Landkreis Deggendorf
Sexueller Missbrauch in Deggendorf: So ging der falsche Priester vor

13.10.2016 | Stand 18.09.2023, 1:28 Uhr

Die Justiz wirft einem 52-Jährigen, der sich als Priester ausgegeben hat, vor, ein schulpflichtiges Kind sexuell missbraucht zu haben. − Foto: dpa

Es ist eine grausame Nachricht, die am Mittwoch bekannt wird: Ein ehemaliger Priester vergreift sich an einem Kind. Jahrelang ist er als falscher Pater unterwegs und erschleicht sich das Vertrauen von anderen Priestern und Hilfsbedürftigen. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen sexuellen Missbrauchs in einem Ort im Landkreis Deggendorf. (Hier geht es zur Erstmeldung)

Immer wieder nimmt der örtliche Pfarrer der kleinen Gemeinde im Landkreis Deggendorf Menschen bei sich auf. So hat er es auch im Mai 2015 mit einem Mann gehalten, der zusammen mit seiner Mutter ankam und sich als obdachloser Pater ausgegeben hat - und nun in U-Haft sitzt. "Ich nehme auch Alkoholkranke und andere Menschen mit Problemen auf. Das wissen die Leute hier", sagt der Pfarrer auf PNP-Nachfrage. Er möchte anonym bleiben.

An einen Betrug denkt er zunächst nicht. Dass Pater T. da schon jahrelang mit dieser Masche unterwegs war und in verschiedenen Bistümern vor ihm gewarnt worden war, weiß der Pfarrer damals nicht. Schon gar nicht, dass er laisiert, also aus dem Priesteramt genommen wurde und sogar wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt und inhaftiert war. "Er zeigte mir einen gefälschten Dienstausweis mit seinem Foto und Stempel", erzählt der Geistliche, der keinen Grund sah, nachzuhaken.

Der falsche Pater hielt Messen, nahm Beichten ab und begleitete mehrere Menschen seelsorgerisch. Der Ortspfarrer beschreibt den nun in Untersuchungshaft Sitzenden als "sehr fromm". Dabei scheint sich in dem kleinen Bereich des Wirkens des falschen Priesters Unglaubliches abgespielt zu haben. Der heute 52-Jährige hat wohl engeren Kontakt zu einem Kind geknüpft. Wie der Obdach gebende Pfarrer erklärt, habe sich der Verdächtige um die Familie"intensiv gekümmert". Er gewann anscheinend das volle Vertrauen der schon länger im Ort wohnenden Familie, indem er sich um alles kümmerte – nicht nur um seelsorgerische Themen. "Auch materiell", fügt der Pfarrer an.

Mehr zu dem Pfarrer, der nun nach seinem Wirken in U-Haft sitzt, sowie eine Stellungnahme des Passauer Generalvikars Dr. Klaus Metzl lesen Sie am Donnerstag auf Seite 3 Ihrer PNP (Online-Kiosk) oder hier als registrierter Abonnent.

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