Auftragsbücher nur knapp gefüllt
SHK-Handwerk leidet unter politischen Vorgaben – Obermeister: „Nur mit Handwerk kann Energiewende gelingen“

16.04.2024 | Stand 16.04.2024, 12:07 Uhr

Die Politik der Ampel-Regierung kritisierte SHK-Obermeister Josef Pflügl scharf. Diese macht ihm zufolge den Handwerkern teilweise das Leben schwer und verunsichere Investoren. − Foto: Wittenzeller

Am Donnerstag vergangene Woche fand in Marquartstein die SHK (Sanitär-/Heizung- und Klimatechnik) Jahreshauptversammlung statt, in der es – nicht zuletzt auch aufgrund vieler Gesetze, Verordnungen und Veränderungen, die das SHK-Handwerk tangieren – viel Gesprächsbedarf und deutliche Kritik gab.

Die Innung in den Gewerken Sanitär, Heizung, Lüftung, Kälte sowie dem Spengler-Handwerk (SHK) Traunstein ist mit 160 Mitgliedsbetrieben die mitgliederstärkste Innung in der Kreishandwerkerschaft Traunstein-Berchtesgadener Land. Dazu gehören auch die Landkreise Altötting, Mühldorf und Traunstein.

Obermeister Josef Pflügl setzte in seinem Jahresbericht und dem Bericht zur Lage des Berufsstandes viele kritische Statements. Bezüglich Umsetzung und der Kostenübernahme in der Energiewende seien viele Fragen offen. „Wer soll in 15 Jahren 23 Millionen Gasheizungen umbauen?“, hinterfragte er skeptisch. Die Krise am Bau und der massive Einbruch von Neubauten treffe auch das SHK-Handwerk.

„Ideologie-getriebenen Ahnungslosigkeit“

Auch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) kritisierte Pflügl – Stichworte: Holzheizungen und das Gebäudeenergiegesetz. Es herrsche Fassungslosigkeit in den Verbänden über die Gesetze und Verordnungen, die aus den Ministerien kämen. Der Obermeister sprach von einer „Ideologie-getriebenen Ahnungslosigkeit“.

Die „politisch verursachte Verunsicherung der Kunden“ habe diese bei ihren Investitionsentscheidungen „ausgebremst“. Eine der Konsequenzen: 80000 nicht verbaute Wärmepumpen stünden in Deutschland auf Halde. „Hier ist die Politik gefordert, mit einer gezielten Kampagne Vertrauen zurückzugewinnen.“

Die Betriebe befänden sich in einer schwierigen Gemengelage, betonte Pflügl. „Regional haben wir eine Auslastung bei den Spenglern von zehn Wochen, bei den Anlagemechanikern von elf Wochen.“ Die Bürokratie – das Lieferkettengesetz – komme jetzt noch dazu und sei für das Handwerk nicht mehr zu schultern.

Zufrieden mit der Zahl der Auszubildenden



Einem bundesweiten Rückgang der Betriebe stehen ein Zuwachs bei Beschäftigten und Auszubildenden gegenüber. In der Innung bestehen derzeit 211 Lehrverhältnisse (171 Anlagenmechaniker und 40 Spengler). „Wir sind zufrieden“, bilanzierte Pflügl. In einer Absichtserklärung mit dem Landratsamt Traunstein wurde festgehalten, dass die schulische Ausbildung der Lehrlinge im Handwerk dauerhaft am Standort Traunstein gesichert ist. Die Zusammenarbeit mit den Berufsschulen Traunstein und Mühldorf sowie dem Bildungszentrum der Handwerkskammer laufe gut. „Das Handwerk ist dafür bekannt, dass es Lösungen findet und für neue Technologien offen ist. Nur mit dem Handwerk kann die Energiewende gelingen“, sagte Pflügl.

Der stv. Kreishandwerksmeister Thomas Aigner ging auf die Zusammenarbeit der zwölf Innungen mit der geschäftsführenden Kreishandwerkerschaft Traunstein-Berchtesgadener Land ein. Er schilderte die Aufgaben der Körperschaft des öffentlichen Rechts wie die rechtliche Organisation des Prüfungswesens. Konstruktiv habe man in den vergangenen Monaten um einen fairen Verteilungsschlüssel der Kosten gerungen und diesen gemeinsam hinbekommen.

Christoph Manghofer von RL Technik Oberbayern ging auf einige Sachthemen ein, über die sich Mitglieder informieren und austauschen. Die Technik, welche Auszubildende erlernen müssen, werde immer komplizierter, berichtete Prüfungsvorsitzender Stefan Hoferer. 68 Anlagenmechaniker SHK haben die diesjährige Gesellenprüfung bestanden. „Wir haben einen Beruf mit Zukunft und der ist es wert, dass man ihn erlernt.“ Obermeister Pflügl freute sich, dass einige der anwesende Firmenvertreter und ehrenamtlich Aktiven in der Innung noch relativ jung sind.

Jahresrechnung war auchÜberblick über Aktivitäten

Dagmar Sinzinger von der geschäftsführenden Kreishandwerkerschaft Traunstein-Berchtesgadener Land präsentierte den Mitgliedern im Nachgang die Jahresrechnung 2023, deren Dimension her an die Zahlen eines mittelständischen Handwerksbetriebes herankommt. Sinzinger verschaffte mit Hilfe des Zahlenwerks auch einen guten Überblick über die Aktivitäten der Innung. Das positive Ergebnis verabschiedeten die Mitglieder ohne Gegenstimme und entlasteten die Vorstandschaft nach dem positivem Votum der Rechnungsprüfer Klaus Berreiter und Reinhard Bösch. Auch der Haushaltsplan des laufenden Jahres stimmten die Anwesenden unisono zu.

Interne Anpassungen und Verbesserungen standen bei der Abstimmung über die neue Satzung der Innung im Vordergrund. Diese wurde ebenfalls einstimmig verabschiedet. Den Rechnungsprüfungsausschuss übernehmen für das kommende Jahr wieder Berreiter und Bösch.

In seinem Fachvortrag ging Heinz Greuer vom Kompetenzzentrum für Arbeitssicherheit in Bayern in Bad Aibling auf Arbeitsschutz im Handwerk ein. Die regelmäßige Unterweisung von Mitarbeitern und die Beachtung aktueller Schutzbestimmungen seien von elementarer Bedeutung für die Betriebsverantwortlichen.

Bereits vor dem offiziellen Versammlungsbeginn informierten sich die Innungsmitglieder über das Nahwärmenetz in Grassau und besichtigten beim Biomassehof Achental das Heizwerk und den Holzvergaser.

− awi