Im Bürgerzentrum Burgkirchen/Alz
„Ha?“ bedeutet Gaudi mit Tiefgang

600 Zuschauer amüsierten sich prächtig beim Auftritt von Musikkabarettist Helmut Binser

05.05.2024 | Stand 05.05.2024, 19:07 Uhr
Thomas Kaleta

Helmut A. Binser, der ganz in Schwarz gekleidete Mann mit Hut, ist ein echtes Original aus der Oberpfalz. − Foto: Kaleta

„Selten bin ich hier, daher habe ich eine Auslands-Versicherung abgeschlossen“, sagte schelmisch Helmut A. Binser, der Kabarettist aus Runding, zu Beginn seines Auftritts kürzlich in Burgkirchen. (Runding ist ein Dorf im Oberpfälzer Landkreis Cham.) „Selten“ bedeutete bei Binser einen konkreten Fall, als ihn hier in Burgkirchen vor drei Jahren die Abendglocken bei einer Open-Air-Aufführung unterbrachen.

Damals gab es einige Minuten weniger von seinem Programm, diesmal überzog er um beinahe eine Viertelstunde und zahlte es so den Burgkirchnern doppelt heim. Der mit 600 Zuschauern restlos ausverkaufte Saal des Bürgerzentrums Burgkirchen muss wie Balsam auf seine Künstlerseele gewirkt haben.

Die Bühne des großen Saals war karg ausgestattet worden. Ein Mikrofonständer, ein Hocker, darauf ein Bierkrug und eine Flöte, dazu die Diatonische und eine Gitarre. Der Rest war das Wort.

Helmut Binser brauchte sich vor der Bühnenbeleuchtung nicht zu verkriechen. Der 44-jährige Musikkabarettist, der eigentlich Martin Schönberger heißt, lieferte in Burgkirchen mit seinem neuen Bühnenprogramm „Ha?“ Gaudi mit Tiefgang. Die Leute amüsierten sich ununterbrochen an diesem Abend und hatten zumindest genauso viel Spaß dabei wie er selbst.

In seinem quirlig und spontan vorgetragenen Programm steckte übrigens eine gezielte Methodik: Viele Sketche, die er stets wie aus einem Füllhorn schüttete, bildeten mit dem Ablauf der Zeit einen Zusammenhang, den man als roten Faden bezeichnen kann. Wie bei der Geschichte über Frau Klimbacher, die Deutsch-Lehrerin. Sie konnte sich nie mit den Rundingern richtig verständigen, blieb aber nach ihrer Pensionierung trotzdem im Ort. Binser: „Sie fühlt sich nun pudelwohl bei uns – wie auf einem bezahlten Urlaub im Ausland.“

Runding bietet seinen Bewohnern wahrscheinlich nicht viel. Ein Mal im Jahr die Maibaumaufstellung, eine Kinderverlosung (die von manchen Eltern missverstanden werde) oder die Steindl-Kneipe mit ihrer gastronomischen Offerte „Haxen to go“.

Mit diesem Wirt und ihrem gemeinsamen Spezi, dem Jäger Willi brachen sie eines Tages auf nach Hamburg, also in die weite Welt. Dort wurde aus dem Bahnmuseum zufällig die Reeperbahn, mit allen Begleiteffekten. Danach, im Hotel, erkannten sie in Udo Lindenberg fälschlicherweise Udo Jürgens, den sie nach dem reichlichen Konsum von Kautabak und Ähnlichem zwangen, „seine“ Lieder wie „Griechischer Wein“ und „Atemlos durch die Nacht“ für sie vorzutragen.

Selbstverständlich hat Helmut Binser auch gespielt und gesungen in Burgkirchen/Alz, die Instrumente waren ja schließlich da. In einem Countrysong besang er den Service vom Dixie-Klo: „Ich brauche keinen Frack, nur meinen Truck.“

− kt