Deggendorf/Regensburg
Missbrauchsprozess in Deggendorf: Das sagt das Bistum Regensburg

10.01.2018 | Stand 18.09.2023, 2:29 Uhr

Seit Jahren sei das Bistum Regensburg bemüht, die Sensibilität für das Thema wachzuhalten. − Foto: Archiv/Armin Weigel/dpa

Das Bistum Regensburg sieht im Zusammenhang mit dem Deggendorfer Missbrauchsprozess gegen einen ehemaligen katholischen Priester Verbesserungsbedarf in der Vorbeugung von Straftaten.

Seit Jahren sei die Kirche bemüht, durch Präventionsschulungen und die Pflicht zur Vorlage erweiterter polizeilicher Führungszeugnisse die Sensibilität für das Thema wachzuhalten, "um genau solche Fälle möglichst zu verhindern", erklärte Generalvikar Michael Fuchs. Leider fänden Täter immer wieder Lücken, die sie ausnützten.

"Das Leiden des Kindes, dessen Fall in Deggendorf verhandelt wird, tut uns leid und muss uns bewegen, in den Präventionsanstrengungen nicht nachzulassen", so der Generalvikar. Dabei gehe es auch darum, Regeln noch eindringlicher zu fassen und interne Informationsflüsse zu verbessern. "Ich bin erschüttert darüber, dass sich der Beschuldigte an einen Jungen aus einer unserer Pfarreien heranmachen konnte", sagte Fuchs.

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Vor dem Deggendorfer Landgericht ist ein gebürtiger deutscher ehemaliger Priester der polnischen Erzdiözese Stettin angeklagt, in einem Zeitraum von über 20 Jahren fünf Buben 110 mal sexuell missbraucht zu haben, darunter auch einen Minderjährigen aus dem Dekanat Deggendorf-Plattling. Der einschlägig vorbestrafte Mann, der seit 2008 sein Priesteramt nicht mehr ausüben durfte, hatte sich 2015 laut Anklage das Vertrauen des dortigen Pfarrers erschlichen und mehrere Monate in einem Pfarrhaus gewohnt. In dieser Zeit wurde er von dem Pfarrer auch mit seelsorglichen Aufgaben betraut, obwohl das verboten war und das Bistum wie andere deutsche Diözesen bereits 2014 alle Pfarreien vor dem Mann gewarnt hatte.

Nach einer erneuten Warnmail des Ordinariats am 6. Oktober 2015 drängte der Pfarrer nach Darstellung des Bistums den Mann, die Pfarrei zu verlassen. Als sich die Mutter des Jungen einige Zeit später mit Missbrauchsschilderungen bei dem Pfarrer gemeldet habe, habe dieser sie umgehend zu einer Anzeige gedrängt, die zur Festnahme des Mannes geführt habe. Der Angeklagte machte auch am Dienstag, dem dritten Prozesstag, keine Aussage. Der Prozess wird erst am 22. Januar fortgesetzt.

− KNA