100 Jahre Schützengau Landau
Schüsse im Wirtshaus und ein Flohmarkt-Fund

In 100 Jahren Schützengau Landau ist allerhand Kurioses passiert – Gefeiert wird das Jubiläum am 25. und 26. Mai

10.05.2024 | Stand 10.05.2024, 5:00 Uhr
Andrea Luderer-Ostner

Mit einem Salut wird das Gaujubiläum von den Böllerschützen am Sonntagmorgen angekündigt. − Fotos: Luderer-Ostner

Die Stadt Landau feiert den 800. Geburtstag – der Schützengau Landau den 100. Geburtstag. Die Gäste dürfen sich auf ein großartiges Fest mit vielen Ehrengästen freuen (siehe unten).

Der Schützengau besteht aktuell aus 25 Vereinen mit 3137 Mitgliedern, davon sind 282 Zweitmitglieder. Sechs Monate lang recherchierte Gauschützenmeister Hans Lautenschlager in den Zeitungsarchiven. Denn aus den eigenen Archiven war vieles in den Wirren des Zweiten Weltkrieges zerstört worden. Nach dem Neubeginn starteten die Vereine 1952 mit dem ersten Gauschießen wieder durch. Die Heimatzeitung blätterte mit Hans Lautenschlager in der Chronik.

Das Schützengau Landau wurde 1923 mit den Vereinen Freischütz Adldorf, D’Vilstaler Aufhausen, Weiß-Blau Eichendorf, Gemütlichkeit Ettling, Edelweiß Exing, Neuschwanstein Kleegarten, Hubertus Landau, Kgl. Priv. Feuerschützengesellschaft Landau (ehemals Stachelschützen, jetzt FSG Landau), Jagabluat Lappersdorf, Hubertus Pilsting, Schützengesellschaft Pitzling, Wildschütz Prunn, Schützenring Wallersdorf und der Schützengesellschaft Zeholfing gegründet.

Erster Gauschützenmeister war Franz Wimmer

Als erster Gauschützenmeister wurde Franz Wimmer von der FSG Landau gewählt. „Über die weiteren Gründungsmitglieder liegt leider kein Verzeichnis vor“, so Lautenschlager. Auch die Schützenkette ist nach den Kriegswirren von den amerikanischen Besatzungskräften beschlagnahmt worden und blieb erst einmal verschollen. Allerdings nicht für immer: Die Kette tauchte auf einem Flohmarkt im Labertal wieder auf. Wie es der Zufall so wollte, hat ein Gauschütze die Kette erkannt und erwerben können. So kam die Gauschützenkette wieder zurück.

Der letzte Gauschützenkönig vor dem Zweiten Weltkrieg war Oberlehrer Fischer aus Höcking. 1924 zum 700. Stadtjubiläum der Stadt Landau eröffnete seine Königliche Hoheit Prinz Alfons von Bayern, der Protektor der Bayerischen Schützen, das „6. Niederbayerische Bundesschießen“ in Landau. „Das war damals in Freiluft in der Zanklau“, weiß Hans Lautenschlager. Wieder ein Jahr später im August/September 1925 führt der Schützenverein Hubertus Pilsting die ersten Gau- und Bezirksmeisterschaften durch. Zum Endschießen, mit der Einlage von 0,50 Reichsmark winkte als erster Preis ein Gockel, der zweite Preis war ein Pfund Butter, dritter Preis 20 Eier, vierter Preis ein Paar Tauben und als fünfter Preis ein Kaninchen. „Diese Auszeichnungen sind heute undenkbar“, lacht Hans Lautenschlager und setzt hinzu: „Zur damaligen Zeit aber sehr attraktiv.“

Zweiter Weltkrieg brachte Sport zum Erliegen

Der Zweite Weltkrieg brachte dem Schützenwesen einen fast unüberwindbaren Rückschlag. Die Militärregierung betrachtete den Schießsport als Militarismus und verbot alles, was damit in Verbindung gebracht wurde. Die Chance für das Wiederaufleben des Schießsports bestand nach der Genehmigung der amerikanischen Dienststellen der untermilitärischen Schusswaffe nur mit dem Luftgewehr. Somit konnten sich die Vereine neu ordnen und den Schießbetrieb wieder aufnehmen.

1951 wurde Hans Wimmer zum ersten Gauschützenmeister gewählt. Während seiner Amtszeit wuchs der Gau von 67 auf beachtliche 780 Mitglieder an. Im selben Jahr gründete eine Theatergruppe den Schützenverein Jagabluat Heimhart. „Früher waren die Schießstände ausschließlich in den Wirtshäusern“, erklärte Hans Lautenschlager. In Lalling schoss man sogar von der Küche in die Wirtsstube, „über die Wirtin hinweg, die auf dem Kanapee lag und die Schießansagen machte“, erzählt Lautenschlager amüsiert.

1961 wurde Ludwig Zint von den Weiß-Blau aus Eichendorf zum ersten Gauschützenmeister gewählt. Dieser führte die Gaurunden ein. „Diese besteht seit 1961 ununterbrochen bis heute und ist Vorbild für Niederbayern und Bayern“, so Lautenschlager, der selbst seit 1960 aktiver Schütze ist. Die Gaukönigskette wurde 1961 von den Schützen Georg Vielweib und Hans Meier von den Hubertus-Schützen angeschafft.

Jeder Verein stiftete einen Taler und zudem wurde beschlossen, jedes Jahr ein Gaukönigsschießen durchzuführen. Am 8. November 1963 wurde der Verein Tannenzapfen Zeitlstadt wiedergegründet und am 21. Mai 1967 wurde Alois Zitzmann von den Feuerschützen Landau zum ersten Gauschützenmeister gewählt. „Er war es auch, der die einheitliche Vereinstracht für den Gau und das Schützenblattl einführte“, erklärt Hans Lautenschlager.

Bei der Gauausschusssitzung am 24. Oktober 1969 wurde beschlossen, dass Gauausschussmitglieder künftig bei Sitzungen und Versammlungen des Schützengaus im Schützenanzug mit Schulterstücken zu erscheinen haben. Bei Nichtbeachtung sind drei D-Mark bei Sitzungen und fünf D-Mark bei Versammlungen in die Gaukasse zu zahlen.

Trotz Gebietsreform blieben es zwei Schützengaue

Am 4. November 1972 war die Gauversammlung in Haidlfing. Nachdem sich Gauschützenmeister Alois Zitzmann nicht mehr zur Wahl stellte, sagte der damalige Gausportleiter Fritz Lubitz zu Rudolf Frankl: „Rudl, du machst an Sportwart und i mach an Gauschützenmeister dann bleibt der Schützengau Landau.“ Danach wurde Fritz Lubitz einstimmig zum Vorsitzenden gewählt. Er sprach sich nach der Gebietsreform für die Selbstständigkeit des Schützengaus Landau aus. „Geplant war ursprünglich, die beiden Gaue Landau und Dingolfing zusammenzufassen“, erklärt Hans Lautenschlager.

Und die Zeit der Schützenvereine veränderte sich weiter. 1974 wurde die Wurftaubenanlage in Erlau von Hubertus Haidlfing errichtet. Dort fanden während des Umbaus der Wurftaubenanlage der Olympiaschießanlage Hochbrück die Bayerischen Meisterschaften statt. 1976 wurde der 1. Jugendfernwettkampf des Gaus durchgeführt. Der Schützenverein Enzian Ganacker hat sich aufgelöst. 1983 wechselten der Schützenverein Frohsinn Ruhstorf und Alpenrose Langgraben vom Schützengau Rottal-Inn nach Landau.

Änderungen bei den Schützenvereinen

1984 gründeten sich die Lindenschützen Höcking, es war eine Vereinigung der Schützenvereine Felsenschützen Usterling-Zulling, Eichenlaub Thanhöcking und Wuchtigschützen Oberhöcking. 1987 fand der Niederbayerischer Schützentag in Landau statt. 1988 wurde bei der FSG Landau die Bogensparte eingeführt, Initiator war der damalige Schützenmeister Klaus Wallner.

1992 wurde Carola Hannecker von den Vilstaler Aufhausen Landesjugendkönigin. 1993 ist bei der Gauversammlung Alfons Baumgartner zum 1. Gauschützenmeister einstimmig gewählt worden. In den 1980er Jahren waren die Schützen bei den Bällen sehr aktiv. „Zu dieser Zeit veranstaltete jeder Schützenverein seinen eigenen Schützenball“, erklärt Hans Lautenschlager. Gleichzeitig aber haben sich der Schießsport und die Vereine verändert. In den 1990er Jahren entstanden viele eigene Schützenheime. Von den aktuell 24 Vereinen im Gau schießen nur noch drei Vereine im Wirtshaus. Die Vereine wurden mit elektrischen Zuganlagen ausgestattet. Aktuell wird auf elektronische Schießstände umgesattelt. Die Anzahl der Schießstände von eins bis vier Stände je Verein machte die Durchführung von Gaurunden ab den 1980er Jahren fast unmöglich. Größere Schießveranstaltungen fanden nur in Schützenhäusern oder im Freien statt.

Einzig ein Olympiasieg fehlt bei den Erfolgen

Die Schützen sind auf bayerischer, deutscher und europäischer Ebene sehr erfolgreich. „Einzig ein Olympiasieger fehlt uns noch“, so Hans Lautenschlager. Wie läuft der Schießsport aktuell? „Sehr gut“, weiß der Gauschützenmeister und räumt ein, dass Corona den Vereinen doch sehr zusetzt. Mögliche Nachwuchsschützen gebe es wenige. „Keiner will sich mehr nach Terminen oder Vorgaben Vorschriften machen lassen“, so Lautenschlager. Während der Ausgangsperre hätten sich viele kleine Gruppen zuhause privat getroffen, die Vereine gerieten dabei oft ins Hintertreffen. Früher, wusste Lautenschlager, war es eine Ehre, die Fahnen zu tragen oder Vorstand zu sein. „Heute will keiner mehr Verantwortung im Ehrenamt übernehmen.“

Am 25. und 26. Mai feiert das Schützengau Landau das 100-jährige Bestehen. Bereits 1999, zur 775-Jahr-Feier der Stadt Landau, wurde groß mit einer Fahnenweihe gefeiert. Einen Tag zuvor suchte ein Unwetter die Bergstadt heim und hebelte das Festzelt aus. „Unser Ehrengauschützenmeister Alfons Baumgartner mobilisiert viele Helfer und so konnte das Fest am Sonntag pünktlich starten“, so Lautenschlager. 50 Leute packten mit an und die Feuerwehr Landau rückte mit der Drehleiter an.

2002 war der Aufstieg der Luftpistolenmannschaft Alpenrose Langgraben in die Verbandsliga, 2003 wurden Edith Lubitz, Helga Süß und Irene Degenhard Deutscher Mannschaftsmeister in der Disziplin Luftpistole 2003 und 2004 wurde Carolin Hillmeier von Hubertus Haidlfing Deutscher Meister in der Disziplin LP 5 schüssig.

Bei der Gauversammlung wurde Fritz Lubitz zum Ehrengauschützenmeister ernannt. „2013 hatten wir mit Regina Preu die Bezirkskönigin gestellt.“ Am 6. September 2018 stellte sich Alfons Baumgartner nach 25 Jahren als 1. Gauschützenmeister nicht mehr zur Wahl. Als Nachfolger wurde Hans Lautenschlager gewählt. Alfons Baumgartner wurde für seine langjährige Tätigkeit im Gau zum Ehrengauschützenmeister ernannt. „Im April 2022 war der Niederbayerische Schützentag in Landau. Mit dabei war der stellv. Ministerpräsident Hubert Aiwanger, was eine besondere Ehre für uns war“, so Lautenschlager.

DAS FESTPROGRAMM

Samstag, 25. Mai:
14 Uhr Preisschießen mit stv. Ministerpräsident Hubert Aiwanger, bei der Feuerschützengesellschaft Landau
18 Uhr Eintreffen in der Stadthalle
19 Uhr Eröffnung und Ansprachen mit stv. Ministerpräsident Hubert Aiwanger, Landeschützenmeister Christian Kühn, stv. Bezirksschützenmeister Heinrich Aigner, MdL Petra Loibl, Landrat Werner Bumeder, Bürgermeister Matthias Kohlmayer, Ehrengauschützenmeister Alfons Baumgartner und Gauschützenmeister Hans Lautenschlager
20 Uhr Ehrungen
21 Uhr Kabarett Trio Schleudergang
Sonntag, 26. Mai:
7 Uhr Weckruf
8 Uhr Eintreffen der Vereine in der Stadthalle und Standkonzert
9.30 Uhr Schießen der Böllervereine Gau Landau
9.45 Uhr Festzug
10.30 Uhr Festgottesdienst mit Segnung und Verleihung der Fahnenbänder durch Gaufestmutter Marianne Grieb und Ehrengauschützenmeister Alfons Baumgartner
11 Uhr Festzug von der Stadthalle über den Marienplatz bis Fleischgasse und mit Gegenzug Rückmarsch zur Stadthalle. Ansprachen in der Stadthalle
12 Uhr Mittagessen.