Vom Spaß zum Brauch?
Bunte Ostereier rollen lassen: „Oarscheiben“ bereitet den Teisendorfern Freude

28.03.2024 | Stand 28.03.2024, 9:00 Uhr
Rosi Fürmann

Magdalena, Viktoria, Theresa und Maxi beim Spielen, im Hintergrund Wimmern, Hochstaufen und Zwiesel. − Foto: RoHa-Fotothek Fürmann

Zu Ostern die gefärbten Eier eine schiefe Ebene hinunterrollen zu lassen und daraus einen Wettbewerb zu schaffen – beim „Oarscheiben“ sieht man Neues und sich Wandelndes, wie auch in Teisendorf (Landkreis Berchtesgadener Land) zu sehen ist.

Aus einer lustigen Beschäftigung an den freien Tagen zu Ostern entstanden, könnte sich schön langsam ein Brauch entwickeln, so wie jeder andere Brauch über Jahrzehnte und Jahrhunderte in der Bevölkerung entstand, sich etablierte und immer wieder wandelte.

Färbung erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt



Das „Oarscheiben“ lässt sich nicht auf einen alten Brauch zurückführen. Das Färben der Eier – dies ein alter Brauch zum Osterfest – entstand aus der Notwendigkeit, die vielen in der Fastenzeit gelegten Eier zur Haltbarmachung zu kochen; denn Eier durften zur Fastenzeit wie Fleisch und vieles mehr nicht gegessen werden und man kann den Hühnern ja nicht einfach befehlen, in der Zeit keine Eier zu legen.

Gefärbte Eier wurden in Deutschland erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt. Den Eiern tageweise oder wochenweise verschiedene Farben zu geben, sollte praktischerweise in der katholischen Kirche für die in der Fastenzeit gelegten, durch Hartkochen haltbar gemachten Eier das Alter in der sechs Wochen dauernden Fastenzeit anzeigen.

60000 Jahre alten Funden



Weitaus älter als die christliche Tradition scheint das Dekorieren von Eierschalen mit den 60000 Jahre alten Funden von Straußeneiern im südlichen Afrika. Auch finden sich 5000 Jahre alte verzierte Straußeneier in antiken Gräbern der Sumerer und Ägypter. Über die Fastenzeit hinweg Haltbarmachen ist heute nicht mehr nötig, es entstehen aber wahre Kunstwerke in Farbe und Verzierung.

Osterbrunnen und im vergangenen Jahr erstmals für den Rupertiwinkel in Anger die auf dem Dorfplatz stehende Mariensäule wurden mit ausgeblasenen und bemalten Eiern geschmückt.Dieser Einfallsreichtum, der mit viel Arbeit verbunden war, zog die Blicke auf sich. In kleiner Runde – jedoch mit „viel Spaß an der Freud“ − trafen sich in den vergangenen Jahren immer mehr Familien, Freunde und Vereine zum „Oarscheiben“.

So funktioniert es



Zwei Rechen ineinander verhakt und die Stiele parallel gelegt, ergibt sich ein Gefälle. Die Eier rollen in der entstandenen Rille nach unten ins Gras. Jeder Teilnehmer legt ein Centstück auf sein Ei. In Folge lassen die Teilnehmer Ei um Ei nach unten rollen.

Trifft man ein Ei und fällt das Geldstück, darf der Teilnehmer das Geldstück behalten. Nach jedem Durchgang bekommen die Eier wieder ein Geldstück und es beginnt von vorne – Abwandlungen natürlich jederzeit möglich.