Lichter der Auferstehung
Die Geschichten hinter den handgestalteten Osterkerzen

30.03.2024 | Stand 30.03.2024, 5:00 Uhr

Ein Tattoo-Motiv als Vorbild für die Osterkerze: Der Rinchnacher Daniel Höcker konnte bei der Gestaltung der Kerze auf seinen Beruf als Tätowierer zurückgreifen.  − Fotos: Lagally

Es ist immer ein ganz besonderer Moment, wenn bei der Osternachtsfeier die Osterkerze unter dem Ruf „Lumen Christi“ in die dunkle Kirche getragen wird. Vorher ist sie am Osterfeuer vor der Kirche entzündet worden. An der Osterkerze werden die kleinen Lichter der Osterfeiernden entzündet, um so das Licht der Auferstehung zu den Menschen zu bringen. Möglich ist das dank einer Gruppe fleißiger Freiwilliger, die sich der Gestaltung der Kerzen angenommen haben.

Wochenlange Motivsuche



Einer von ihnen ist Daniel Höcker. Der Rinchnacher kam ganz unverhofft zu seiner Aufgabe als Kerzengestalter: Pfarrer Konrad Kuhn fragte mehrmals bei den rund 30 Eltern der Kommunionskinder nach. Als sich zunächst niemand melden wollte, sprach der Pfarrer Daniel Höcker direkt an. „Dann hab ich gesagt, das mache ich – ich bastele ja schon auch sehr gerne“, erzählt Höcker.

Die erste große Aufgabe war das Auswählen des Motivs. Von Seiten des Pfarrers gab es keine Vorgaben, enthalten sein sollten lediglich die Jahreszahl, die Zeichen Alpha und Omega, die den Anfang und das Ende symbolisieren sollen – „und natürlich noch etwas kreuzähnliches“, so Höcker. Die vergangenen Wochen hat er in der Reha verbracht. So nahm die Suche nach dem Motiv sehr viel Zeit ein. „Während der drei Wochen in der Reha habe ich eigentlich die ganze Zeit das Internet durchgeschaut und immer und immer weiter gescrollt.“

Beim Durchstöbern der Inspirationsbilder bemerkte er, dass auf vielen der Kerzen der letzten Jahre Regenbogen enthalten waren. „Das wollte ich so nicht, ich wollte unbedingt etwas Eigenes machen – es soll ja auch nicht alles gleich aussehen“, erklärt er lachend.

Die Inspiration: Ein Tattoo



Das Bild, für das er sich dann letztendlich entschied, hatte er dabei die ganze Zeit schon im Kopf. Höcker ist Tätowierer. Das Motiv – eine leicht schräge Ansicht von Jesus mit einem Dornenkranz auf dem Kopf – ist eigentlich ein Tattoo, was er vor einiger Zeit schon einmal gestochen hat. Geformt aus Wachs ist es für ihn das ideale Motiv für die Osterkerze.

Als Daniel Höcker dann mit der Gestaltung beginnen wollte und die von der Kirche zur Verfügung gestellte Kerze auspackte, die Überraschung: Die Kirche hat vergessen, das Wachs zu bestellen. „Deswegen hat sich dann natürlich alles etwas nach hinten verschoben“, erzählt er. Fertig war Kerze dann erst Montagnacht nach rund vier Stunden Arbeit bis kurz vor Mitternacht.

Herausforderung durch die Details des Motivs



Mit der Umsetzung hatte Daniel Höcker keine großen Probleme. Sein Beruf ist eine gute Grundlage: „Ruhe, Geduld und Feinarbeit bin ich vom Tätowieren ja gewohnt“. Mit Hilfe einer Rasierklinge hat er die verschiedenen Symbole aus dem Wachs ausgeschnitten. Die vielen Details in Gesicht, Haar und Rosenkranz des Jesus-Motivs stellten dann aber doch eine Herausforderung dar: „Durch die vielen Feinheiten war es garnicht so einfach, den Jesus auf die Kerze zu bekommen. Das Gesicht ist immer wieder etwas auseinandergefallen“, erzählt Höcker. Mit der Hilfe seiner Mutter gelang es dann aber doch.

Auf die Frage, ob er die Gestaltung der Kerze beim nächsten Osterfest erneut übernehmen würde, zuckt er lächelnd mit den Schultern. „Also wenn‘s dem Pfarrer gefällt, würd ich es schon nochmal machen.“

Gestaltung der Osterkerze als Brauch der Tischmütter



Auch in Kirchdorf stammt die Kerze aus der gestalterischen Hand zweier Neulinge. Tanja Weiß und Sandra Wildfeuer sind, genau wie Daniel Höcker, über die Kommunionsgruppe ihrer Kinder dazu gekommen. „Es ist hier schon wie eine Art Brauch, dass eine der Tischmütter die Kerze gestaltet“, erzählen die beiden Frauen. Zuerst hat sich nur Tanja Weiß bereiterklärt, aber sie wollte es nicht alleine machen. „Und dann war zum Glück direkt auch die Sandra dabei“, erzählt Weiß.

Gemeinsam haben sie in Katalogen nach Inspiration gesucht. Schnell einigten sich Wildfeuer und Weiß auf ein Motiv geeignet: Ein schmales Kreuz und ein Herz, beides in Regenbogenfarben. Daneben goldene Verzierungen, die griechischen Buchstaben Alpha und Omega sowie die Jahreszahl. „Zum Glück jetzt auch die richtige“, lacht Sandra Wildfeuer. Da die Vorlage aus einem Katalog aus dem vergangenen Jahr stammt, hat sie zunächst die Zahl 2023 aus dem Wachs ausgeschnitten. „Tanjas Tochter hat dann im letzten Moment gefragt, ob da schon noch die richtige Zahl draufkommt“, erzählt Wildfeuer.

Temperatur der Hände entscheidend



Die ausgeschnittenen Wachsteile haben sie in den Händen aufgewärmt, um sie dann auf die Kerze zu kleben. Dabei standen die beiden Kirchdorferinnen vor dem Problem, dass ihre Hände zunächst zu kalt waren. Bei Daniel Höcker dagegen war es genau andersrum: „Meine Hände waren viel zu warm, da ist das Wachs dann überall festgeklebt.“

Regener Osterkerze von Hand bemalt statt mit Wachs beklebt



Für das Problem zu warmer oder kalter Hände bei der Gestaltung der Osterkerze hat Christl Pongratz aus Regen eine Lösung gefunden: Seit vielen Jahren bemalt sie die Osterkerzen für die katholische sowie für die evangelische Kirche in Regen. „Vor 40 Jahren habe ich mit dem Gestalten mit Wachs angefangen, aber das bemalen gefällt mir einfach besser“, sagt sie und zeigt stolz auf ihrem Handy Fotos der Kerzen aus den letzten Jahren. Zu sehen sind ganz unterschiedliche, detailreich gemalte Bilder rund um die Auferstehung in leuchtenden Farben.

Die Motive wählen immer die Pfarrer aus. Für Pongratz ist das angenehm: „Der Kern des Bildes ist ja auch immer derselbe, da ist es natürlich auch nicht so einfach, sich jährlich etwas Neues zu überlegen.“

Ihre Kerzen dann in der Kirche zu sehen, ist für Christl Pongratz etwas ganz Besonderes. Daher ist die Freude auf Ostern bei ihr schon groß. „Wenn sie dann in der Osternacht hereingetragen wird, das ist schon ein ganz tolles Gefühl“, so Pongratz.