Die Kinderkrebshilfe Berchtesgadener Land und Traunstein hat am 1. Mai ihr Ferienhaus im Bayerischen Wald eingeweiht. Dort können Familien, die von einer Krebserkrankung betroffen sind, eine unbeschwerte Zeit verbringen. Warum und wie es zu dem Hauskauf kam, erklärt der Verein in einer Presseaussendung.
Ausgangspunkt geerbtes Haus im Traunsteiner Landkreis
Angefangen hatte alles damit, dass die Kinderkrebshilfe im Jahre 2022 ein Haus im Traunsteiner Landkreis geerbt hatte. Ein Haus, das zwar schön, aber für die Zwecke der Kinderkrebshilfe ungeeignet war. Also entschlossen sich die Verantwortlichen, das Haus zu verkaufen. Die Nachfrage war groß, eine heimische Familie bekam den Zuschlag.
Das Geld, das der Verein für das Haus bekam, durfte nicht auf der Bank verweilen, sondern musste, der Satzung des Vereins entsprechend, Familien zugutekommen, in denen Kinder, Jugendliche oder Eltern von Krebs betroffen sind. So keimte die Idee, ein Ferienhaus zu erwerben, in dem sich die betreuten Familien eine Auszeit vom oft beschwerlichen Alltag gönnen.
Aufenthalt nach oder während einer Therapie
Ob nach überstandener Therapie oder noch während der Akutzeit, in der das Immunsystem geschwächt ist und Patienten sich von der Umwelt isolieren müssen: Das Haus sollte alle Möglichkeiten offenlassen. So wurde schnell klar, dass es keine kleine Ferienwohnung werden sollte, sondern ein Haus mit Garten und vielen Freiheiten für Groß und Klein. Ein Ort, der ein Auftanken von Körper, Geist und Seele ermöglicht.
Der Freilassinger Rechtsanwalt Franz Tradler, Gründungsmitglied der Kinderkrebshilfe und rechtlicher Berater des Vereins, wurde mit der Suche betraut. Im Landkreis Regen im Bayerischen Wald stand ein geräumiges Haus zum Verkauf. Umgehend setzte sich Rosmarie Baumgartner, 1. Vorsitzende der Kinderkrebshilfe, in Bewegung, um sich über die Gegebenheiten zu informieren. Es stellte sich heraus, dass alles hervorragend dem Zweck entsprach.
Haus renoviert und Garten hergerichtet
Die Verkäufer, die selbst schon Erfahrungen mit der entsprechenden Krankheit gesammelt hatten, kamen dem Verein noch etwas im Preis entgegen, sodass man das Geld aus dem Verkauf des geerbten Hauses direkt in ein anderes Haus investieren konnte.
Im Oktober 2023 wurden die Schlüssel an Rosmarie Baumgartner, stellvertretend für die Kinderkrebshilfe, übergeben. Es folgten Renovierungsarbeiten, die Zimmer wurden bestückt und die Gartenanlage kinder- und familiengerecht hergerichtet.
Glücksfall bei Hausmeister und Haushälterin
Da sich der Verein nur aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Aktionen finanziert, muss er sparsam sein und kauft somit auch gerne bei eBay-Kleinanzeigen oder verwendet die Gebrauchtgegenstände aus dem vereinseigenen „Kaufhaus für’n guadn Zweck“. Dass der Großteil der Einrichtung gebraucht ist, sieht man dem Ferienhaus aber nicht an. Es unterstreicht jedoch den Gedanken der Nachhaltigkeit, der dem Team der Kinderkrebshilfe sehr am Herzen liegt.
Da der künftige Ferienort fast 200 Kilometer entfernt von Oberteisendorf liegt, mussten ein Hausmeister und eine Haushälterin angestellt werden. Das Glück war laut Bericht auch hier auf Seiten des Vereins. Der Hausmeister wohnt gleich nebenan und die Haushälterin im Nachbarort. So werden die Familien stets bestens versorgt sein und müssen sich um gar nichts kümmern.
Die Dorfgemeinschaft war eingeladen
Am 1. Mai war es endlich soweit: Das Ferienhaus konnte feierlich eingeweiht werden. Eingeladen waren die Dorfgemeinschaft der Gemeinde Prackenbach sowie die betreuten Familien der Kinderkrebshilfe. Zur Freude des Vereins kamen die Nachbarn zahlreich. Die Vorsitzende des Vereins zeigte sich in ihrer Rede sehr dankbar, wie wunderbar das Dorf den Verein unterstütze, aber auch stolz auf ihr 30-köpfiges ehrenamtliches Team, das angereist war, um gemeinsam das Haus zu eröffnen und zu feiern, dass diese Ruheoase für von Krebs betroffene Familien gefunden werden konnte.
Baumgartner bedankte sich bei allen lokalen Handwerkern für ihre Unterstützung. Außen entstanden ein Freisitz, Sandkasten, Trampolin, Schaukel und eine Feuerstelle. Auch Prackenbachs Bürgermeister, Andreas Eckl, sprach seine Anerkennung ob der Leistung des Vereins aus und versprach die Unterstützung von Seiten der Gemeinde, sowohl mit Rat und Tat, als auch finanziell.
Familien sind gerührt vom Angebot
Die einheimische Bevölkerung steht laut Bericht voll hinter dem wohltätigen Projekt und freut sich über die Bereicherung in der Dorfgemeinschaft. Mit Spenden und tatkräftiger Unterstützung hat sie ihre Anerkennung ausgedrückt. Ebenso erhielt das Ferienhaus in Prackenbach an diesem Tag den kirchlichen Segen.
Nach der Ansprache wurde gegrillt, Stockbrot über das Feuer gehalten, Bekanntschaften geschlossen und Erfahrungen ausgetauscht. Am Eröffnungstag konnte gleich die erste betreute Familie aus dem Landkreis Traunstein im Ferienhaus übernachten. Gerührt über das tolle Angebot, im Bayerischen Wald „Urlaub vom Schicksal“ zu machen, zeigten sich alle angereisten Familien.
Ohne Erbschaft wäre das Projekt nicht möglich
„Entspannen und Kraft schöpfen“, dies wünschen sie sich für ihre bevorstehende Zeit im Bayerischen Wald. Und so ermutigt auch an der Eingangstür ein Schild: „Lasst Kummer und Sorgen stets vor der Tür, dann seid ihr immer glücklich hier!“
An die Dame, die der Kinderkrebshilfe ihr Haus vererbte, erinnert eine posthume Ehrung im Eingangsbereich. Dort drückt die Kinderkrebshilfe ihren ewigen Dank an die Verstorbene aus. Denn ohne sie wäre diese Einrichtung nie möglich gewesen.
− red
