Einrad
Auch bei der EM springt Lisa-Maria Hanny Weltrekord – Kastlerin in Holland mit fünf Titeln beste Teilnehmerin

09.08.2017 | Stand 18.09.2023, 20:18 Uhr

Mit dem Einrad weiter auf Höhenflug: Unter dem kritischen Blick ihres Vaters und Trainers Max (rechts) toppte Lisa-Maria Hanny bei der Europameisterschaft in Sittard ihren eigenen Weitsprung-Weltrekord. − Foto: Höhne

Beim kontinentalen Saisonhöhepunkt war Lisa-Maria Hanny erfolgreichste Teilnehmerin unter insgesamt etwa 670 Einradsportlern: Die 21-Jährige vom TSV Kastl räumte bei der Europameisterschaft in Sittard-Geleen fünf Titel plus je einmal Silber und Bronze ab. Dazu gelang ihr – wie schon fast obligatorisch – ein neuer Weltrekord.

Die Goldmedaillen holte Hanny in den Disziplinen Coasting, Einbeinlauf, Slalom sowie Weit- und Hochsprung. Im Weitsprung toppte sie die von ihr selbst gehaltene Weltbestmarke um 2 cm auf jetzt 3,27 m. Bei der Bayerischen Meisterschaft vor wenigen Wochen hatte sie den Rekord bereits von 3,15 über 3,17 und 3,20 auf 3,25 m gesteigert.

Wie bereits bei "Bayerischen" und der "Deutschen" präsentierte sich Hanny bei der EM im Süden der Niederlande (Provinz Limburg) super in Form. Gleich am ersten Tag sicherte sie sich im Coasting Titel Nummer 1. Wechselnde Winde machten es in dieser Disziplin, in der viel Gleichgewichtssinn gefragt ist, allen Sportlern schwer. Hanny kam wohl am besten damit klar und erzielte mit 131,74 m die Topweite.

Bei Vorkämpfen in ihrer Altersklasse 19+ startete die VWL-Masterstudentin noch in Sprungdisziplinen: Mit 70cm im Hochsprung und 3,20m im Weitsprung holte sie sich jeweils klar den Sieg und qualifizierte sich so für die altersübergreifenden Expert-Finals der acht Besten.

Am zweiten Tag folgten die Renndisziplinen. Im Einbeinlauf, 100-m-Lauf und Radlauf gewann Hanny jeweils souverän den Klassentitel. Drei weitere Endlaufteilnahmen waren ihr damit sicher. An Tag 3 siegte sie im Slalom in der 19+ mit der Zeit von 19,14 Sekunden. Nach zweijähriger Pause versuchte sie sich auch erstmals wieder im 400-m-Lauf, wo sie als Klassendritte ebenfalls das Finale erreichte.

So musste Hanny am großen Finaltag gleich in sieben Disziplinen antreten – ein sehr anstrengendes, kraftraubendes Programm für die Allrounderin, das sich in einem eng gesteckten Zeitplan über zehn Stunden hinzog. Die Medaillen machte sie in allen Fällen mit Leonie und Alina Czimek sowie Jolin Klein (alle DJK Adler 07 Bottrop) aus, wobei die Kastlerin meist das bessere Ende für sich hatte.

So verdiente sie sich im Einbeinlauf über 50 m ihren zweiten EM-Titel. Ihre Zeit von 8,09 Sekunden war sehr gut. Im Radlauf – neudeutsch: Wheelwalk – zog Hanny furios davon – doch wegen Fehlstarts einer Konkurrentin musste neu gestartet werden. Im zweiten Anlauf kam sie nicht optimal weg, prompt blieb ihr in 7,82 Sekunden mit acht Hundertsteln Rückstand auf die Siegerin "nur" die Silbermedaille.

Im 100-m-Lauf startete Hanny etwas zögerlich, legte dann aber eine Aufholjagd hin und wurde mit 14,02 Sekunden noch Dritte. Knapp verfehlte sie einen Podestplatz im Finale über 400 m. Trotz sehr guter Zeit von 1:00,99 Minuten langte es nur zu Rang 4.

Nach kurzer Pause wurde die Kastler Vorzeige-Einradlerin im Slalom vom starken ersten Lauf einer Konkurrentin aus der Schweiz unter Druck gesetzt. Doch Hanny meisterte den Pylonen-Parcours im zweiten Durchgang mit so großer Geschicklichkeit, dass sie in herausragenden 18,81 Sekunden die Schweizerin noch überflügeln konnte und den dritten EM-Titel holte.

Beendet wurde der Finaltag am Abend mit den Endkämpfen im Hoch- und Weitsprung. Der Hochsprung war sehr spannend, weil Hanny mit einer Landsfrau bis zur Höhe von 71cm gleichauf lag. Zum Schluss jedoch konnte sich die Kastlerin um einen Zentimeter steigern – und war zum vierten Mal Europameisterin.

Dann der Weitsprung, ihre Paradedisziplin. Bereits 3,10m reichten Hanny, um den fünften und letzten Titel sicher zu haben. Sie ließ die Messlatte danach auf die neue Weltrekordmarke von 3,27m legen. Ihre ersten zwei Versuche scheiterten, aber im dritten gelang ihr das Kunststück: Unter riesigem Jubel der Zuschauer übersprang sie die Weite deutlich – und war überglücklich.

Obwohl der Fokus von Lisa-Maria Hanny klar auf den sieben Außendisziplinen lag, startete sie auch im Freestyle. Für ihre Einzelkür "The dark kingdom" hatte sie vorher nur zweimal trainieren können, dennoch sprang mit Rang 4 unter zwölf Teilnehmerinnen ein Ergebnis heraus, über das sie sich sehr freute. Die EM war die Krönung einer sensationell starken Saison.

− red/ow