Trostberg
Mit der Akademikermütze in Trostberg ins Deutsch-Abi

Für 55 Abiturienten des Hertzhaimer-Gymnasiums gab’s am Donnerstag Büchner, Frisch, Schnitzler & Co.

25.04.2024 | Stand 25.04.2024, 18:00 Uhr

Glücksbringer gegen die Aufregung: Für die Abiturienten des Hertzhaimer-Gymnasiums Trostberg hatten die Fünftklässler Talismane angefertigt, die die Prüflinge durch das Deutsch-Abi begleiteten. − Foto: Hertzhaimer-Gymnasium

Rund 34000 Abiturienten in Bayern sind derzeit zu ihren entscheidenden Prüfungen angetreten. 55 davon besuchen das Hertzhaimer-Gymnasium Trostberg (Landkreis Traunstein) – 26 männliche und 29 weibliche. „Wir haben heuer einen relativ kleinen Jahrgang“, sagt Schulleiter Rudolf Schramm im Gespräch mit der Heimatzeitung.

Nicht nur bayernweit, sondern auf Bundesebene legten bereits am Montag die Abiturienten ihre erste schriftliche Prüfung ab – in Französisch. Denn: Seit 2017 gibt es wegen der Chancengleichheit ein bundesweites Zentralabitur für die vier Fächer Deutsch, Englisch, Französisch und Mathematik. Die Konferenz der Kultusminister der Bundesländer haben die Prüfungsaufgaben festgelegt. Laut Oberstudiendirektor Schramm waren es in Trostberg fünf Abiturienten, die am Montag ihre Französisch-Prüfung hinter sich brachten.

Interpretation, Analyse und argumentierender Text



Am Donnerstag stand nun von 8 bis 13.15 Uhr Deutsch auf der Tagesordnung im „Prüfungssaal“ Landkreisturnhalle. „Es waren auch alle 55 Abiturienten da“, berichtet Schramm. Zur Auswahl hatten sie fünf Themen: die Gedichtanalyse des modernen Gedichts „Unterwegs im Nebel“ von Jan Wagner im Vergleich mit einem Auszug aus „Homo faber. Ein Bericht“ von Max Frisch, die Interpretation eines Ausschnitts aus dem Drama „Leonce und Lena“ von Georg Büchner im Vergleich mit der Gestaltung eines Endes einer Beziehung in einem anderen Werk, die Interpretation des Anfangs der Erzählung „Ein Abschied“ von Arthur Schnitzler im Vergleich mit einem Abhängigkeitsverhältnis zwischen zwei Figuren in einem anderen literarischen Werk, die Analyse des Textes „Sire, geben Sie Begriffsfreiheit!“ von Gustav Seibt samt Auseinandersetzung mit Seibts Position zum Framing als Element öffentlicher Meinungsbildung in den Medien sowie das materialgestützte Verfassen eines argumentierenden Textes.

„Natürlich ist man als Schüler aufgeregt. Das gehört aber auch dazu, sonst würde man die Prüfungen ja nicht ernst nehmen“, beschreibt Schramm den Gemütszustand der Abiturienten, bevor sie zu ihren Füllern griffen. „Das legt sich aber schnell, wenn man in der Aufgabe drin ist.“

Aufmunternde Sprüche von den Fünftklässlern



Und dass die Aufregung schnell verflog, dafür sorgten die Glücksbringer, die die Fünftklässler unter der Regie von Kunstlehrerin Jana Mehler angefertigt hatten. Auf dem Tisch jedes Prüflings stand ein Glasgefäß mit einer kleinen Akademikermütze. In den Gefäßen befanden sich vierblättrige Kleeblätter und aufmunternde Sprüche. So konnten sich die Abiturienten frohgemut an Büchner, Frisch, Schnitzler & Co. abarbeiten.

Wie geht’s nun weiter nach den literarischen Exkursen? Schramm verrät’s: Am Freitag, 3. Mai, folgt nach Französisch und Deutsch das dritte Abiturfach – etwa Physik, Biologie, Informatik, Geschichte oder Sozialkunde. Die meisten Abiturienten haben laut Schramm jedoch Englisch gewählt. Mathematik steht dann am Dienstag, 7. Mai, auf dem Programm. Die mündlichen Prüfungen folgen nach den Pfingstferien von Montag, 3., bis Mittwoch, 5. Juni, sowie von Montag, 10., bis Mittwoch, 12. Juni. Jeder Abiturient muss in zwei Fächern ins Kolloquium. Sollte einer der Abiturienten seine Prüfungen etwas vermurksen, erhält er ab Montag, 17. Juni, in mündlichen Nachprüfungen die Chance, seinen Notendurchschnitt etwas aufzuwerten. „Aber das wollen wir doch nicht hoffen“, meint Schramm zuversichtlich. Die Abiturfeier mit Übergabe der Zeugnisse und vorherigem Gottesdienst findet am Freitag, 28. Juni, im Postsaal statt.

Bayernweit knapp 500000 Schüler mit G8-Abitur



Die Absolvia 2024 ist bayernweit der letzte Jahrgang, der noch das G8-Abitur „baut“. Nach Angaben des Kultusministeriums werden im Sommer insgesamt knapp 500 000 Schüler ein G8-Abitur abgelegt haben. Die ersten G8-Absolventen gab es im Abiturjahrgang 2011. Daher fanden vor 13 Jahren auch am Hertzhaimer-Gymnasium Trostberg zwei Abiturfeiern statt – die letzte eines G9-Jahrgangs und die erste eines G8-Jahrgangs.

Im Gegenzug gibt es durch die Rückkehr des G9-Konzepts im kommenden Jahr keine regulären Abiturprüfungen. Die G8-Schüler jedoch, die das Abitur heuer nicht bestehen, haben im kommenden Jahr die Möglichkeit, das Schuljahr nach G8-Bedingungen zu wiederholen. Dieses Auffangnetz, wie es Schramm nennt, bieten das Annette-Kolb-Gymnasium und das Chiemgau-Gymnasium in Traunstein an. Aber: Die Quote der bayerischen Schüler, die das Abitur nicht bestehen, liege regelmäßig im „sehr niedrigen einstelligen Bereich“, zitiert die Deutsche Presse-Agentur eine Sprecherin des Kultusministeriums.