist am anderen Tag, da kann ich mir den Stress nicht antun", hakt der Routinier dieses Zeremoniell ab – so wie bei seinen fünf Paralympics-Starts zuvor.

Vier Tage später, am 12. September (Montag), steht der Kleinkaliber-Wettkampf an. Wie immer, fährt der 58-Jährige Raitenharter auch diesmal gut vorbereitet und mit der Einstellung hin, "mein Bestes zu geben". Als Ziel hat er die Finals der besten acht Schützen in beiden Disziplinen im Visier. Was dann komme, "ist Zugabe." Wenn diese am Ende erneut aus Edelmetall bestehen würde, was ihm bei Olympia schon viermal gelang, hätte er "nichts dagegen", fügt Josef Neumaier lachend an.