„Eine Wahnsinns-Saison“
Kienberger Maier schafft mit Ulm Durchmarsch – Warum er sich besonders auf die Veltins-Arena freut

09.05.2024 | Stand 09.05.2024, 11:30 Uhr

Platzsturm im Donaustadion: Nachdem der Aufstieg des SSV Ulm in die 2. Bundesliga fix war, gab es bei Fans, Funktionären und Spielern um den Kienberger Philipp Maier kein Halten mehr. − Foto: dpa

Es läuft die 90. Minute im ausverkauften Donaustadion. Der SSV Ulm führt 2:0 gegen den FC Viktoria Köln. Pünktlich pfeift Schiedsrichter Tom Bauer die Fußball-Drittligapartie ab. Nun gibt es kein Halten mehr. Ulmer Ersatzspieler, Trainer, Funktionäre und tausende Fans stürmen den Rasen, denn nun ist es fix: Die Spatzen spielen in der neuen Saison nach 23 Jahren wieder in der 2. Bundesliga. Vollkommene Ekstase – und mittendrin ist der Kienberger Philipp Maier. „Ich dachte, ich kenne das von letztem Jahr, aber das war nochmal eine Stufe größer“, erklärt der 29-Jährige, der seit Juli 2021 bei den Baden-Württembergern ist.

Auch ein paar Tage nachdem er mit seinem Team Geschichte geschrieben hat, „kann ich das noch nicht realisieren“, erklärt der Sechser, dessen großes Ziel noch vor einem Jahr die 3. Liga war. Künftig sogar noch eine Etage höher spielen zu dürfen, „ist wie ein Traum in einem Traum. Dass das so schnell wahr wird, ist unglaublich. Das sind Geschichten, die nur der Fußball schreiben kann.“ Zwei Aufstiege innerhalb von rund zwölf Monaten mit fast der selben Mannschaft zu schaffen, „das verbindet dich ein Leben lang, das ist etwas Besonders und ganz ganz selten“. Klar, dass das direkt nach dem Spiel gegen Köln am Samstag ausgiebig gefeiert wurde. Von der Kabine ging’s übers VIP-Zelt in die Stadt. „Bis die Sonne wieder aufgegangen ist“, erzählt Maier. Und auch am Sonntag zogen die Kicker von Restaurant zu Restaurant und erneut ins Stadion. „Das war schon ein Marathon, aber da muss man wie auf dem Feld über den wunden Punkt gehen“, sagt der Kienberger und lacht.

29-Jähriger fühlt sich in Ulm „rundum sehr wohl“

Die letzten beiden Saisonduelle werde er nun genießen. Nach dem Abschluss gegen den SC Verl gibt’s den Meisterpokal und die offizielle Meistersause in der Stadt, ehe es nach Mallorca geht. „Das ist dann ein guter Abschluss einer Wahnsinns-Saison“, schwärmt Maier, der bis Sommer 2025 einen Vertrag beim SSV hat und sich dort „rundum sehr wohl“ fühlt.

Vermutlich die Wenigsten hätten den Spatzen vor der Saison den Durchmarsch zugetraut. „Man träumt natürlich etwas. Wenn man dabei den Fokus aufs Alltägliche nicht verliert, ist das auch in Ordnung. Der Sport ist dafür da, sich die Träume ein bisschen zu erfüllen.“ Für Ulm war’s nahezu eine Runde nach Maß. „Wir sind konstant marschiert und eine der wenigen Mannschaften ohne richtige Niederlagenserie“, so der 1,90 Meter große Mittelfeldspieler. Nach so einem Erfolg ist es logisch, dass Maier zahlreiche Glückwünsche erhielt – auch von ehemaligen Teamkollegen wie etwa die Ex-Rosenheimer Thomas Masberg und Linor Shabani. „Ich habe mich über alle Nachrichten riesig gefreut“, erklärt der 29-Jährige, der früher unter anderem für den TSV 1860 Rosenheim und SV Wacker Burghausen auf dem Rasen stand und seinen heutigen Erfolg mehreren ehemaligen Coaches zu verdanken habe. „Du brauchst Trainer, die etwas in dir sehen. Dann kann man was draus machen.“ Einzelne Übungsleiter hervorzuheben, würde dem Ganzen nicht gerecht werden. Viel zu verdanken habe er zudem seiner Familie mit Papa Leonhard, Mama Brigitte und Bruder Thomas. „Nicht selbstverständlich“ sei beispielsweise gewesen, dass seine Eltern ihn regelmäßig – als Maier noch keinen Führerschein hatte – ins rund 45 Minuten entfernte Rosenheim fuhren und bei Spielen dabei waren, die nicht auf der großen Fußballbühne stattfanden.

Für den Kienberger schließt sich ein Kreis

Dort wird der Sechser nun in der kommenden Saison auflaufen. „Die 2. Liga ist eine große Liga, da freue ich mich immens drauf. Dort wird ein Highlightspiel das nächste jagen.“ Wie etwa Partien gegen Hertha BSC, den Hamburger SV, der zwar noch aufsteigen könnte, jedoch nur noch geringe Chancen hat, oder den FC Schalke 04. Mit der Begegnung in der Schalker Veltins-Arena schließt sich übrigens ein Kreis für Maier. Dort trat er nämlich schon einmal mit dem 1. FC Schweinfurt in der 1. Runde des DFB-Pokals 2020/21 gegen Schalke an. Bei der 1:4-Niederlage vor leeren Zuschauerrängen wegen der Corona-Pandemie saß er 90 Minuten lang auf der Bank. „Damals wusste ich nicht, ob das alles noch so Sinn macht, auf diesem Niveau weiterzumachen“, berichtet der Kienberger. Aber er blieb dran. „Jetzt kann ich nochmal die Chance ergreifen und eventuell vor ausverkauftem Haus spielen“, freut sich Maier.