1:2 – Erlbach verschläft in Karlsfeld die Anfangsphase und am Ende reicht’s nicht mehr – Rot gegen Peter Schreiner

23.10.2016 | Stand 18.09.2023, 23:44 Uhr

Ich bin in der zwölften Klasse einmal in Geschichte ausgefragt worden und hatte nicht gelernt. Als die Lehrerin meinen Namen aufgerufen hat, habe ich zu ihr gesagt: "Das ist jetzt suboptimal." Sie hat mir das bestätigt, gelächelt und jemand anderen drangenommen; und ich war so naiv und habe gedacht, ich würde keine Note bekommen. Nach der Stunde bin ich zum Lehrerpult und sie hat mir gesagt: "So leicht habe ich noch nie einen Sechser hergegeben." Schöner Mist, denn für eine Vier hätte mein Wissen schon gereicht – aber da war es natürlich schon zu spät. Ungefähr genau so ist das Spiel des SV Erlbach am Samstag in der Fußball-Landesliga Südost bei Eintracht Karlsfeld gelaufen.

Schon nach 18 unbedarften Minuten waren die Schützlinge von Gästetrainer Robert Berg mit 0:2 hinten; scheinbar im Glauben, dass sie am Ende ein weiteres Mal ohne Niederlage davonkommen würden. Mit den ersten beiden Halbchancen des Spiels stellten die Gastgeber in Person von Lukas Regman (10.) und Milos Kobilarov (18.) die Weichen auf Sieg. Gegenwehr der Erlbacher war in der ersten Halbzeit wenig zu spüren, ein grundsätzliches Bemühen konnte man ihnen aber nicht absprechen. "Wir treffen im Moment einfach sehr oft falsche Entscheidungen. Wenn wir es schnell machen könnten, schlafen wir fast ein, und wenn Ruhe angesagt wäre, verhudeln wir den Ball," analysierte Abwehr-Leutnant Harald Bonimeier.

Die treu mitgereisten Gästefans unter den nur 80 Zuschauern bekamen zu Beginn der zweiten Hälfte einen anderen SVE zu Gesicht: kämpferisch, leidenschaftlich und mit großem Willen, das Spiel noch zu drehen. Den ersten Schritt dazu machte Marc Bruche in der 52. Minute. Nach einem Foul an Christoph Riedl versenkte er den Freistoß aus 23 m halbrechts unhaltbar über die Mauer hinweg. Karlsfeld führte nur noch 2:1, die Gäste hatten dann eine weitere Sturm-und-Drang-Phase, aber weder Sebastian Leitmeier (58.) noch Bonimeier (62.) noch Peter Schreiner (71.) konnten ihre Chancen zum Ausgleich nutzen.

Kurz vor Schluss nochmal eine Schrecksekunde für die Holzland-Kicker, die diese aber mit dem Glück des (teilweise) Tüchtigen überstanden: Nach einem schnellen Konter traf Regman nur den Außenpfosten. Zu allem Überfluss holte sich Schreiner nach einem Handspiel als letzter Mann die rote Karte ab (83.) und fehlt damit im nächsten Spiel. Der eingewechselte Manuel Gruber hatte per Seitfallzieher die letzte Chance, doch sein Versuch strich knapp über die Querlatte (90.+2). Es wäre ein sehenswerter Ausgleich gewesen und zu diesem Zeitpunkt zumindest auch nicht mehr ganz unverdient.

Hätte, hätte, Fahrradkette – wieder keine Punkte für den SVE. Damit ging es in der Tabelle auf Rang14, mit einem Spiel weniger als der Rest und zwei Punkten Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz (13). Die bis dahin punktgleichen Karlsfelder machten einen Sprung auf Position 10.

"In der zweiten Halbzeit war nicht alles schlecht, aber der Sch... bringt uns auch nicht weiter", fluchte Bonimeier. "Wos mechst do macha, wennst deine Chancen ned einebringst?", fragten die Fans nach dem Spiel, zeigten aber zugleich auch (Zweck-)Optimismus: "Dann versuch ma’s halt nächste Woche wieder." Es dann nicht nur zu versuchen, sondern endlich mal wieder einen Dreier einzufahren, wäre auch bitter nötig, denn nächsten Sonntag kommt mit dem TSV Eching eine der wenigen Mannschaften in den Raiffeisen-Sportpark, die in der Tabelle noch hinter Erlbach stehen.

Mut könnte übrigens auch Folgendes machen: Am Ende der zwölften Klasse hatte ich trotz meines Ausfragedilemmas doch noch eine Zwei im Zeugnis.