Abschied von Alex: Schiedsrichter-Assistent Scheingraber beendet seine Karriere auf dem Platz

23.09.2020 | Stand 25.10.2023, 10:59 Uhr

Nass gemacht: Sein Schiedsrichter-Kollege Tobias Baumann verabschiedete Alex Scheingraber mit einer Weißbier-Dusche. −Fotos: Franz Nagl

Alles hat gepasst, ein würdiger Abschied für einen sympathischen Unparteiischen: Mit dem Ligapokal-Spiel zwischen der Spvgg Osterhofen und der Spvgg Plattling am Samstag hat sich Alex Scheingraber (52) von der Schiedsrichterei verabschiedet. Nach fast 20 Jahren. Im strahlenden Sonnenschein. Mit einer doppelten Weißbier-Dusche.

"Das ist ein riesiger Verlust für uns", erklärte Jörg Sailer, stellvertretender Obmann der SR-Gruppe Deggendorf, auf Nachfrage, "Alex war die gute Seele unserer Gruppe." Nicht nur als Grillmeister bei Festen, sondern besonders den SR-Einsteigern stand er stets mit Rat und Tat zur Seite. "Er war eine Bank für die jungen Kollegen."

Doch mit dem Spiel am Samstag macht der 52-Jährige Schluss. In den letzten zwei Jahren assistierte er Markus Erndl (23) an der Linie, zuvor leitete er selber Spiele. "Ich habe erst relativ spät, mit 29 Jahren, mit der Schiedsrichterei angefangen, weil ich dem Fußball vielleicht etwas zurückgeben wollte – als Fußballer auf dem Patz war ich nämlich nicht so brav", gibt Scheingraber ehrlich zu. In Winzer, Schaufling oder Flintsbach schnürte er die Stiefel, danach begann er als Schiedsrichter, in der Karriere kam er wegen seines späten Eintritts aber nicht über die Kreisliga hinaus. "Ich hatte aber ein gewisses Talent", sagt er bescheiden.

Doch im Laufe der Jahre merkte er, dass der Job auf dem Platz und an der Linie seinen Tribut fordert. "In der Hochphase standen Spiele am Samstag und Sonntag auf dem Programm – und dann wird’s anstrengend." So fasste er – auch durch die Corona-Pause beflügelt – den Entschluss: "Jetzt reicht’s." Und als letztes Spiel wählte er das Derby am vergangenen Samstag in Osterhofen aus. Und da gab’s vor dem Spiel schon ein Geschenk für den SR-Assistenten – und nach den 90 Minuten, unter strahlend weiß-blauem Himmel, eine Weißbier-Dusche. Sein langjähriger Weggefährte, der einstige Regionalliga-Schiedsrichter Tobias Baumann übergoss den Kollegen mit einer Gersten-Kaltschale. Auf dem Platz, und ein zweites Mal in der Schiedsrichter-Kabine, vor dem Duschen. Doch Scheingraber revanchierte sich noch in der Umkleide und freute sich diebisch, "denn der Tobi hatte keine Wechselklamotten dabei".

Doch so spaßig ging’s nicht immer zu als Unparteiischer auf den Plätzen in Niederbayern. Gerade als SR-Assistent stellte der Altgediente immer mehr fest, dass die Hemmschwelle bei den Zuschauern, gerade auch bei den älteren Fans, immer weiter sinkt. "Das ging mehr und mehr auch unter die Gürtellinie und ins Persönliche – und da musste ich mich ab und an schon umdrehen und sagen: ‚Hallo, geht’s noch!‘". Doch diese negativen Randerscheinungen stehen nicht im Vordergrund bei seiner Bilanz. "Es war eine wunderbare Zeit", fasst er die Jahre als Fußballer und Schiedsrichter zusammen – "es hat einfach gepasst."