Erinnerung an die Opfer der Bürgermorde
Gedenken an Zeugen der christlichen Fundamente in Altötting

29.04.2024 | Stand 29.04.2024, 16:00 Uhr

Bürgermeister Stephan Antwerpen legte im Beisein von Vertretern aus Kirche, allen voran Stadtpfarrer Dr. Klaus Metzl (rechts), aus Politik und Gesellschaft einen Gedenkkranz in der Rastkapelle nieder. − Foto: Dorfner

Der Opfer der Bürgermorde ist am Sonntag in der Stiftspfarrkirche traditionell mit einem Gottesdienst gedacht worden, in dessen Folge in der Rastkapelle auch wieder ein Kranz niedergelegt wurde.



Stadtpfarrer Dr. Klaus Metzl ging eingangs in seiner Predigt auf die „von menschenverachtenden Ideologien getriebenen“ Kriege in der Ukraine und „in der Heimat Jesu“ im Nahen Osten ein. Doch nicht nur auf die aktuellen großen Konfliktpunkte gelte es zu achten, der Blick müsse auch gerichtet werden auf menschenverachtende Entwicklungen und Bewegungen in der hiesigen Gesellschaft.

Bürger wollten Zerstörung der Wallfahrtsstadt verhindern



Denn wie schnell derartige Ideologien übergreifen können, zeige der Blick in die Geschichte des Dritten Reiches: In den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges, am 28. April 1945, wollten mutige Bürger die Zerstörung der Wallfahrtsstadt verhindern und diese an die heranziehenden Amerikaner kampflos übergeben. Die Nazi-Schergen aber verhinderten dies und ließen diese dort, wo heute die Christus-in-der-Rast-Kapelle ist, ohne Gerichtsverfahren erschießen.

Der Stadtpfarrer nannte die Namen: Landwirt und Mühlenbesitzer Josef Bruckmayer, Lagerhausverwalter Hans Riehl, Verwaltungs-Oberinspektor Martin Seidl, Verlagsbuchhändler Adam Wehnert und der Administrator der Heiligen Kapelle Monsignore Adalbert Vogl. Der Elektromonteur der Firma Esterer Max Storfinger starb ebenfalls an seinem Arbeitsplatz, so dass mit Landrat Josef Kehrer „insgesamt sieben bewährte und untadelige Männer Opfer des untergehenden nationalsozialistischen Terrorregimes geworden sind“.

Auch heute Gesellschaft sehr genau prüfen



Ihr Gedenken solle nicht nur ein Blick in die Vergangenheit sein, sondern eine bleibende Mahnung, dass auch wir heute – jeden Tag neu – uns selber und unsere Gesellschaft sehr genau prüfen müssen – wohin sie sich – und wir mit ihr – entwickelt. Und dazu brauche es einen Maßstab, dazu brauche es Werte und Gebote. Die Grundwerte unserer Gesellschaft kämen aus dem christlichen Glauben an einen personalen und barmherzigen Gott, der die Liebe zum Maßstab allen Denkens und Handelns erhoben hat. Die Sozialprinzipien – Personalität, Solidarität und Subsidiarität – seien in ihrer Unverfügbarkeit ohne einen barmherzigen Gott nicht denkbar. Der Prediger zeigte sich überzeugt: „Je mehr der christliche Glaube mit seinen Wertvorstellungen und Orientierungsmaßstäben verdunstet und verloren geht, umso leichter werden es die Verführer dieser Welt haben, die Oberhand über die Herzen und Gedanken der Menschen zu gewinnen.“ Deshalb hätten Christen die Verantwortung und die Pflicht, die christlichen Grundwerte allen vorzuleben und diese auch einzufordern. Denn nur so werde die Gesellschaft auch in Zukunft in Frieden und in Wohlfahrt sowohl nach innen als auch mit den Nachbarn weltweit einer guten Zukunft entgegengehen können. Diese Überzeugung sei heute bei weitem nicht mehr so selbstverständlich, wie sie es noch in den Jahren nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches war. Eines aber sei sicher, so Metzl: „Wahrheit war, ist, und wird nie eine Frage der Mehrheit sein.“

Der 28. April 1945 bleibe für die Altöttinger Bürgerschaft ein Erinnerungstag, der jedes Jahr wieder neu Anlass sein sollte, um über die Fundamente des Zusammenlebens nachzudenken und, wenn nötig, Korrekturen vorzunehmen, schloss der Prediger.

Am Ende des Gottesdienstes suchten Vertreter der Geistlichkeit, der Gesellschaft und der Politik noch die Rastkapelle auf und gedachten der Opfer der Bürgermorde. Im Namen der Stadt legte Bürgermeister Stephan Antwerpen einen Kranz zum Zeichen der Erinnerung nieder.

− red