Suche nach Ausgleichsflächen
Minister kommt mit Kompromiss für Schutzzonen im Nationalpark Bayerischer Wald gut an

18.04.2024 | Stand 18.04.2024, 19:55 Uhr

Gemeinsame Ziele in Sachen Nationalpark Bayerischer Wald: Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber und Leiterin Ursula Schuster am Donnerstag nach einer Beiratssitzung in Neuschönau. − Foto: Karl

Der Nationalpark stand dieser Tage bei Naturschützern medial in der Kritik, weil zwei Flächen aus einer (eigentlich) geschützten Naturzone entnommen werden sollen, um dort den massiv auftretenden Borkenkäfer zu bekämpfen. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber hat bei einem Besuch am Donnerstag die Wogen geglättet.



Der Nationalpark und dessen Verantwortliche standen dieser Tage bei Naturschützern medial massiv in der Kritik, weil zwei Flächen aus einer (eigentlich) geschützten Naturzone – insgesamt 17 Hektar – entnommen werden sollen, um dort den massiv auftretenden Borkenkäfer zu bekämpfen. Renommierte Verbände geißelten die Pläne und sprachen von einem „Tabubruch“. Zuvor hatten offenbar besorgte Waldbauern im Umfeld der borkenkäfergeplagten Regionen Alarm geschlagen. Zwischen den Fronten stand die neue Nationalparkleiterin Ursula Schuster. Am Donnerstag kam quasi deren Vorgesetzter, Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler), zur Beiratssitzung nach Neuschönau und hatte auch einen Vorschlag zur Güte im Gepäck: Er erwähnte Ausgleichsflächen für die beiden betroffenen Management-Areale, um deren Suche sich nun Ursula Schuster kümmern werde. Zugleich aber war es dem Minister wichtig zu betonen, dass man trotz der Herausnahme der erwähnten Managementflächen – 0,1 Prozent der Naturschutzfläche – so oder so das Ziel, 75 Prozent des Nationalpark-Areals als Schutzzone getreu dem Motto „Natur Natur sein lassen“ bewahre.

„Wir sind auf einem sehr, sehr guten Weg bei diesem bayerischen Aushängeschild – gemeinsam mit Frau Schuster, die seit einem halben Jahr im Amt ist und heute ihre erste Beiratssitzung hatte“, sagte Glauber nach der Sitzung des Gremiums im Hans-Eisenmann-Haus. Dort hatte zuvor eine über 40-köpfige Runde unter Vorsitz Glaubers getagt. Diesem großen Kreis gehören Vertreter vielerlei politischer Träger und Ministerien aus Deutschland und Tschechien, anliegender Kommunen und vor allem aus betroffenen Institutionen, Verbänden und Vereinen an.

75 Prozent Schutzzone waren und sind künftig nicht gefährdet

„Ich bin schon in medias res bei der Umsetzung der Ziele – angefangen von der Schaffung und Erhaltung eines Naturjuwels über die Umweltbildungsarbeit bis hin auch zur Forschung – die uns fordern und herausfordern“, sagte Ursula Schuster. „Und ein wichtiges Thema derzeit ist natürlich die Bewältigung der Borkenkäferkalamität. Hier sind wir mit großem Nachdruck dabei, unserer Verantwortung gerecht zu werden und zu verhindern, dass der Käfer, wie es in der Nationalpark-Verordnung auch dargelegt ist, auf angrenzende Wälder überspringt. Wir sind dabei gut aufgestellt – sowohl was die personelle als auch die maschinelle Kapazität anbelangt.“

Die Managementzone ist ein zwischen 500 und 1000 Meter breiter Streifen am äußersten Rand des Nationalparks, in dem der Borkenkäfer bekämpft werden dürfe. Das betreffende Gebiet liege zwischen Bayerisch Eisenstein und Lindberg (Landkreis Regen), sagte Schuster. Glauber ergänzte, dass auch ohne die dortigen 17 Hektar die Schutzzone noch 75,29 Prozent der Gesamtfläche einnehme und die Fläche insofern gar nicht ausgeglichen werden müsste. Dennoch werde ein geeignetes Gebiet gesucht.
Glauber ging ein auf etliche Geschenke zum 50-jährigen Geburtstags des Parks 2020, die auch pandemiebedingt erst jetzt allmählich vollendet werden. Der Minister lobte gestern ausdrücklich auch die „hervorragende Umwelt-Bildungsarbeit“ im Nationalpark. Und er erwähnte den laufenden „großen Schwerpunkt, den Nationalpark für alle Menschen zugänglich und trotz der Rauheit des Waldes und der Natur barrierefrei zu machen“.

„Erfolgsgeschichte“ in die Zukunft führen

„Ich bin dafür, dass diese Erfolgsgeschichte Nationalpark Bayerischer Wald auch in die Zukunft geht – und das mit einem Miteinander. Und das ist heute im Beirat auch wieder dokumentiert worden.“ Dazu gehöre aber am Ende auch, dass man miteinander und mit Verständnis auch Management betreibt, so Glauber. Die Gemüter der Waldbesitzer und der Naturschützer sah er aktuell beruhigt. „Die Diskussion wurde heute von beiden Seiten sehr konstruktiv geführt. Die Debatte ums Borkenkäfer-Management aber wird bleiben. Die ist so alt wie der Nationalpark. Aber ich habe heute den Wert des Nationalparks und den dazu passenden Begriff ,Natur Natur sein lassen’ im Beirat oft gehört.“