Veranstaltung des Bildungswerks
Vortrag in Teisendorf: Ist die Kuh ein Klimakiller? Experte klärt auf

19.03.2024 | Stand 19.03.2024, 9:00 Uhr

Kälber in einem Teisendorfer Betrieb: Wiederkäuer können Gras in hochwertige, für den Menschen verwertbare Nahrungsmittel veredeln, erklärt Peter Dufter. − Foto: Monika Konnert

Knapp 100 Interessierte haben den Vortrag „Ist die Kuh wirklich ein Klimakiller“ im Pfarrheim in Teisendorf (Berchtesgadener Land) verfolgt. Referent Peter Dufter zeigte die Zusammenhänge zwischen Welternährung, Klimaerwärmung und dem Konsum von heimischen Milchprodukten, Milch und Rindfleisch auf.

Experte für Kohlenstoffkreislauf in der Tierhaltung



Der Experte ist pensionierter Landwirtschaftsdirektor und war 24 Jahre Lehrer mit Schwerpunkt Tierhaltung an der Landwirtschaftsschule Traunstein. Er hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit dem Kohlenstoffkreislauf in der Tierhaltung und dem Wissenschaftszweig der Bioökonomie auseinandergesetzt.

Das Katholische Bildungswerk hatte zu der Veranstaltung eingeladen. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Johann Enzinger begrüßte die zahlreichen Zuhörer. Unter ihnen waren Dufters ehemalige Schüler, aber auch erfahrene Landwirte und kritische Verbraucher, wie das Katholische Bildungswerk im Bericht an die Heimatzeitung schreibt. Peter Dufter bezog sich auf zahlreiche wissenschaftliche Studien und verstand es, diese in einfachen Worten und einleuchtenden Zusammenhängen zu erklären, wie aus dem Bericht hervorgeht.

Vergleich mit einem Fußballfeld



Als anschauliches Beispiel für das Verhältnis von Ackerfläche zur nutzbaren Erdoberfläche zeigte er ein Fußballfeld. Nur 30 Prozent der Fläche stehen für den Ackerbau zur Verfügung. Auf einem Fußballfeld würde das lediglich die beiden Strafräume umfassen. Die verbleibenden 70 Prozent der Nutzfläche sind weitgehend Grasland. Nur die Wiederkäuer haben die „Superkraft“, dieses Gras in hochwertige, für den Menschen verwertbare Nahrungsmittel zu veredeln, wie Dufter erklärte.

Doch wie sieht es mit dem klimaschädlichen Methan aus, das die Kühe ausstoßen? Hier verwies Dufter auf die Abbaubarkeit des biogenen Methans und den Kohlenstoffkreislauf. Denn die gleiche Menge CO2, die die Kuh ausscheidet, wurde zuvor von ihr über die Futterpflanzen aufgenommen. Belegt wird dieser Zusammenhang auch durch Studien der Universität für Bodenkultur Wien, die darauf hindeuten, dass die Klimawirkung des Methans bei weitem überschätzt wird.

Analyse für heimische Landwirte aussagekräftig



Diese Analyse ist vor allem für die Landwirte im Berchtesgadener Land und Chiemgau aussagekräftig, weil sie sich auf weitgehend entsprechende Haltungs- und Weideformen bezieht.

Die Weideform, wie sie in der heimischen Gegend angewendet wird, ist zudem geeignet, die Humusschicht zu vergrößern und damit in erheblichem Umfang Kohlenstoff im Boden zu speichern. Neu für viele Zuhörer war die Erkenntnis, dass dieser Effekt im Dauergrünland höher ist als im Wald und bei weitem höher als im Ackerland.

Referent weist auf Einschränkungen hin



Blieb die Frage zu klären, ob die Rinderhaltung zu einer Nahrungskonkurrenz führt.Diese Frage konnte Dufter eindeutig verneinen. Denn für jedes Kilogramm veganes Lebensmittel fallen derzeit mindestens vier Kilogramm für den Menschen nicht essbare Biomasse an. Die Verfütterung dieser Biomasse ist die effizienteste Form der Verwertung.

Dufter schränkte aber ein, dass diese Aussage nur für die Weidehaltung, wie sie in unserer Region gepflegt wird, gilt. Wenn Ackerland genutzt wird, um hochwertige Proteine wie Getreide oder Soja als Futterpflanzen anzubauen, fällt die Ökobilanz zwangsläufig schlechter aus.

Rinderhaltung zur Pflege der Kulturlandschaft



Daneben verwies Dufter auf die Funktion der Rinderhaltung zur Pflege der Kulturlandschaft, hier vor allem auf die Almwirtschaft, die er als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zur Erhaltung der Biodiversität einforderte. Zum Abschluss forderte Dufter alle Zuhörer und Konsumenten auf, nicht nur die heimischen Milchprodukte und Milch, sondern auch heimisches Rindfleisch zu kaufen.

Damit kann jeder einen Beitrag dazu leisten, die heimischen Landwirte zu unterstützen, aber auch das ausgeklügelte Ökosystem vor der Haustür zu fördern. Nach einer Pause stand Dufter für Fragen Rede und Antwort. Der Eintritt war frei. Die Spendeneinnahmen gingen vollständig an „Die Tafel Teisendorf“.

− red