Klassenerhalt noch möglich
Unfassbares Match mit verrücktem Ende: Simbacher Handballer verspielen Zehn-Tore-Vorsprung

16.04.2024 | Stand 16.04.2024, 10:44 Uhr

Sie packten zu: In der 1. Halbzeit klappte beim TSV Simbach im Spiel gegen Coburg II vorne und hinten fast alles, hier hindern Matthias Schimpf und Fabian Schwibach Armin Guss beim Wurf − leider konnte der Aufsteiger dieses Niveau nicht halten. − Foto: Alex Schmadel

Es ist noch alles drin − aber nach diesem Spiel schwimmt der Optimismus literweise den Inn hinab: Die Handballer des TSV Simbach haben am Samstag gegen den HSC Coburg II nach einer formidablen ersten Halbzeit beim 32:32 nur einen Zähler geholt und verspielten dabei einen Zehn-Tore-Vorsprung. Nach diesem unfassbaren Match freut sich wohl nicht nur Trainer Chris Schrädobler auf ein spielfreies Wochenende: „Das tut uns jetzt sicher allen gut.“

Dabei ist der Klassenerhalt in der Bayernliga immer noch möglich, sollte ob des Liga-Erhalts der HT München in der 3. Liga nur zwei Vereine in die Landesliga absteigen müssen. Vier Zähler liegt der TSV hinter Rimpar II: Würde der Aufsteiger zwei seiner drei letzten Saisonspiele gewinnen, u.a. gegen Rimpar II, und die Unterfranken keinen Punkt mehr holen, könnte der Klassenerhalt auf den allerallerletzten Drücker doch noch gelingen. „Wir schnaufen jetzt erst mal durch“, sagte Schrädobler, der es am Tag danach noch nicht begreifen konnte, was sich am Abend zuvor in der Richard-Findl-Halle zugetragen hatte.

Natürlich gingen Schwibach & Co. wie fast in jedem Spiel 1:0 in Führung, der Kapitän ließ es sich dieses Mal nicht nehmen, den Torreigen selbst zu eröffnen. Und die Innstädter machten weiter Dampf. Zupass kam ihnen dabei, dass es die Gäste im Angriff mit dem „siebten Mann“ probierten, also den Torwart bei eigenem Angriff von der Platte nahmen und dafür einen weiteren Feldspieler brachten. Doch diese taktische Maßnahme fruchtete wenig, denn den Coburgern unterliefen einige Fehler in der Offensive und weil ihr Torwart nicht rechtzeitig wieder zurück in seinen Kasten eilen konnte, gelangen den Hausherren einige simple Treffer ins leere Tor.

„Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit hingelegt, vorne und hinten diszipliniert agiert“, sagte der Trainer, der mit einem 22:13- Vorsprung mit mehr als einem Lächeln auf den Lippen in die Kabine ging. „Wir haben es aber klar angesprochen, dass wir in den ersten fünf Minuten weiter Gas geben müssen, um ihnen zu zeigen, dass hier für sie nichts geht.“

Doch die deutlichen Worte des Übungsleiters fanden offenbar nicht den Weg in die Köpfe der Spieler, denn nach dem Seitenwechsel probierten es die Coburger nicht mehr mit dem siebten Feldspieler – und holten von Minute zu Minute auf. Nach 45 Minuten reagierte Schrädobler das erste Mal auf das sich anbahnende Drama, der Vorsprung war inzwischen auf +4 geschmolzen.

Doch die Innstädter kriegten den Zug nicht mehr aufs Gleis, verloren komplett ihre Linie und sahen sich in Minute 57 sogar erstmals in Rückstand. „Sie haben konzentrierter gespielt und ihr Torwart kam auch in der 2. Hälfte“, sagte Schrädobler, der von draußen mitansehen musste, wie ausgerechnet in dieser kritischen Phase zwei Siebenmeter von Lukas Eichinger nicht den Weg ins Tor fanden. „Das kommt dann auch noch dazu.“

Zum Glück streckte Glückgöttin Fortuna dem TSV noch einmal die Hand aus, beim Stande von 31:32 erhielt der Aufsteiger 36 Sekunden vor Toresschluss noch einmal den Ball. Schrädobler „drückte“ den Buzzer – Auszeit. „Weil wir im Rückraum nicht mehr durchkamen, haben wir für Jan Syrinek auf rechts aufgelöst – und er sollte werfen. Entweder zieht er das Foul oder er trifft – oder er trifft nicht.“ Von den drei Möglichkeiten suchte sich der Tscheche die bestmögliche aus: Er traf. Mit der Schlusssirene. 32:32.

Hätte der TSV diesen Punkt nicht geholt, wäre der Abstieg am Samstag besiegelt worden. Rein rechnerisch kann der Aufsteiger den drittletzten Rang, der womöglich den Nicht-Abstieg bedeutet, noch mit zwei Siegen erreichen. „Das wird natürlich schwer, aber es ist nicht unmöglich“, sagt Schrädobler. Denn: Nach dem Auswärtsmatch in zwei Wochen in Bayreuth – da rechnen sich die Innstädter eher weniger aus – empfängt der TSV zuhause zunächst Rimpar II und am finalen Spieltag den TV Erlangen-Bruck. Konkurrent Rimpar hat unterdessen noch die beiden Spitzenteams aus Regensburg und Landshut in heimischer Halle zu Gast – es ist noch alles drin.