Bürgerfrage zum Bahnhof in Garching
Nach wie vor keine Nutzung vorgesehen: Empfangsgebäude am Bahnhof bleibt weiterhin zugesperrt

26.04.2024 | Stand 26.04.2024, 15:05 Uhr

Die ehemalige Bahnhofsrestauration (rechts) wird derzeit als Mehrfamilienhaus saniert. Das Empfangsgebäude des Bahnhofs (links) steht dagegen seit über zwei Jahren leer. − Foto: Süß

Das Empfangsgebäude am Bahnhof in Garching ist seit über zwei Jahren zugesperrt, die Fenster sind teils vernagelt, es wird auch nicht mehr gepflegt. Das hat Hans Reitinger, ehemaliger Zweiter Bürgermeister der Gemeinde Garching, in der Bürgerfragestunde zu Beginn der April-Gemeinderatssitzung moniert.

Die ehemalige Bahnhofsrestauration – zuletzt ziemlich heruntergekommen – werde ja nun wieder hergerichtet. „Gut, dass sie restauriert und wieder ein Schmuckstück wird – am Eingang des Bahnhofs ist es in der letzten Zeit nicht mehr schön gewesen“, sagte Reitinger. Das Bahnhofsgebäude schräg gegenüber habe die Bahn aber – nachdem es 115 Jahre in Betrieb war – vor über zwei Jahren stillgelegt, dort gehe es nicht weiter.

„Das schaut nicht gut aus. Das wird nicht mehr gepflegt“, so Reitinger. Er bedauerte: Weder im Haushalt für 2024 noch in der Finanzplanung für die kommenden Jahre habe die Gemeinde Mittel dafür eingestellt – angesichts der 300000 Euro für die Friedhofsumgestaltung finde er dies wenig verständlich. „Da müssten wir doch auch ein bisschen Geld aufbringen können, um diesen Schandfleck anzugehen“, so Reitinger. „Es wäre bedauerlich, wenn auf der einen Seite ein Schmuckstück entsteht – und auf der anderen ein Schandfleck.“

„Schade, dass von der Gemeinde keine Initiative kommt.“



Auf der Strecke sei für viele ehemalige Bahnhöfe eine Anschlussnutzung gefunden worden, so Reitinger weiter. In Laufen als WC, in Kirchanschöring als Jugendtreff, in Tüßling habe ihn der Heimatbund erworben, „der schaut auch gut aus“. Er finde es nicht gut, wenn der Bahnhof vergammle, so Reitinger. „Schade, dass von der Gemeinde keine Initiative kommt.“

Bürgermeister Maik Krieger sagte zu, dieses Problem beim nächsten Treffen mit der Bahn thematisieren zu wollen. Für mögliche Förderungen müssten gegebenenfalls weitere Kanäle aufgemacht werden. Inzwischen hat sein Treffen mit der DB Netz AG stattgefunden, teilt Krieger nun auf Nachfrage mit. Dort habe er das Thema „auf dem kurzen Dienstweg“ angesprochen und darum gebeten, die Südostbayernbahn möge ihm mitteilen, was in Zukunft mit dem Bahnhof geschehen soll und ob es gegebenenfalls zum Verkauf steht. Ob ein Kauf für die Gemeinde in Frage käme, hänge aber natürlich wie immer auch vom Preis ab.

Wie eine Bahnsprecherin der Redaktion auf Nachfrage mitteilt, gibt es aktuell keine Planungen für eine zukünftige Nutzung des Gebäudes. „Bis vor einiger Zeit waren im Gebäude DB-interne Unternehmen eingemietet. Der dortige Fahrdienstleiterraum besitzt eine denkmalgeschützte Einrichtung. Aus diesen Gründen kann eine weitere Vermietung nicht in Erwägung gezogen werden“, teilt die Bahnsprecherin mit.

Gebäude wurde 1908 in Betrieb genommen



Das Empfangsgebäude am Bahnhof wurde 1908 zusammen mit der Bahnstrecke in Betrieb genommen. 2021 und 2022 hat die Südostbayernbahn den Bahnhof Garching umbauen lassen. Für den zweigleisigen Ausbau ABS38 mussten die alten mechanischen Stellwerke, die dort bereits seit über 100 Jahren ihren Dienst taten, durch neue elektronische Stellwerke ausgetauscht werden. Da diese neuen Stellwerke nicht mehr von Garching, sondern von Mühldorf aus gesteuert werden, hat die Bahn ihr Personal vom Garchinger Haltepunkt abgezogen. Seitdem ist das Empfangsgebäude zugesperrt und verrammelt. Sowohl das Empfangsgebäude am Bahnhof als auch die beiden Stellwerksgebäude, die ebenfalls nicht mehr benötigt werden, stehen unter Denkmalschutz.

Die Bahnhofsrestauration wurde Anfang des 20. Jahrhunderts zusammen mit dem Bahnhof gebaut und ist ebenfalls denkmalgeschützt. Das damals sehr schmucke Gebäude war zuletzt ziemlich schäbig geworden. Im Februar 2023 stimmte der Gemeinderat dann aber einem Antrag zur Sanierung des Gebäudes zu – sieben Wohneinheiten sollen laut diesem Antrag im Gebäude entstehen, daneben, auf dem ehemaligen Biergarten, wird ein weiteres Mehrfamilienhaus im selben Stil gebaut. Vor einigen Wochen haben die Arbeiten für die Baumaßnahmen begonnen und sind inzwischen in vollem Gange.