Verabschiedung im Rathaus
Simbachs Polizei-Chef geht in Ruhestand: „Würde jederzeit wieder Polizist werden“

30.04.2024 | Stand 30.04.2024, 12:28 Uhr

Bewegender Moment im Großen Sitzungssaal des Simbacher Rathauses: Nach seinen Abschiedsworten bekam EPHK Stephan Goblirsch lange anerkennenden Applaus von den Gästen. − Fotos: Bach

Viel Applaus zum Abschied gab’s für Simbachs Polizei-Chef, EPHK Stephan Goblirsch, der vergangene Woche bei einem Festakt von Polizeipräsident Roland Kerscher seine Ruhestands-Urkunde ausgehändigt bekam. Und zwar an dem Ort, wo vor acht Jahren seine Amtseinführung stattgefunden hatte: im Simbacher Rathaus.

Sichtlich bewegt stand Goblirsch am Rednerpult, während die Gäste im voll besetzten Großen Sitzungssaal anerkennend Beifall klatschten. Ab 1. Mai ist er offiziell in Pension. In seiner Abschiedsrede blickte Goblirsch auf insgesamt 44 Jahre als Polizist zurück. „Nach langen Jahren in Oberbayern mit Stationen Laufen, Altötting und Burghausen führte mich bereits 2007 mein Weg zurück in Rottal. Nach acht Jahren als stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Pfarrkirchen kehrte ich dann, 2016, als Leiter der Polizeiinspektion Simbach, wo ich zuvor schon für kurze Zeit war, zurück.“

Drei Monat nach Flut Dienst angetreten



Drei Monate nach der Flut-Katastrophe, bei der die Polizeiinspektion massiv in Mitleidenschaft gezogen worden war, trat Goblirsch seinen Dienst an. „Die Schäden in der Stadt waren überall deutlich sichtbar. Das Leid der Betroffenen überall zu spüren“, erinnerte er. Herausfordernd sei auch die Corona-Zeit gewesen, dazu die Verkehrs- und Unfallentwicklung auf der B12, aber auch das „schwere Busunglück im Vorjahr in Schladming, bei dem die Betroffenen aus dem Landkreis stammten“.

Die Grenzlage Simbachs stelle die Polizei auf deutscher und österreichischer Seite vor eine Vielzahl von Herausforderungen, die die „Kollegen der Simbacher Grenzpolizeigruppe nur gemeinsam mit unseren Partnern bewältigen können“. Goblirsch dankte in diesem Zusammenhang seinen österreichischen Kollegen vom Bezirkspolizeikommando Braunau, der Grenzpolizeidirektion und -inspektion Passau und der Bundespolizeiinspektion Passau. Ein weiteres Danke ging an die Blaulichtorganisationen im Landkreis, an die Justizbehörden in Landshut und in Eggenfelden. Und an die politischen Mandatsträger für den vertrauensvollen Austausch.

„Eine ganz besondere Anerkennung gebührt aber allen Bediensteten meiner Polizeiinspektion, die in den zurückliegenden Jahren außerordentliche Teamfähigkeit und Einsatzbereitschaft bewiesen haben. Ihr seid eine tolle Mannschaft“, so Goblirsch.

Ehefrau ist „meine künftige Chefin“



Persönliche Worte richtete er an seine Familie: „Ich weiß, das Leben mit einem Polizisten ist nicht immer leicht. Danke dafür, dass ihr meinen Beruf akzeptiert habt.“ Ab jetzt werde er nicht mehr Chef, sondern nur noch Vize sein. „Meine künftige Chefin sitzt hier vorne“, sagte er mit Blick auf seine Ehefrau Margit. Außerdem würden vier Enkelkinder und ein großes Sacherl, das es zu betreuen gilt, auf ihn warten. Mit den Worten „Ich war gerne Polizist und würde jederzeit wieder Polizist werden“, schloss er.

Zuvor hatte ihn Niederbayerns Polizeipräsident Roland Kerscher gewürdigt. Er sprach dabei die hervorragende Aufklärungsquote der Polizei Simbach an, mit der sich EPHK Stephan Goblirsch in den Ruhestand verabschiedet (wir berichteten bereits). „Die Aufklärungsquote lag im Vorjahr bei 75,3 Prozent, was im bayernweiten Vergleich einen Spitzenwert darstellt. Die 28 Kollegen der Dienststelle und die 18 Kollegen der Grenzpolizeigruppe leisten sehr gute Arbeit für die Sicherheit vor Ort“, so Kerscher.

Er blickte auf die Polizei-Karriere von Goblirsch zurück, die „mit der Anstellung im damaligen mittleren Dienst im März 1980“ begonnen hatte. Er lobte „seinen Führungsstil und seine große Erfahrung, die bei allen geschätzt waren“ und sein Engagement, dem es „auch zu verdanken ist, dass die Polizeiinspektion Simbach ein neues Dienstgebäude bekommt, dessen Spatenstich im vergangenen Jahr gefeiert werden konnte“. Die Fertigstellung und der Umzug seien für 2025 geplant.

Dann händigte er EPHK Stephan Goblirsch die Ruhestandsurkunde aus, die der scheidende Polizei-Chef übrigens auch quittieren musste, und überreichte Margit Goblirsch zum „Dank für das Verständnis, das sie in den vielen Jahren aufgebracht hat“ einen Blumenstrauß.

Ein Nachfolger ist noch nicht gefunden



Der Polizeipräsident weiter: „Auf die Verabschiedung eines Dienststellenleiters folgt üblicherweise die Amtseinführung eines Nachfolgers. Leider kann ich Ihnen jedoch heute noch keinen neuen Leiter vorstellen.“ Dies sei dem bayernweiten Ausschreibungsverfahren geschuldet, das noch nicht final abgeschlossen sei. Er könne aber versichern: „Simbach wird wieder einen Polizeidienststellenleiter bekommen.“ Bis dahin wird Goblirschs bisheriger Stellvertreter, PHK Tobias Moldaschl, kommissarisch die Polizeiinspektion leiten.

In seinem Grußwort dankte Simbachs Bürgermeister Klaus Schmid Goblirsch „für den langjährigen Einsatz für die Sicherheit der Simbacher Bürger und für die vertrauensvolle Zusammenarbeit“. Kurze Wege und funktionierende Drähte zwischen Polizeiinspektion und Rathaus seien Stephan Goblirsch immer ein sehr großes Anliegen gewesen. Außerdem sei er sehr auf Bürgernähe bedacht gewesen. „Und auch seine ruhige und stets sachliche Art wussten wir zu schätzen.“ Als Dankeschön überreichte ihm Klaus Schmid den Bayerischen Löwen in Porzellan.

Ein weiteres Grußwort kam von Landrat Michael Fahmüller, der „Goblirsch und seine Arbeit sehr geschätzt hat. Sie sind für mich immer ein Beispiel für einen Polizeibeamten, der mit einer gewissen Gelassenheit, aber auch mit großer Konsequenz gehandelt hat. Sie haben dazu beigetragen, diesen Landkreis sicherer zu machen“. Auch er hatte ein Geschenk dabei: eine Flasche „Landkreis-Gin“.

Und auch Andreas Holzhausen, stellvertretender Personalratsvorsitzender beim Polizeipräsidium Niederbayern, wünschte für die „neue Zeit das Allerbeste“. Goblirsch habe es „immer verstanden, Probleme auf Augenhöhe zu lösen“.

Viele Gäste zum Abschied gekommen



Als Gäste beim Festakt mit dabei waren neben den schon genannten: Polizeivizepräsident Manfred Gigler, die Dienststellenleiter der umliegenden Polizeiinspektionen, Oberstaatsanwalt Martin Strunz, Richterin Claudia Gabriel, dazu die Bürgermeister der Gemeinden im Dienstbereich der Polizeiinspektion Simbach, Kreisbrandrat René Lippeck, der Geschäftsführer des BRK-Kreisverbandes, Andreas Rehrl, der Ortsbeauftragte des THW Simbach, Klaus Kohout, Polizeidirektor Stephan Schrottenbaum von der Bundespolizeiinspektion Passau, Major Andreas Huber vom Bezirkspolizeikommando Braunau, Chefinspektor Ludwig Heise von der Polizeiinspektion Braunau, der Leiter der Abteilung Polizeiverwaltung beim Polizeipräsidium Niederbayern, Leitender Regierungsdirektor Harald Doblinger, Simbachs Stadtpfarrer Dekan Joachim Steinfeld sowie Pfarrer Christian Muschler, der Schulleiter des Tassilo-Gymnasiums, Oberstudiendirektor Edgar Nama, und Realschuldirektor Alexander Leibelt. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Bläserensemble Reut unter der Leitung von Rainer Hirsch.