Bei den Kirchdorf Wildcats entdeckt
2,06 Meter groß, 150 Kilo schwer: Footballer Lorenz Metz aus Neuötting will in die NFL

29.01.2020 | Stand 17.09.2023, 22:00 Uhr

2,06 Meter, 150 Kilo: Das Gardemaß für einen Spieler in der O-Line hat Lorenz Metz (r.) allemal. −Fotos: Drew Horton/Carlos Herriott II

Sein Kopf. Auf den muss der Neuöttinger Lorenz Metz immer und überall aufpassen, egal wo er hingeht. Einziehen, zur Seite nehmen, nach vorne beugen: Alles, um nicht anzustoßen. Die Spitze befindet sich nämlich in 2,06 Metern luftiger Höhe – und damit ein paar Zentimeter über der regulären Normhöhe deutscher Türen.

"Es ist alles immer nicht ganz einfach", sagt der 22-Jährige und lacht. Jener 22-Jährige, der auch 150 Kilo auf die Waage bringt und damit ein Gardemaß für einen American Footballspieler hat: Lorenz Metz ist bei den Cincinnati Bearcats in der höchsten College-Liga der USA in der Offensive Line aktiv. Sein Ziel: Eines Tages NFL-Profi sein.

Nur noch selten treibt es Metz in die alte Heimat, zweimal im Jahr. Gerade hat er mit seinem Team ein Bowl-Spiel, quasi ein Finale um einen Pokal, haushoch gewonnen. Gleich im Anschluss hat er sich in den Flieger gesetzt, um seine Familie mal wieder zu sehen. "Unter der Woche ist es hier aber nicht so spannend, wenn alle Freunde arbeiten müssen." Ohnehin fühlt er sich in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio, der Partnerstadt Münchens, mittlerweile mehr zu Hause als in Deutschland: Dort sind für ihn das Leben, das Studium, die Freundin und die Kumpels.

Industriemanagement studiert Lorenz Metz dort. In eineinhalb, zwei Jahren will er fertig sein, dann den Master machen. "Plan A ist immer die Schule", sagt er. Schließlich könne eine Verletzung sehr schnell alles beenden. Ob man dann nochmal anpacken kann, wisse man nie. Dass er aber unbedingt Football-Profi in der besten Liga der Welt, der NFL, werden will, verheimlich er nicht. "Wenn es so weitergeht wie bisher, könnte das schon was werden." Die körperlichen Voraussetzungen stimmen, "jetzt muss ich mich nur noch in jedem Spiel weiterbilden".

Dabei ist Lorenz Metz ein Spätstarter, hat erst mit 17 Jahren das Footballspielen begonnen. "Ein Freund hat mich damals zum Training der Kirchdorf Wildcats mitgenommen." Mittlerweile spielen die Rottaler in der Bundesliga, damals waren sie noch im Unterhaus. "Das Hallentraining war nicht so interessant, aber draußen hat es mir wahnsinnig viel Spaß gemacht", erinnert er sich. Schon drei Jahre zuvor hatte er einen Football-Versuch gewagt, damals bei den Burghausen Crusaders. Gefallen habe es ihm nicht, es war ein kurzes Intermezzo. In Kirchdorf habe es ihn dann aber irgendwie doch gepackt: "Ich habe mir eine Ausrüstung für einen Tausender gekauft. Und dann musst du ja fast dabei bleiben." Der Tischtennisschläger wanderte in die Ecke zu den Fußballschuhen. "Fürs Kicken hatte ich kein Talent. Ich habe immer nur mit der Spitze geschossen und wurde deshalb ,Spietze’ genannt."

In Kirchdorf war er erst ein Jahr bei den Junioren aktiv, dann bei den Senioren. Bei einem Spiel in Wiesbaden fiel er einem Firmeninhaber auf, dessen Geschäft es ist, Talente aus dem europäischen Raum zu erspähen und sie, nach sorgfältiger Überlegung, an US-Colleges zu vermitteln. "Als er mich nach dem Spiel angeschrieben hatte, war ich erst skeptisch, habe nicht gleich geantwortet. Erst einen Tag später." Im August 2017 war das. Ein paar Wochen darauf hat sich Lorenz Metz dann im Rahmen eines Camps in Hannover beweisen müssen. Videos wurden dort gemacht, diese dann auf eine Internetseite hochgeladen . Anhand dieser und ein paar Fakten wählen die Trainer in den USA ihre Spieler aus. "Fünf Tage nach dem Camp hatte ich schon mein erstes Angebot." Vier weitere sollten folgen ...

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