1860-Präsident Reisinger exklusiv: "Ismaiks Feldzug ist strategisch motiviert"

14.11.2019 | Stand 19.09.2023, 1:22 Uhr

In der Kritik: 1860-Präsident Robert Reisinger (r., mit Sportchef Günther Gorenzel). −F.: Haist/imago images

Robert Reisinger (55) musste sich in den vergangenen Tagen viel anhören. Der Präsident des TSV 1860 München habe mit seinen Mitstreitern Ex-Trainer Daniel Bierofka aus dem Verein gemobbt, behauptete Investor Hasan Ismaik zuletzt mehrfach. Die Heimatzeitung hat Reisinger schriftlich mit den Vorwürfen konfrontiert – und er hat ausführlich geantwortet. Fünf zentrale Aussagen aus dem Interview, das am Mittwoch (13. November) im Sportteil der Passauer Neuen Presse erscheint:

Robert Reisinger über... Daniel Bierofkas Rücktritt und wie er davon erfahren hat: "Daniel Bierofka hat am Dienstag seine Bitte um Vertragsauflösung an die Geschäftsführer Michael Scharold und Günther Gorenzel herangetragen. Sie sind für den Profi-Spielbetrieb der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA zuständig und seine Vorgesetzten. Ich wurde von der Geschäftsführung informiert. Daniel Bierofka hat persönliche Gründe für seinen Entschluss geltend gemacht. Wir hatten uns im Präsidium noch am Tag zuvor um ein Gespräch mit Daniel Bierofka bemüht – vergeblich. Seine Entscheidung war zu diesem Zeitpunkt wohl bereits unumkehrbar. Wir respektieren Daniel Bierofkas Wunsch nach einer schöpferischen Pause. Die vergangenen zweieinhalb Jahre seiner Tätigkeit waren außerordentlich intensiv. Daniel Bierofka ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit, dessen Wirken als Spieler, Nachwuchsausbilder und Profitrainer beim TSV 1860 überaus positiv in Erinnerung bleibt. An der Grünwalder Straße steht ihm auch in Zukunft immer eine Tür offen."

...sein Verhältnis zu Daniel Bierofka: "Die Geschäftsführer Michael Scharold und Günther Gorenzel sind als Verantwortliche immer im direkten persönlichen Austausch mit Trainerteam und Spielern. Leistungs- und Zielgespräche mit den Angestellten der Profi-Fußballtochter und die Mitarbeiterführung gehören zu den Aufgaben der Geschäftsführung. Es ist nicht sinnvoll, wenn die Gesellschafter an den Geschäftsführern vorbei Parallelgespräche führen. Das Präsidium tut das auch nicht. Das schließt nicht aus, dass man als Präsidiumsmitglied nebenbei das eine oder andere aufmunternde Wort verliert. Vize-Präsident Hans Sitzberger hat einen engeren persönlichen Kontakt mit Daniel Bierofka gepflegt."

...über den Vorwurf Hasan Ismaiks, die Vereinsseite habe Bierofka aus dem Amt "gemobbt": "Unser Mitgesellschafter benutzt den Rücktritt Daniel Bierofkas, um auf seinem Rücken eine unfassbare Kampagne zu fahren. Ein übles Spiel mit den Emotionen von Fans. Dabei geht es nicht mal im Ansatz um den Menschen Bierofka. Er ist für ihn nur ein Werkzeug. Ismaiks Feldzug ist strategisch motiviert und hat mit einem befürchteten Machtverlust zu tun. Während der Abstiegssaison aus der Zweiten Liga verfügte unser Mitgesellschafter über eine nahezu unbeschränkte Machtfülle. Er hat nach Belieben Geschäftsführer und weiteres Personal aus seinem Umfeld eingesetzt, Spielerverpflichtungen mit Hilfe externer Berater getätigt, die Gesellschaft mit Krediten hoch verschuldet und dem Verein seine Bedingungen aufoktroyiert. Mit dem Absturz in die Regionalliga ist ihm diese Hoheit verloren gegangen und er kämpft seither mit allen Mitteln um die Wiederherstellung seines Alleinvertretungsanspruchs. Bierofkas Popularität und Beliebtheit bei den Fans wurde und wird von unserem Mitgesellschafter dafür in Stellung gebracht. Diese fortgesetzte Instrumentalisierung hat die Situation für unseren Trainer nicht leichter gemacht."

...über den bisherigen Erfolg der Online-Initiative #vereinenstattspalten: "Die Initiative kann schwer fruchten, wenn sich eine Seite dieser komplett widersetzt. Der Appell richtet sich an Mitglieder und Fans. Unser Mitgesellschafter glaubt, von einer Spaltung der Anhänger profitieren zu können. Wir sind im Präsidium anderer Ansicht."

...über seine Vision, wo 1860 München in fünf Jahren steht: "Der TSV 1860 München wird in fünf Jahren in einem ausgebauten Grünwalder Stadion in der Zweiten Bundesliga spielen. Sollte eines Tages für die Löwen die Erste Bundesliga sportlich wieder dauerhaft ein Thema sein, wird der Spielort neu zu bewerten sein. "