Bilanzsumme steigt um 2,4 Prozent
Volks- und Raiffeisenbanken in Rottal-Inn ziehen positive Bilanz für Geschäftsjahr 2023

19.04.2024 | Stand 19.04.2024, 11:11 Uhr

Die beiden Genossenschaftsbanken im Landkreis zogen positive Bilanz: (von links) die Direktoren Stefan Sendlinger, Franz Xaver Kuttenhofer, Kreisverbandsvorsitzender Albert Griebl, Wilfried Pex, Christian Forstner und Alois Zisler. − Foto: Schön

„Wir haben ein starkes Ergebnis erzielt, die positive Entwicklung der vergangenen Jahre fortgesetzt und befinden uns weiter auf Wachstumskurs.“ Mehr als zufrieden war Albert Griebl, Vorsitzender des Kreisverbandes der Volksbanken und Raiffeisenbanken Rottal-Inn, als er das Geschäftsjahr 2023 Revue passieren ließ. Das tat er auch heuer wieder in großer Runde. Denn zahlreiche Bürgermeister des Geschäftsgebietes waren der Einladung gefolgt und ins Marktunterstützungszentrum nach Pfarrkirchen zur Präsentation der Geschäftszahlen gekommen.



Die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Landkreis Rottal-Inn blicken laut Griebl auf ein erfolgreiches Jahr 2023 zurück. Gleichzeitig schaue man trotz der globalen Unsicherheiten optimistisch und positiv nach vorne. „Mit unserem Geschäftsmodell und unserer demokratischen Struktur sind wir für die Zukunft gut aufgestellt“, sagte Griebl.

Bilanzsumme um 2,4 Prozent gestiegen



In konkreten Zahlen ausgedrückt: „Die Bilanzsumme ist um 2,4 Prozent auf 4,517 Milliarden Euro gestiegen“, freute sich der Vorstandssprecher. Das Kreditgeschäft sei trotz der ungünstigen Rahmenbedingungen mit Inflation, steigenden Zinsen und geopolitischen Schwierigkeiten gewachsen. Auch wenn das hohe Kreditwachstum aus den zurückliegenden Ausnahmejahren nicht erreicht worden sei. Daher sprach Griebl von einem „guten Wert“.

Das Kreditvolumen erhöhte sich um 1,4 Prozent auf nun 3,995 Milliarden Euro. Dieses Plus freute Griebl. Denn es zeige, dass investiert werde – sei es im privaten wie auch geschäftlichen Bereich. So sei im Privatkundengeschäft das Kreditvolumen um 2,4 Prozent auf 1,622 Milliarden Euro gestiegen. „Im gewerblichen Bereich wuchs das Kreditvolumen leicht um 0,7 Prozent auf 2,373 Milliarden Euro.“

„Die Banken spüren die Zurückhaltung bei Privathaushalten und Wirtschaft“, so Griebl. „Was mich aber grundsätzlich positiv stimmt, ist, dass die Zahl der Baugenehmigungen für Wohngebäude im dritten Quartal 2023 nach oben gegangen ist. Das könnte auf das Erreichen einer Talsohle im deutschen Wohnungssektor hindeuten, mit möglichen Erholungen in den kommenden Quartalen.“

Deutliches Plus im Einlagengeschäft



Der Wohnungsbau brauche neue Impulse, meinte Griebl in diesem Zusammenhang. Allzu oft würden zu hohe Standards verlangt, die es nicht brauche. Das mache das Bauen so teuer. Denn gerade die gestiegenen Kosten seien das Grundproblem, warum viele sich nicht trauen würden, ein Eigenheim zu schaffen. „Die Bauzinsen, die derzeit zwischen 3 und 3,5 Prozent liegen, seien nicht das Problem.“

Und auch beim Blick auf die Zinsentwicklung sei mit einer Umkehr der Europäischen Zentralbank (EZB) und Zinssenkungen im Jahresverlauf zu rechnen. Griebl erwartet einen ersten Schritt aber frühestens im Juni.

Ein deutliches Plus habe es im Einlagengeschäft gegeben. „Nach der Negativzinsphase sind die Banken wieder in der betriebswirtschaftlichen Normalität angekommen. Geld hat wieder einen Preis“, kommentierte Griebl. Das gesamte Kundenanlagevolumen wuchs um 5,7 Prozent auf 5,187 Milliarden Euro. „So etwas haben wir schon lange nicht mehr gehabt“, freute sich der Vorstandsvorsitzende. Die betreuten Kundengelder stiegen auf 3,149 Milliarden Euro (+ 2,9 Prozent). Das außerbilanzielle Kundenanlagevolumen machte einen Satz um 10,2 Prozent auf 2,037 Milliarden Euro nach vorne.

„Der Anstieg in diesen Bereichen zeigt, dass die Banken ihren Kunden gut verzinste Anlagen angeboten haben“, sagte Griebl. Und weiter: „Die Menschen sehen die in ihrer Heimatregion verankerten Banken als die richtigen Partner für ihre Finanzangelegenheiten – und das trotz aggressiver Lockzins-Angebote von Wettbewerbern.“ Diese Entwicklung bezeichnete er als „gigantisch“. „Denn jeder Euro, der zu uns kommt, bedeutet Vertrauen in uns.“

Die guten Wachstumsraten würden auch den positiven Effekt der angebotenen Beratung unterstreichen, da die Kunden von der Entwicklung der Kurswerte im Wertpapiergeschäft profitierten. „Auf lange Sicht zahlen sich Anlagen in Wertpapieren aus“, betonte Griebl.

49353 Genossenschaftsmitglieder, 118329 Kunden



Fest im Blick haben die Genossenschaftsbanken die Marke der 50000 Mitglieder. Ende des Jahres 2023 kamen sie auf 49353. Die Anzahl der Kunden beträgt 118329. „Bei einer Einwohnerzahl von rund 125000 Menschen im Landkreis lässt sich sagen, dass fast jeder Bürger des Landkreises Kunde bei einer Genossenschaftsbank ist. Darauf können wir stolz sein“, meinte Griebl. „Die Zahlen sind auch ein Beweis, dass wir regionale Banken nichts an Attraktivität eingebüßt haben. Genossenschaft ist so modern wie nie.“

Auch als Arbeitgeber würden die Raiffeisenbank Arnstorf und die VR-Bank Rottal-Inn eine wichtige Rolle spielen. Man zähle 669 Mitarbeiter in 28 personenbesetzten Geschäftsstellen und internen Bereichen. Aus den Beschäftigungsverhältnissen resultiert eine abzuführende Lohnsteuer von 5,95 Millionen Euro. „Die heimischen Kommunen dürfen sich über eine Gewerbesteuerzahlung in Höhe von 8,33 Millionen Euro freuen – ein Plus von fast drei Millionen Euro“, so Griebl.

Ein besonderes Augenmerk lege man auch auf die Förderung der eigenen Fachkräfte. Aktuell seien 42 Auszubildende im Einsatz. Das regionale Engagement spiegle sich in einer Spendensumme von 270000 Euro für Vereine, Kindergärten, Schulen sowie gemeinnützige, soziale und karitative Einrichtungen im Landkreis wider.

Mit Blick auf das Jahr 2024 ist Griebl trotz der Unwägbarkeiten optimistisch: „Wir Volks- und Raiffeisenbanken sind die Banken der Zuversicht. Deutschland kann seine Zukunft besser gestalten. Wachstum ist dauerhaft möglich und auch wichtig, um den Wohlstand des Landes zu sichern. Die Volks- und Raiffeisenbanken in Rottal-Inn sind auf jeden Fall gut vorbereitet. Wir wirtschaften umsichtig und werden so den soliden Erfolgskurs fortsetzen.“

Vortrag über kommunale Wärmeplanung



Im Rahmen der Veranstaltung hatte Wolfram Schöberl von C.A.R.M.E.N. e.V. zum Thema „Wärmenetze – ein wichtiger Baustein der kommunalen Wärmewende“ referiert. Diese Thematik stieß bei den anwesenden Bürgermeister nicht ohne Grund auf großes Interesse. „Wurde doch die ,Kommunale Wärmeplanung‘ den Gemeinden ins Pflichtheft geschrieben“, wie Griebl meinte.

Motivation für eine Wärmewende sei, dass noch über 80 Prozent der Wärme über fossile Brennstoffe entstehe, wie Schöberl erläuterte. Hinzukommen würden hohe Preise für Heizöl und Erdgas – während insbesondere Hackschnitzel günstig seien. Obendrein gebe es derzeit hohe Förderungen für effiziente Gebäude und effiziente Wärmenetze.

Wichtig für eine kommunale Wärmeplanung sei die Erstellung eines strategischen Fahrplans für eine nachhaltige und möglichst günstige Wärmeversorgung. „Ein Wärmenetz lebt davon, dass möglichst viele mitmachen“, betonte Schöberl und schlug daher einen Runden Tisch vor. Vorteile einer zentralen Wärmeerzeugung im Vergleich zu einer eigenen Anlage seien überschaubare Anschlusskosten. Außerdem habe man keinen Betriebsaufwand und keinen Raumbedarf. Als Beispiel nannte Schöberl eine Hackschnitzelheizung, die für einen Privathaushalt schwer umsetzbar sei. Ein Wärmenetz sei aber nur sinnvoll, wenn die Abnehmer genügend dicht zusammenliegen würden. Außerdem erläuterte Schöberl, welche Typen von Wärmenetze und Betreibermodelle es gebe.